Hexenwerk

Hexenwerk
Eine Sammlung gruseliger Kurzgeschichten von Viviella Federschleier.

Inhalt

Musik in der Nacht

Sie war zwar eine Abenteurerin, doch beschloss sie, sich eine Rast zu gönnen. Für eine Woche mietete sie sich ein Zimmer in einem Gasthaus.

Schon in der ersten Nacht begann sie vom Zimmer über dem Ihrem ein Geräusch zu hören. Ein leises kratzen und klopfen kaum hörbar, doch es war beständig, die ganze Nacht.

Der Mann, der das Zimmer bewohnte, war ein seltsames Kerl und sie mied das Gespräch mit ihm. Sie musste dies nur eine Woche ertragen und in dieser Zeit wollte sie keinen Ärger. Das Klopfen und Kratzen ergab ein faszinierendes Muster, das sich über die Woche in ihrem Kopf festsetzte. Doch die Woche verging und sie konnte das Gasthaus erholt verlassen.
Erst Jahre später, auf einem Schiff, lernte sie von Morsezeichen.

Sternenhimmel

Es geschah nicht oft, dass Han eine tiefschwarze Nacht in Ruhe genießen konnte. Und so saß er am Waldrand und blickte hinauf zu den Sternen.

Nur dort, wo das Blätterdach des nahen Waldes den Blick verwehrte, erschien der Himmel schwarz wie Onyx. Mit der Zeit war Han von dieser Schwärze noch mehr angetan als von den Sternen. Und so versank er schließlich in den Schlaf.

Am nächsten morgen blickte er mit müden Augen in dieselbe Richtung und erkannte, dass dort, wo er Bäume vermutete, eine Lücke war, die den Blick in den Himmel freigaben.

Etwas anderes hatte seinen Blick blockiert. Etwas Großes.

Seegras

Sie erinnerte sich gut an ihre Jugend. Jenen heißen Sommer lief sie oft mit ihrer Freundin den Steg entlang, ließ ihre Füße in das kühle Wasser und genoss das Gefühl von Seegras an ihren Füßen.

Jahre später besuchte sie den Hafen und fand ihn zerstört. Sie fragte einen nahen Bewohner was passiert war und dieser erwiderte, die Armee hätte alles zerstört. Man hätte herausgefunden, dass ein Kult dort Menschenopfer brachte, die Leichen an Steine band und ins Wasser warf.

Ein Wachmann erkannte es erst, als das Haar der Opfer, wie Seegras, gen Oberfläche trieb.

Der Zeichner

Sie wanderte und zeichnete gerne und so kam der Beschluss, wundervolle Orte im nahen Gebirge zu finden, wie von selbst.

Sie verbrachte dort zwei wunderbare Wochen und jeden Tag schien sie neue, atemberaubende Orte zu finden, die sie zeichnen konnte.

Dann begab sie sich zurück nach Hause und organisierte ihre Mappen.
Alle Bilder waren wundervoll, mit großer Detailliertheit gezeichnet.

Auch die Bilder, die sie nicht selbst gezeichnet hatte.
Jene, die sie selbst zeigten.
Schlafend.

Verloren

Nun, er hatte sich verlaufen, da gab es keine zwei Meinungen. Träge schlurfte er durch den Wald, bis er nachts völlig erschöpft an einer kleinen Hütte ankam. Er klopfte, doch niemand öffnete. Schließlich trat er ein, denn wenn der Besitzer heimkam, würde man sich sicherlich erklären können.

Er ließ sich ins Bett fallen und blickte sich um – Die Wände waren voller Bilder, schön gemalt, doch die bewegungslosen Blicke der porträtierten Personen schienen voller Hass, voller Argwohn und voller Niedertracht zu sein. Er versuchte die Bilder zu ignorieren und schließlich fiel er in einen unruhigen Schlaf.

Als er am nächsten Morgen aufwachte erkannte er, dass die Hütte gar keine Porträts hatte. Nur Fenster.

Eine kleine Nachricht

Er muss “Es” denken lassen, dass er noch schläft. Eines Nachts vernahm er einen Schrei, der ihm das Mark in den Knochen gefrieren ließ. Seine Eltern.
Doch vielleicht war es nur ein Traum. Zumindest hätte es das sein können, wenn nicht etwas die Tür geöffnet hätte und langsam die reglosen, schweren Körper seiner Eltern in den Raum hievte.

Es positionierte die Eltern so, dass sie ihn anstarrten, wie ein bizarres Kunstwerk, es ging sogar soweit, ein okkultes Zeichen an die Wand zu malen, die Wände mit Blut und einer Nachricht zu verzieren und sich unter seinem Bett zu verstecken.

Schließlich gewöhnten sich die Augen des Jungen an die Dunkelheit und er konnte durch einen Spalt in der Decke lesen, was das Wesen an die Wand geschrieben hat.
“Ich weiß, dass du wach bist.”


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