
Vorwort
Als ich vor einem Jahr Bürgen für meine Vereidigung zum Knappen suchte, stellte mir Schwester Dorothee Lightblessing die Aufgabe, eigene Gebete zu verfassen.
Für jeden Monat des Jahres jeweils eines.
Ich danke ihr aufrichtig für diese Herausforderung, an der ich ein Jahr lang gewachsen bin und dadurch viel Freude am Schreiben gefunden habe. Wenn ich es schaffe, eigene Worte zu finden, dann mag ich andere auch dazu ermuntern, dasselbe zu tun!
Es sind meine Worte für mich. Sie passen wahrscheinlich nicht für alle, aber wenn sie dennoch Inspiration stiften oder jemand darin Freunde findet, mag ich sie auch teilen.
Inhalt
Januar
Intention
Wille erwacht,
ein Funke in meinem Herzen
wünscht zu handeln.
Motivation entflammt,
malt die Zukunft vor Augen
Ungerechtes zu wandeln.
Ohne Vorsatz bedacht,
werden jedes Wort und Tun
ziellos unter Illusion.
Absicht erlangt,
handle ich auf dem Fundament
bewusster Intention.
Februar
Unterschied
Nicht alles liegt in meinen Händen,
außer Schild und Axt.
Nicht alles liegt in meiner Macht,
außer willensstark zu bleiben.
Nicht alles erreicht meinen Einfluss,
außer mein eigenes Herz.
Nicht alles findet ein gutes Ende,
außer meiner Entscheidung weiter zu hoffen.
Ich mache den Unterschied.
März
Meditationsgebet
Wie die Axt in meiner Hand,
entspringe ich der Tiefe der Erde.
Wie eine Erzader im Stein,
reicht meine Hoffnung tief.
Wie das Feuer der Schmiede,
lodert meine Seele hell im Licht.
April
Hilflosigkei
Die Kerze brennt herab,
ich wende den Blick nicht fort.
Die Flamme lodert schwach,
ich finde kein tröstendes Wort.
Wärme verlässt die Hand,
obwohl ich sie umfasse.
Hilflos, fern von Hoffnung,
wenn ich sie der Pein überlasse.
Die Angst wird lähmend,
im Angesicht des schwindenden Lichts.
Ein frisches Feuer entfacht,
ich stelle mich dem Nichts.
Ein Brennen in der Brust,
ich habe Zorn in mir gefunden.
Im gerechten Urteil gesprochen,
wird die Finsternis überwunden.
Mai
Erwartungen
Ich wollte mich beweisen,
mit Stolz die Erwartungen erreichen
und meine Taten preisen.
Ich wollte mir beweisen,
aus Angst vor den Vergleichen
nicht als unwürdig zu entgleisen.
Ich werde Beharrlichkeit haben,
meinen Fehlern nicht ausweichen
und mich nicht vergraben.
Ich schwor, die Schwere zu tragen,
die meine Entscheidungen haben.
Juni
Glühwürmchen
In der Dunkelheit eingefangen,
sehe ich kaum meine eigene Hand.
In der Dunkelheit verloren,
labt sich die Angst wie ein Brand.
In der Dunkelheit verirrt,
bin ich nur ein kleines Licht?
In der Dunkelheit entdeckt,
mein Wille findet neues Gewicht.
Ein Funken geboren,
die Zeit drängt am schnellsten.
In der Dunkelheit …
leuchten Glühwürmchen am hellsten!
Juli
Titellos
Mitfühlend richte ich meinen Blick
auf die Welt.
Ich sehe Freude und Schmerz,
höre Gelächter und Tränen.
Beharrlich bleibt mein Wille,
nicht wegzusehen.
Ich halte die Hoffnung nah,
Hand und Herz offen.
Respektvoll richte ich jedoch,
wo Unrecht getan.
Meinen Worten folgen Taten,
zu schützen, heilen oder vergelten.
August
Das Licht
Mein Gedanke an dich,
die Wärme im Herzen,
Freude eines Wiedersehens.
Ein unbändiger Wunsch,
die feste Umarmung
zur richtigen Zeit.
Die inspirierenden Ideen,
erwachen aus einem Traum,
meine Lebenslust.
September
Kampfsegen
Möge mein Schild
über den Schutzlosen bleiben,
mein Licht die Verletzten heilen
und mein Schwert in richtender Hand weilen!
Esarus Thar no’Darador!
Oktober
Verpflichtung
Was ist falsch, was ist richtig?
Die Antwort ist oft undurchsichtig.
Hin- und hergerissen, wo bin ich?
Zwischen der Gefahr und dir.
Wie vergesse ich nicht meine Pflicht?
Mit einem Scheit ins lodernde Licht.
November
Willenskraft
Meine Stärke liegt nicht im Stahl,
sondern im Willen zu richten.
Worauf sich mein Auge lenkt,
um Ungerechtigkeit zu schlichten.
Meine Kraft entspringt der Entscheidung,
die zur Handlung führt.
Bewusst und zielgerichtet,
nicht im ersten Impuls verschnürt.
Meine Macht kommt aus Kontrolle,
die ihre Gefühle versteht.
Bereit, mit Intention umzusetzen,
was mir sonst blind entgeht.
Dezember
Winterhauch
Die Fackel wird weitergetragen.
Ihre Flamme entfacht die nächste.
Ich trage das Licht mit mir,
scheine für andere den Weg.
Wir sind verbunden im Licht,
verschmolzen in seiner Wärme.