An’arkhana – In den Höhlen des Teufelswaldes
Prolog
Es gab Gerüchte und Hinweise. Und ja, schon wieder über Kultisten. Die schienen in letzter Zeit überhand zu nehmen, wie mir schien. Beinahe alles hatte mit irgendwelchen Kultisten zu tun. Diese Gerüchte und die Hinweise, die wir von den zuvor gefangen genommenen Kultisten (siehe vorherigem Band) bekommen hatten, handelten von einer Gruppe im Teufelswald. Im Norden dieses Gebietes sollten sich Höhlen befinden, in denen sie sich herumtrieben. Die hiesigen Druiden hatten bereits ihre Last mit der dort befindlichen Natur, gegen Kultisten, die irgendwelche finsteren Pläne hatten, waren sie schlicht nicht vorbereitet. Und so wurde das wieder ein Auftrag für die An’arkhana, die sich dort einmal umsehen sollte.
Inhalt
Kapitel 1 – Erster Besuch
Es war nur ein kleiner Teil der Einheit an diesem Unternehmen beteiligt. Neben mir und der Alchemistin war da noch Zauberer, der scheinbar mal seinen gemütlichen Sessel gegen einen echten Einsatz tauschen wollte. Fand ich recht bemerkenswert, immerhin hielt er sich ja sonst gerne vornehm im Hintergrund.
Die Erkundung des Gebiets war nicht besonders schwer. Den Teufelswald als Wald zu bezeichnen war eine Beleidigung für jeden anderen Wald. Halb abgestorbene, verkrüppelte Bäume, grünlich schimmernde Seen und alles roch nach Verwesung und Moder. Fußspuren waren in diesem Bereich einfach zu finden und sie führten uns direkt zu einer Höhle.
Natürlich erkundeten wir besagte Höhle und fanden ziemlich schnell raus, dass sie nicht nur recht klein, sondern auch leer war. Oder fast leer. An einer Stelle fanden wir halb im Boden vergraben eine Art Talisman, basierend auf satyrischem Handwerk. Wie sich herausstellte, befand sich im Inneren noch eine Projektion, doch das Gesagte war völlig unverständlich. Als wir die Höhle schließlich verlassen wollten, hörten wir vom Eingang her Stimmen und versteckten uns. Drei Gestalten näherten sich uns, gekleidet wie typische Kultisten. Ein Gnom, eine Hochelfe und ein Ork.Wir versteckten uns und legten für die Drei einen Hinterhalt. Alchemistin schnappte sich den Gnom, der ein Stück vorgelaufen war, drückte ihm ein Tuch getränkt mit Aether ins Gesicht und wartete ab. Es dauert nicht lange, bis der kleine Kerl einschlief. Ich warf eine Aetherphiole auf die beiden Anderen. Die Hochelfe sank fast augenblicklich zusammen, was den Ork veranlasste kurz zu lachen, bevor er selbst das Gas zu spüren bekam. Doch er war groß und massig, er steckte einiges weg, daher fiel er nicht um, sondern begann zum Ausgang zu rennen. Ich knurrte genervt, nahm zwei tiefe Atemzüge, um hinter der Grünhaut her zu rennen und dabei die Luft anzuhalten. Ich wollte schließlich nicht selbst meine eigene Medizin zu kosten bekommen.
Ich zog einen Wurfdolch und warf ihn dem Ork in die Beine. Die Klinge traf den Oberschenkel und brachte die Grünhaut ins straucheln. Immerhin wurde er langsamer und das war alles, was ich brauchte. Als ich nah genug heran gekommen war, stellte ich dem Ork ein Bein und er fiel der Länge nach hin. Damit er auch bloß nicht wieder aufstand, sprang ich ihm mit beiden Beinen auf den Rücken. Ich hörte ihn ächzen, aber er war ein ordentlicher Brocken und ich hingegen nur ein Fliegengewicht. Er würde sich wieder aufrappeln, daher zog ich schließlich meinen schweren Dolch und zog dem Ork den Knauf über den Hinterkopf. Endlich lag er still.
Der Kampf war schnell entschieden und alle Feinde lebten noch. Das war mal was neues. Wir verfrachteten sie in den sturmwinder Kerker, um sie die nächsten Tage zu verhören. Und was wir dort erfuhren, veranlasste uns, noch einmal dem Teufelswald einen Besuch abzustatten.
Kapitel 2 – Zweiter Besuch
Das Verhör brachte einiges zum Vorschein. Nicht nur hatten wir die ganze Sache ein wenig unterschätzt, denn wir erfuhren, dass es noch weitere Höhlensysteme gab, in denen sich die Kultisten bequem gemacht hatten, sondern auch, dass die Anführer sich hinter Masken verbargen und die Drei, die wir geschnappt hatten, nur eine Patrouille gewesen waren, die das Pech gehabt hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. Außerdem, so erfuhren wir, sollten sich noch Gefangene in den Höhlen befinden.
Wir rückten also noch einmal aus, dieses Mal suchten wir, dank der Angaben der Gefangenen, nach dem richtigen Zugang. Der Höhleneingang war schnell gefunden und zu unserem Erstaunen nicht bewacht. Damit man uns nicht sofort entdeckte, kleideten wir uns den Kultisten nicht unähnlich. Und so gab es auch kein Alarm, als wir in den Tiefen auf die ersten Kuttenträger trafen. Es war ein großer Raum und es waren drei Kuttenträger, ein Orc, eine Kaldorei und ein Dunkeleisenzwerg, die um ein Feuer saßen und irgendetwas richtig widerliches aßen, was ich nicht genauer identifizieren konnte. In einem Käfig befanden sich drei Gefangene, die vor sich hin dämmerten. Wir gaben uns als eine der Patrouillen aus und die Kultisten waren tatsächlich einfältig genug, uns das ohne ein zweites Mal hinzusehen abzunehmen. Ein weiterer Orc stand weiter hinten an einem Tisch voll mit Tinkturen und Fläschchen und schrieb irgendetwas auf ein Stück Papier. Ich näherte mich ihm vorsichtig, denn ich wollte herausfinden, was er denn da so machte, als der Orc sich uns zuwendet und mit kratziger Stimme sprach. » Berichtet über die Druiden! « Mehr sagte er nicht. Ich war unschlüssig, was er hören wollte und blickte zu meine Begleitern zurück, als Zauberer plötzlich vor trat und zu reden begann. »Die Dinge haben sich nicht verändert. Sie arbeiten weiterhin daran, die Verderbnis umzukehren und stolpern dabei schlimmer als Kinder, die ihre ersten Schritte machen. Aber die Worgen die sie beschützen sind wachsam. Zu viel Präsenz, als dass das ein Zufall ist. Eine der vorherigen Patrouillen muss dort aufgefallen sein, aber nicht schlimm genug, dass sie uns hier finden würden. «
Ich blinzelte bei den Worten und war beeindruckt von dem Improvisationstalent von Zauberer, das hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Der Orc war von dem Monolog genug abgelenkt worden, so dass ich einen Blick auf seinen Experimentierbereich werfen konnte. Auf dem Tisch befanden sich verschiedene Kräuter, wie Gromsblut, Sonnengras und Traumblatt, in frischen, wie auch in getrocknetem Zustand. In diversen Gläsern befanden sich breiartige Flüssigkeiten und Mixturen der verschiedenen Kräutern. Er experimentierte wohl herum, aber was er erreichen wollte, daraus wurde ich nicht schlau. Als der Orc mich schließlich doch bemerkte und mir einen finsteren Blick zuwarf, hob ich abwehrend die Hände und zog mich zurück. Wir sollten jetzt noch nicht zu viel Aufmerksamkeit erwecken.
» Ich verstehe. Solange wir hier sicher sind. Und jetzt weg mit euch. Holt euch etwas zu essen, solange noch etwas da ist. « Damit wendete er sich wieder seinen Experimenten zu.
Wir zogen uns weiter zurück, dachten aber nicht daran uns zu den drei Kultisten zu setzen, sondern gingen tiefer in die Höhle hinein.
Es dauerte nicht lange und wir kamen in einen weiteren Raum. Dieser war fast kreisrund und hatte in der Mitte ein Loch, durch das man eine Etage tiefer sehen konnte. Um das Loch herum waren unzählige Kerzen gestellt, von denen die meisten brannten und so dem Raum ausreichend Licht spendeten. Ich trat nahe an den Rand und warf einen Blick nach unten. Ich konnte gerade noch einen Kultisten in Begleitung eines Teufelshundes ausmachen, bevor dieser die gewundene Treppe nach oben nahm und in wenigen Augenblicken auf der anderen Seite des Raumes auftauchen würde.
» Ich glaube, wir bekommen gleich Besuch « meinte ich und deutete auf die gegenüberliegende Seite. » Wir sollten diesen… gebührend empfangen. «
» Sehen wir, dass wir ihm nicht gleich ins Auge fallen.. ich kümmere mich um Stille. « meinte Zauberer daraufhin und wir umrundeten das Loch schleunigst, um möglichst lange außer Sicht des Kultisten zu sein, wenn dieser erschien.
Als er endlich auftauchte, war er immer noch in Begleitung des Teufelshundes. Immerhin entdeckte er nicht zuerst mich, sondern die Alchemistin. Er wollte gerade etwas sagen, da fuchtelte Zauberer mit den Händen. Ich blickt ihn kurz fragend an und er machte nur eine einladende Geste. Ich nickte und zog meine Pistole. Kultist und Teufelshund waren noch von der neuen Situation überfordert und das gehörte sich auszunutzen. Ich legte die Pistole auf den Hund an, der für mich als die größere Bedrohung galt und drückte ab. Gleichzeitig sah ich die Alchimistin, wie sie eine Phiole aus ihrer Tasche riss und ebenfalls auf den Hund warf. Mein Schuss traf zuerst und verletzte den Teufelshund an der Schulter seiner vorderen Gliedmaßen. Das war nicht optimal. Die Phiole hingegen zerbarst am Körper des Tieres und der Inhalt – ätzende Säure – ergoss sich über den Hund und löste seine Haut langsam vom Knochen. Kein schöner Anblick. Doch das Tier war noch nicht besiegt. Es schüttelte sich und Säuretropfen stoben nach allen Seiten weg. Der Kultist jedoch, drehte sich mir zu und beschwor irgendetwas, was ich in den Moment noch nicht erkennen konnte. Ich wich zur Seite zurück, steckte meine Pistole weg und zog meinen schweren Dolch. Dadurch entging ich dem Teufelsblitz, der für mich gedacht war und nun auf den Zauberer zu hielt. Die Alchimistin war in dem Augenblick vor dem Säureregen zurück gewichen, um von ihrer eigenen Medizin nichts ab zu bekommen.
Der Zauberer tat plötzlich mehrere Dinge gleichzeitig. Er nahm die Energie des Stillezaubers – da ich plötzlich wieder Geräusche hörte, war mir das klar geworden – dämpfte damit den Angriff und warf mit der anderen Hand eine Eislanze auf den Kultisten. Diese traf, aber nur Augenblicke zuvor griff der Kerl nach einem Kristall an seinem Hals und löste einen magischen Impuls aus, den selbst ich noch spürte. Tot kippte der Kultist um. Der Hund war der Alchimistin hinter getaumelt, die sich immer weiter von ihm zurückgezogen hatte. Nach ein paar Schritten, war aber endgültig Ende. Das Tier zerfiel regelrecht vor unseren Augen. Ich verzog den Mund. Der Anblick war alles andere als schön.
» Gut.. ich hab das Gefühl, dass dieser Impuls nicht gut war. Eigentlich macht da nur ein Warnsystem Sinn. Ab jetzt müssen wir uns beeilen. Kari vor. Habt ein Auge auf Punkte, an der wir die Struktur der Gänge möglicherweise schwächen können. Ein Einsturz wird den Kultisten sicher Schwierigkeiten bereiten. « meinte der Zauberer und wir widersprachen nicht, sondern machten uns gleich auf den Weg.
Es ging weiter nach unten und einen Gang entlang, bis ein weiterer Raum in unser Blickfeld kam. Als erstes fiel mir ein Zelt mit Vorräten auf, tiefer im Raum befanden sich zwei minimal gehaltene Unterstände mit zwei Tischen. Ein stinkender, beißender Geruch von verbrannten Kräutern lag in der Luft. Ein Troll und ein Taure standen an einem Tisch, uns den Rücken zugekehrt und arbeiteten an einer Destille. Offensichtlich war der Alarm nicht bis hierher gedrungen.
Ich ging, als wäre es das normalste auf der Welt zu dem Zelt mit den Vorräten, denn ich wollte herausfinden, womit wir es hier zu tun haben. Und ich fand verschieden große Glasphiolen, Schalen und Kräuter. Dazu ein paar Mörser, Stössel, Stofftücher und Eisengestänge. Eben alles, was man für eine Destille braucht. Ich schüttelte den Kopf und murmelte leise vor mich hin. » Was wollen die nur mit dem ganzen Zeug? Kommt mir wie der Einsatz in Sturmwind vor, als damals diese Bande Rauschpulver zusammen mischte, um es dann zu verkauf… « Mir blieb plötzlich fast das Herz stehen, als mich irgendwas kaltes am Nacken berührte. Ich fuhr herum. Aber da war nichts, nur Zauberer stand da und blickte mich eindringlich an. Und da verstand ich es. Um meine Aufmerksamkeit zu erlangen, hatte er irgendwas gezaubert, was sich bei mir kalt angefühlt hatte. Ich atmete einmal tief durch, so sehr war mir der Schreck in die Glieder gefahren. Doch dann bemerkte ich die Andeutungen vom Zauberer. Er bedeutete mir in Zeichensprache, mich um den Troll zu kümmern, während er der Alchemistin bedeutete, den Tauren zu übernehmen. Diese nahm auch sogleich ein Tuch zur Hand und tränkte es mit einer Flüssigkeit.
» Das geht doch wieder schief… « murmelte sie im Gehen » Wenn der mich abwirft, bist du Schuld. « Dabei ließ sie offen, wer die betreffende Person war. Der Zauberer begann in diesem Moment wieder den Stille-Zauber zu wirken. Jetzt musste es schnell gehen, denn die beiden Kultisten würden gleich merken, dass etwas nicht stimmte. Ich stellte mich dicht hinter den Troll und blickte einen Augenblick zweifelnd in die Höhe. Der Kerl war verdammt groß. Aber jetzt war keine Zeit zum zögern. Ich trat dem Kultisten in die Kniekehle, womit er nicht gerechnet hatte. Er sackte vor mir in die Knie. Ich zog meine Pistole und nutzte sie, um dem Troll eins über den Hinterkopf zu ziehen. Das klappte wirklich gut, der Kerl ließ seinen Mörser samt Stößel fallen und knallte mit dem Kopf auf den Tisch, wo er liegen blieb. Ich blickte zur Alchemistin und war überrascht, als ich sie fast auf dem Tauren reiten sah, das Tuch auf dessen Nüstern gedrückt und sich an den Hörnern fest haltend. Er wehrte sich noch einen Augenblick, dann stürzte er zu Boden und begrub die gesamte Destille unter sich. Die Alchimistin wurde mit einem Ruck vom Rücken des Kultisten gerissen, rollte über die Scherben der zerstörten Destille, wobei sie sich die Hose aufriss, und landete schließlich in einer Pfütze. Ich konnte mir einfach ein Kommentar nicht verkneifen.
»Das… war jetzt mal interessant. Vielleicht kann man diese Art des Reitens beim nächsten… Turnier mal vorschlagen? « Den bösen Blick den ich auffing, konnte ich locker verkraften. Ich deutete schließlich auf die zerstörten Dinge. » Aber wozu wird das ganze Zeug gebraucht? «
» Solche Dinge werden öfter mal bei verschiedenen Ritualen benutzt. Dämonenbeschwörung zum Beispiel. Das würde ganz gut zu diesem Ort passen. « antwortete mir Zauberer, der den Stille-Zauber bereits wieder beendet hatte. Ich nickte schließlich. Wir blieben nicht mehr lange dort, sondern setzten unseren Weg weiter in die Tiefe fort.
Die Höhle bag noch einige weitere Geheimnisse, wie zum Beispiel einen Bereich mit knöcheltiefen Wasser, in dem aber eindeutig etwas lebte, weil an verschiedenen Stellen verdächtige Gasbläschen aufstiegen, die einem folgten. Oder ein seltsamer Stein mit einem Rätsel als Inschrift. Oder zwei Trugbilder, die Neugierige in die Flucht schlagen sollten. Es war tatsächlich so viel, dass es den Rahmen dieses Buches sprengen würde, weshalb ich mich dazu entschied, diese Dinge nicht weiter zu erzählen. Ich kann aber mit Fug und Recht sagen, der Weg war lang, beschwerlich und nicht ganz ungefährlich, bis wir dann schließlich fast das Ende der Höhle erreicht hatten.
Kapitel 3 – Dem Ziel nahe
Ein großer Raum öffnete sich vor uns. An den Seiten befanden sich mehrere Käfige, in denen sich Gefangene befanden. Weiter vorne konnte man eine Brücke erkennen, die über einen Abgrund ragte. Wir betraten die Höhle mit Vorsicht und näherten uns zuerst den Käfigen. Tatsächlich befanden sich nur in einem Käfig Gefangene, oder sagen wir lebende Gefangene, denn in einigen anderen Käfigen lagen ausgedorrte und verunstaltete Leichen. Die Lebenden zogen sich vor uns zurück, so als hätten sie Angst vor uns, was ich ihnen nicht verübeln konnte, schließlich sahen wir zumindest auf den ersten Blick wie Kultisten aus. Die Gefangenen waren von ganz unterschiedlichen Rassen, Menschen, Gnome, Goblins und Orcs. Scheinbar einfach alles, was dem Kult in die Hände gefallen war. Wir öffneten die Käfigtüren, aber die Gefangene waren nicht zu animieren, freiwillig heraus zu kommen. Also ließen wir sie da und ich spielte wieder einmal die Vorhut und schlich Richtung Brücke. Ich hörte Stimmen, es mussten drei sein und kurze Zeit später konnte ich die Personen auch entdecken. Sie befanden sich auf der anderen Seite der Brücke, es war ein Mann und zwei Frauen. Gerade hatte eine der Frauen die Hand zum offensichtlichen Abschied erhoben. Ich wollte die Situation ausnutzen, griff schnell zu einer der Aetherphiolen, die ich bekommen hatte, lief auf die Brücke und warf sie auf die Gruppe. Doch der erhoffte Erfolg trat leider nicht ein.
Der Mann, ein etwas untersetzter Kerl in einer Plattenrüstung, blickte mich plötzlich mit einem Grinsen auf dem Gesicht an. Die Frau, die nicht die Hand gehoben hatte, drehte sich in dem Augenblick ebenfalls zu mir um. Sie trug einen hauteng anliegenden Lederpanzer, der sie noch jugendlicher wirken ließ, als sie sowieso schon auf mich wirkte. Da alle drei Personen Menschen waren, konnte ich ihr Alter sowieso nicht so richtig einschätzen, aber die war ganz sicher sehr jung. Die Dritte im Bunde war dank einer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze nicht richtig zu erkennen. Sie war es jedoch, die als erstes reagierte, die Arme hob und eine kleine Schutzkuppel um die drei Menschen bildete, die die betäubende Wolke vertrieb. » Ihr seid Narren, wenn ihr denkt, uns aufhalten zu können. Wir wurden über eure Anwesenheit informiert und eure Mühen sind vergebens! Kümmert euch um sie! « rief die Maskierte, drehte sich um und beschwor ein Portal.
» Ha! Wärst du dir so sicher, würdest du dich jetzt nicht aus dem Staub machen, du dumme Kuh! Also red dir nur deine Unwahrheiten ein… und verabschiede dich von deinen zwei kleinen Gehilfen. Die kommen nämlich nicht mehr wieder « versuchte ich die dritte Person zu provozieren und aufzuhalten. Gleichzeitig zog ich meine Pistole.
Aber es war nicht sie, die darauf antwortete. » Komm nur her, zerbrechliches Elflein. dich verarbeite ich zu Brei. « tönte der Kerl und klopfte sich auf den mit Platten bestückten Bierbauch. Zu meiner Überraschung wirkte er Magie und um ihn herum bildete sich ein kleiner Schutzschild, vermutlich wegen meiner Pistole. Ich dachte aber gar nicht daran, diese gegen ihn zu verwenden.
» Hmmm… freue mich schon darauf, euch zu filetieren. Ich habe Hunger bekommen. « sprach die jugendliche Frau mit einem Grinsen und zückte zwei Dolche. Sie wedelte kurz mit einem Arm und wurde unsichtbar. Ich blinzelte. Die konnte auch zaubern. Das würde interessant werden.
Ich lachte künstlich, um weiter zu provozieren. » Oh.. soll mir das jetzt Angst einjagen? Ich hab schon größere Vollpfosten wie euch fertig gemacht. « Ich griff in einen meiner Beutel und streute einige Krähenfüße vor mir aus. Das würde es der Unsichtbaren schwieriger machen, mich anzugreifen. » Was ist? Zu fett um her zu kommen? Na kommt schon! « stichelte ich weiter.
Aber auch Zauberer und Alchemistin blieben nicht untätig. Sie wirkten Zauber und um dem Kerl und der maskierten Frau flammte es wild auf und Blitze erleuchteten die Decke dieser riesigen Höhle. Einen kleinen Erfolg hatten diese Angriffe immerhin. Das Schutzschild der Maskierten bekam Löcher. Der Zauberer setzte noch einen drauf und warf irgendwelche magischen Projektile auf den Schild des Plattenträgers, so dass sich dieses auflöste. Aber der Kerl reagierte keinesfalls irgendwie panisch. Seine Plattenrüstung färbte sich in mit einem Mal in einen dunkel-violetten Ton, welcher ein wenig an die Leere erinnerte.
» Das ist aber niedlich, hast du noch mehr davon? « fragte er und setzte sich dann den Helm auf den Kopf, der die Farbe der Rüstung übernahm. Mit einer Handbewegung zauberte er eine Art Explosion, dessen Druckwelle meine gerade erst frisch verteilten Krähenfüße durch die Gegend verteilten. Einige davon segelten sogar die Brücke hinunter in die Tiefe. Nicht gut, dadurch war meine Verteidigung gegen die Unsichtbare nicht mehr vollständig. Aber ich hatte im Moment eh ein anderes Ziel im Auge.
Ich nutzte eins der Löcher die sich durch die Zauber in die Schutzschilde gebrannt hatten und schoß durch dieses auf die Maskierte. Ich traf leider nicht optimal, aber immerhin ihren Oberarm. Trotzdem konnte ich nicht verhindern, dass sie nach vorne und durch das Portal stolperte, das sich danach sogleich schloss. Ich fluchte lautlos, aber immerhin hatte sie ein kleines Andenken an mich erhalten.
» Verdammt. Unsichtbarkeit. « hörte ich den Zauberer fluchen. » Wenn ihr noch einen von euren Rauchmachern habt, jetzt wäre eine gute Idee sie zu nutzen! « Das war eindeutig an mich gewandt, auch wenn ich in diesem Moment ganz andere Sorgen hatte. Denn fast zur gleichen Zeit flog aus dem Nichts kommend ein Wurfmesser auf mich zu. Mit immer noch rauchender Pistole riss ich meinen Umhang hoch und drehte mich, um ihn noch ein wenig mehr aufbauschen zu können. Gegen einen Pfeil hätte es nichts gebracht, abgesehen davon, dass er auch viel zu schnell gewesen wäre, um überhaupt reagieren zu können. Zum Glück war ein Wurfmesser jedoch wesentlich breiter und flog nicht mit dieser Geschwindigkeit, dadurch konnte sich die Klinge in meinem Umhang verfangen und bohrte sich nicht in meinen Körper.
» Ich hab noch so einiges… « antwortete ich dem Aufruf des Zauberers, nachdem das Messer in meinem Umhang stecken geblieben war und zog eine der vier Glaskugeln aus der schützenden Lederschlaufe. Es war nicht die, die den Rauch verursachen würde. Ich hatte etwas anderes vor. In meinen Augen etwas viel fiesartigeres. Aber bevor ich die Kugel werfen konnte, passierten mehrere Dinge. Zu meinem Erstaunen machte der Plattenträger eine Handbewegung und ein richtiger Feuerball schoss auf Alchemistin und Zauberer zu. Ich wollte schon eine Warnung rufen, da sah ich die Anstrengungen, die Zauberer auf sich nahm. Seine Hände waren in die Luft gestreckt und er saugte regelrecht die Magie aus dem Angriffszauber hinaus. Man sah, wie der große, glühende Ball langsam immer kleiner wurde und am Schluss nur noch eine Hitzewelle bei den Beiden erzeugte. Zauberer zischte bei der Anstrengung, die Kräfte zu kontrollieren und sein dürrer Körper erzitterte.
Dann vernahm ich das leise Klirren. Es hörte sich wie Eisen auf Stein an und ich konzentrierte mich wieder auf den Weg vor mir. Aus den Augenwinkeln registrierte ich, wie eins meiner Krähenfüße über den Boden schrammte und dann in den Abhang glitt. Die Unsichtbare! Ich spannte jeden Muskel im Körper an, der Angriff musste jeden Augenblick erfolgen und da.. Es ging einfach unglaublich schnell, die junge Frau tauchte vor mir auf und der Dolch in ihrer Hand schoss vor, direkt auf meine Kehle gerichtet. Es gab nicht viel, was ich tun konnte, außer mich nach hinten auf den Rücken zu werfen und zu hoffen, nicht zu spät reagiert zu haben. Tatsächlich rettete mir diese Bewegung in zweifacher Hinsicht das Leben. Der Dolch verfehlte hauchzart meinen Hals, schrammte jedoch über mein Schlüsselbein und hinterließ dort einen tiefen, blutigen Schnitt. Gleichzeitig jedoch musste Zauberer seine überschüssige Energie loswerden und nutzte dies, indem er eine schwarze Kugel in Richtung meiner Angreiferin schickte. Diese sendete eine Druckwelle aus, die nicht nur die restlichen Krähenfüße von der Brücke fegten, sondern auch die Messerstecherin, die durch den Angriff auf mich in dem Augenblick nicht stabil genug stand. Mit einem Aufschrei stürzte sie in die Tiefe. Hätte ich in dem Moment nicht auf dem Boden gelegen, wäre die Chance gut gewesen, dass ich selbst dort unten gelandet wäre.Ich brauchte einen Augenblick, bis ich die Situation verarbeitet hatte, dann jedoch warf ich die Glaskugel in Richtung des Plattenträgers und beobachtete, was als nächstes geschah.
Leider überschnitt sich mein Wurf mit dem, was die Alchimistin unternehmen wollte, denn sie teleportierte sich zur gleichen Zeit über die Brücke, direkt in die Nähe des Kerls. Die Glaskugel zerschellte und eine unsichtbare Wolke breitete sich aus. Sie war in keinster Weise schädlich oder ätzend, nein es war viel hinterlistiger. Es war der pure Gestank, der mit dieser Wolke kam. Es roch nach faulen Eiern, durchtränkt mit Erbrochenem und das in einer enormen Intensität. Die Wolke hüllte den Plattenträger, aber auch Alchimistin ein und es dauerte nur Augenblicke, bis sich beide vor Übelkeit krümmten. Bei Alchimistin konnte man es an der Gesichtsfarbe erkennen und wie sie von ihrem Angreifer weg taumelte. Sie schaffte es mehrere Schritt weit, bevor sie sich übergab. Ich verzog mitfühlend das Gesicht, es tat mir wirklich leid, ihr das angetan zu haben.
Bei dem Kerl war das anders. Als er anfing sich zu übergeben, da riss er sich den Helm vom Kopf, damit er nicht in seinem eigenen Erbrochenem ertrank. Hier konnte ich ein schadenfrohes Lächeln mir nicht verkneifen. Das Ganze hatte natürlich noch einen schönen Nebeneffekt. Der Plattenträger war abgelenkt, wodurch er den Zauberkünsten von Zauberer ausgeliefert war. Leerententakeln sprossen aus dem Boden und fixierten unseren Feind, bis sich dieser nicht mehr bewegen konnte. Wir hatten gewonnen, auch wenn vermutlich die Drahtzieherin der ganzen Sache noch einmal entkommen konnte. Aber wir hatten ja jemanden, den wir später befragen konnten.
Tatsächlich war die junge Angreiferin, die die Brücke hinunter gefallen war, gestorben. Sie hatte sich schlicht das Genick gebrochen. Die Gefangenen in den Käfigen konnten wir befreien. Sie wollten zu den Druiden im Teufelswald gehen. Wir ließen sie ziehen. Schließlich ging es mit unserem eigenen Gefangenen zurück nach Sturmwind, wo wir unsere Wunden versorgten und uns bereit machten, für den nächsten Auftrag. Ich war mir sicher, mir würde die Maskierte irgendwann noch einmal über den Weg laufen. Irgendwann.
Kari Sha’thar