Geschichten einer Abenteurerin – Band 22

Geschichten einer Abenteurerin - Band 22
Das zweiundzwanzigste Buch einer Reihe von Nacherzählungen zu den Erlebnissen von Kari Sha’thar. Dieses Buch trägt den Titel: "Der Untergang Dalarans".

Der Untergang Dalarans

Prolog

Tja, was soll ich sagen? Wie es der Zufall so wollte, war ich an den letzten Tagen von Dalaran dabei. Eigentlich war der Auftrag ziemlich simpel und klang fast schon langweilig. Also für mich. Überall auf der Welt waren sogenannte Echos aufgetaucht, Geister von Verstorbenen oder Erinnerungen an Dinge. Und in Dalaran lief so ein Echo in den Straßen herum. Es galt als friedlich, aber der Zauberer wollte es unbedingt untersuchen. Also reisten wir nach Dalaran und ich stellte mich auf eine furchtbar langweilige Aufgabe ein, bei der ich mir vermutlich nur die Beine in den Bauch stehen würde und die Zauberer der Truppe dabei beobachten konnte, wie sie ihre Zauberdinge taten. Da hatte ich mich aber kräftig getäuscht.

Wir begegneten dem Echo tatsächlich und schauten uns die Handlungen an. Wie erwartet, fand ich das weniger spannend. Aber der Zauberer wollte es genau wissen und traf sich mit irgendwelchen Kirin Tor. Bei dem Treffen wollte ich nicht dabei sein und ich verbrachte die Zeit mit der Kleinen im Gasthaus, wo ich mich mit der üblen Plörre, die man in Dalaran als Wein bezeichnete, über Wasser hielt. 

Dann erfuhren wir, dass Dalaran umzieht, nach Khaz’Algar. Von dem Ort hatte ich vorher noch nie gehört, aber es hörte sich zumindest ein wenig spannender an, als einer durchscheinenden Gestalt bei Gesprächen zuzuhören, die es vor Urzeiten geführt hatte.

Wir, damit meinte ich die Kleine und mich, schlenderten aus dem Gasthaus und warteten gespannt, wie sich der Teleport einer ganzen Stadt verhielt. Draußen sahen wir auch ein gutes Dutzend anderer Leute, von denen ich ein paar vom Sehen auch kannte. Adlige, Zauberer und alles, was so dazu gehört. Nicht unbedingt die Art von Leuten, mit denen ich mich abgeben musste.

Schließlich erfolgte der Teleport, an sich war das nicht übermäßig besonders, war ich doch schon das ein oder andere Mal weg teleportiert worden. Dieses Mal war es halt eine ganze Stadt. Doch dann gab es einen Knall. Und nur Augenblicke später tauchten überall Leerenportale auf, aus denen dutzende, nein hunderte oder sogar tausende Neruber hervor strömten. Kleine Viecher mit ledrigen Schwingen, andere fast so groß wie einzelne Gebäude, überall wuselten sie herum und verdunkelten gar den Himmel. Ein Turm in der Nähe stürzte ein und begrub einen Teil der Straße und von überall her hörte man Schreie, jeder Art. Es war gruselig. In dem Moment rief ein Goblin zum Widerstand auf, redete davon, dass man die Zivilisten retten müsse und betonte dabei besonders seine Partnerin.

Und dann setzten wir uns in Bewegung. Die großen, schweren Männer und Frauen bildeten eine Linie und rückten auf die schmale Gasse des Handelsmarkts vor, aus dem just in dem Moment ein großer, dicker Neruber mit Verstärkung hervortrat. Die Verstärkung sah wie das dicke Exemplar aus, nur eben nicht ganz so dick. Die Kampflinie schwenkte sofort auf die neue Bedrohung ein. Von hinten wurden Pfeile und magische Geschosse aller Art verschossen, doch vieles verpuffte an dem Riesenexemplar. Mir war sofort klar, dass ich gegen dieses Vieh nicht die geringste Chance hatte und entschied mich für einen anderen Plan. Gefolgt von der Kleinen rannten wir in das Eckhaus der Gasse, das zufällig eine Art Gewächshaus war. Ich rief den Zivilisten im Inneren zu, die sich versucht hatten, dort zu verstecken, sich zum Brunnen zu begeben, da sich dort die Mehrzahl der kampffähigen Leute befanden und begannen eine Schutzzone zu errichten, hielt mich aber nicht länger auf, sondern stürmte einfach weiter, bis ich das Rückfenster erreicht hatte. Mit den Füßen voraus, sprang ich durch die Scheibe, riss noch die Hände in die Höhe, um mein Gesicht vor herumfliegenden Glassplittern zu schützen und landete schließlich in der schmalen Gasse, direkt hinter diesem Riesenvieh, die Kleine direkt auf dem Fuße, wie ich erfreut feststellte.

Unser Plan sah vor, alle Zivilisten zusammenzutreiben und ihnen so Schutz bieten zu können, doch da passierte etwas Merkwürdiges. Als wäre ein unsichtbarer Befehl erteilt worden, eilten die Neruber davon, das Riesenvieh, das die Gasse verstopft hatte, direkt an uns zwei vorbei auf ein sich öffnendes Leerenportal. Ich sah nur die wütende Meute an Kriegern dahinter, wie sie einem Mob gleich folgten und gab der Kleinen zu verstehen, sich schleunigst gegen die Wand zu pressen, um nicht niedergetrampelt zu werden. Doch die Meute war zu langsam, der Neruber konnte entkommen und das Portal schloss sich. Wir hatten den ersten Überraschungsangriff überlebt. Doch es würde noch viel schlimmer kommen.

Inhalt

Kapitel 1 – Die Rettung der Novizen

Nachdem sich der erste Schock von dem plötzlichen Überfall der Neruber gelegt hatte, begannen die Gegenmaßnahmen. Es wurden Leute ausgesendet, um verschiedene Punkte zu halten, wichtige Artefakte zu sichern oder Zivilisten zu retten. Von einer bereits geretteten Novizin erfuhren wir, dass es nicht alle Novizen in Sicherheit geschafft hatten und einige sich im Spieleladen von Dalaran verschanzt hätten. Da aber alles noch drunter und drüber ging, konnten die Novizen nicht mit Hilfe rechnen, daher entschlossen wir uns spontan einzugreifen. Mit ‘wir’, meinte ich die Kleine, dann den Schönling, ein Ren’dorei Zauberer der sich auch mit vernünftigen Zaubern – nämlich Illusionen – auskannte und Eis, ein Sin’dorei Zauberer, der scheinbar einen leichten Spleen für Eiszauber hatte.

Wir arbeiteten uns auf Dalarans Straßen gut voran. Überall konnte man die Verwüstung der Neruber bemerken, von zerstörten Häusern, Schutt auf den Straßen und überall Leichen, wobei wir nur Spinnenkadaver entdeckten. Als der Spielzeugladen in Sicht kam, bemerkten wir sofort, dass etwas nicht stimmte. Am Eingang des Ladens mühten sich zwei riesige Würmer ab, durch die Tür zu kommen. Wir reagierten sofort, denn es sah nicht so aus, als würde die Tür noch ewig halten. Eis warf direkt – welch Überraschung – eine Eislanze auf einen der Würmer und lenkte diesen dadurch von seinem Tun ab. Ich lief weiter nach vorne und konnte dank eines Unsichtbarkeitszaubers von Schönling, unbemerkt nahe an den Spielzeugladen herankommen. Die Kleine blieb auch nicht untätig und schleuderte – auch das war keine Überraschung – einen Feuerball auf den abgelenkten Wurm. Durch den kombinierten Angriff erlag der Wurm schließlich seinen Verletzungen. 

In der Zwischenzeit hatte es der zweite Wurm jedoch geschafft, sich durch die Tür zu fressen und verschwand im Inneren. Ich versuchte noch, ihn aufzuhalten, indem ich meinen Dolch dem Vieh in den Schwanz stechen wollte, doch die Klinge glitt am Chitinpanzer ab und hinterließ keinen Schaden. Im Spielzeugladen hörte ich Schreie und versuchte die zerstörte Tür zu öffnen, doch sie hielt vorerst stand, bis Eis auftauchte und sie kurzerhand eintrat. Was soll ich sagen, Dalaran ist ja schon immer ein wenig verrückt gewesen, aber was wir im Inneren des Ladens sahen, war noch einmal eine Steigerung. Und es sollte nicht mal die größte bei diesem Einsatz sein. 

Der Wurm griff einen Novizen an und seine scharfen Kiefer schnitten ihm glatt die Beine ab. Eine Art Affe auf einer Lokomotive kam aus der Wand gefahren, ein Gewehr im Anschlag und schoss auf den Wurm, mit mehr oder weniger Erfolg. Außerdem hüpfte ein kleiner Spielzeugraptor auf und ab, fauchte den Wurm an und versuchte diesen zu beißen. Um den Novizen vielleicht noch zu retten, zog ich mein Schwert und drosch auf den Wurm ein, der nach meinem zweiten Schlag auch endlich verendete. Eis versuchte, die Blutung des Novizen zu stoppen, indem er seine Beinstümpfe mit Eis verschloss, doch es war leider bereits zu spät gewesen. Der Novize war tot. Das Auffälligste war jedoch seine Hand, die noch zu einem Schachbrett ausgestreckt war. Und ab da wurde es schließlich richtig seltsam.

Während diese Art Affe mit seiner Lokomotive wieder in die Wand zurückfuhr, schien der kleine Raptor an mir Gefallen zu finden und knurrte mich nun an und versuchte, mich zu beißen. Ich zeigte ihm aber gleich mal, dass, um mich zu beißen, man mich mindestens dreimal ausführen müsse und befahl ihm, sich hinzusetzen, was dieses kleine putzige Spielzeug dann auch tatsächlich tat. Während ich also damit beschäftigt war, griff Eis nach dem Schachbrett, das am Boden lag und … verschwand. Er war einfach von dem einen auf den anderen Augenblick weg. Schönling und die Kleine staunten, genauso wie ich, nicht schlecht. Bezüglich magisches Aufspüren waren beide allerdings nicht sonderlich begabt, daher versuchte ich mein Glück. Ich nutzte den Leichnam als Testobjekt und ließ dessen tote Hand auf das Schachbrett fallen. Und siehe da, auch die Leiche verschwand. Bevor ich aber weitere Tests durchführte, entschloss ich mich, den Spielzeugladen noch einmal oberflächlich zu durchsuchen, mit dem Ergebnis, dass ich keinen lebenden Novizen fand und die Vermutung nahe lag, dass sie ebenfalls in das Schachbrett hineingezogen worden waren, denn auch weitere Leichen traten nicht zutage.

Leider war die Kleine ein wenig zu neugierig, auch wenn ich ihr des Öfteren sagte, sie solle unbedingt neugierig bleiben. Sie berührte jedoch ebenso das Schachbrett und war im nächsten Augenblick verschwunden. Schönling und ich waren schließlich etwas ratlos, was wir nun machen konnten. Versuche, das Schachbrett möglicherweise mitzunehmen und es anderen Zauberkundigen vorzulegen, scheiterte schon allein daran, dass man es ja nicht anfassen konnte und ein Tuch darüber werfen misslang gründlich. Das Tuch wurde auch einfach eingesaugt. Den kleinen Raptor hingegen konnte ich problemlos auf das Schachbrett locken und auch dieser verschwand. Das brachte mir von Schönling einen blöden Spruch ein, aber ich sollte mich später dafür noch rächen können. Wir rätselten noch eine Weile herum, bis sich schließlich eine große Horde Neruber dem Spielzeugladen näherte. Da wir uns nicht anders zu helfen wussten, berührten auch wir das Schachbrett – und waren Augenblicke später nicht mehr im Spielzeugladen. Oder vielleicht schon, nur anders, keine Ahnung.

Wir landeten in einem riesigen Raum mit einem gewaltigen Schachbrett in der Mitte. Die Spielsteine waren aufgebaut und stellten sowohl Hordensoldaten, als auch Allianzsoldaten dar. Es waren keine wirklichen Personen, sondern Konstrukte, vermutlich magisch oder so. Die gesuchten Novizen waren samt Lehrer hinter einer Barriere gefangen, die von zwei der Hordensoldaten-Konstrukte – zwei Hexenmeister – aufrechterhalten wurden. Die Kleine und Eis waren auch bereits vor Ort und wir rätselten zusammen, was nun zu tun wäre. Einen genauen Hintergrund, was denn da jetzt eigentlich passiert war, bekam ich leider nicht, denn während des Einsatzes war einfach keine Zeit, das in Erfahrung zu bringen und später hatten wir genug zu tun, um weiter am Leben zu bleiben. Daher kann ich dem geneigten Leser keine weitere Auskunft über das Warum geben. 

Welch ein Glück, hatte ich ja den kleinen Raptor vorgeschickt, denn dieses kleine Kerlchen brachte die zündende Idee, weshalb Schönling zu meiner Zufriedenheit dann auch etwas zerknirscht zu mir aufsah. Ich nahm das einfach mal als Entschuldigung hin. Der kleine Raptor rempelte eine der Figuren an, ein Elementar, und diese fragte mit einer etwas gebrochenen Stimme nach einem Befehl. Das brachte uns auf die Idee, eine andere Figur zu berühren und zu sehen, ob diese genauso reagierte, da das Elementar die Position eines Turms im Schach einnahm und als Eröffnungszug somit ausfiel. Der Soldat, der das Feld eines Bauern im Spiel einnahm, verlangte ebenfalls nach einem Befehl und wir befahlen ihm, ein Feld vorzurücken. Nun dachten wir, wir wären mitten in einer anständigen Partie Schach, doch dem war nicht so. Da nichts weiter passierte, machten wir einen weiteren Zug, was, wer Schach kennt, eigentlich nicht erlaubt ist. Da danach immer noch nichts passierte, befahl ich einer Figur, die gegenüberliegende Figur der Horde anzugreifen und ab da hatten wir dann eine richtige Partie Chaosschach. Und mit Chaos war wirklich wahres Chaos gemeint, denn nun drehten alle Figuren wild durch und schlugen sich gegenseitig die Köpfe ein, das hatte so gar nichts mehr mit Schach zu tun. An sich war das recht amüsant, ich glaube nur Eis und Schönling konnten es nicht ganz so sehr genießen. Eis befand sich zu der Zeit, als die Figuren plötzlich frei drehten, noch auf dem Spielfeld und stand am Ende vor den wild geifernden Fängen eines Wolfes und Schönling bekam eine gewischt, als er hinter einer der Figuren, die zerstört wurde, in Deckung gegangen war. 

Durch Berühren einiger Figuren konnten wir diesen auch vernünftige Befehle geben und so befahlen wir, die beiden Hexenmeister der Gegenseite zu zerstören. Die Barriere, die die Novizen gefangen hielt, fiel. Doch das Spiel war noch im vollen Gange und die Figuren waren für jeden im Raum eine Gefahr. Erst als wir dafür sorgten, dass der gegnerische König zerstört wurde, endete es schließlich.

Die Gefahr gebannt, die Novizen frei, so mussten wir nur noch den Raum, oder das Schachbrett, ganz wie man es betrachten wollte, verlassen. Durch eine Art Ritualkreis konnten wir den Raum wohl überreden, uns freizulassen. Durch eine Tür konnten wir raus und landeten wieder im Spielzeugladen. Dieser war in der Zwischenzeit zwar von Nerubern weiter zerstört worden, aber immerhin auch wieder leer. Auf dem Weg zurück zum Handelsmarkt begegnete uns niemand, und wir konnten die überlebenden Novizen sicher abliefern. Eis schien einen Narren an dem kleinen Raptor gefressen zu haben und nahm ihn mit, sodass auch dieser kleine, putzige Kerl ein glückliches Ende bekam.

Kapitel 2 – In der Kanalisation

Es blieb jedoch keine Zeit zu verschnaufen, schon bahnte sich die nächste Mission an. In der Kanalisation, so hörte man, waren die Neruber ebenfalls eingedrungen und hatten sich dort festgesetzt. Nicht nur das: Entführte Zivilisten wurden von den Spinnen mit hinunter genommen. Niemand wollte sich ausmalen, was die Viecher dort mit den Gefangenen anstellten. Es wurde also eine weitere Truppe zusammengestellt, deren ich mich anschloss und wir betraten die Kanalisation. Zu den Fähigkeiten der anderen Personen meines Trupps möchte ich mich nicht äußern, nur soviel sei gesagt, sie waren laut, liefen im Pulk herum, konnten aber draufschlagen, wenn man ihnen ein Ziel gab. Mehr Raffinesse überforderte sie jedoch deutlich.

Das war in dem Szenario wohl aber auch ausreichend, sie schlugen wild um sich und hackten eine Reihe von Nerubern in Stücke und schienen sich daran zu ergötzen, in dessen Eingeweiden zu waten. Ich hielt mich entsprechend zurück und sorgte nur dafür, dass die entführten Zivilisten lebend aus dieser Hölle unter Dalaran entkamen. 

Es hieß, dass die Truppe noch ein weiteres Mal hinunter in die Kanalisation stieg, um ein besonders bösartiges Exemplar der Neruber zu erschlagen. Ich schloss mich dieser Mission nicht mehr an, denn offensichtlich waren unsere Feinde zu primitiv, um aus den taktischen Fehlern Kapital zu schlagen.

Kapitel 3 – Flucht aus Dalaran

Der Kampf schien aussichtslos, die Wellen der Neruber nahmen kein Ende, es schien fast so, dass mit jedem gefallenen Kämpfer in Dalaran drei Neruber mehr erschienen. Es war vollkommen gleichgültig, wie viele wir erschlugen, es kamen einfach immer mehr und unsere Kräfte erlahmten allmählich. Es blieb nur eins übrig, wir mussten uns aus der Stadt zurückziehen und das ging nur mit einem Teleport nach Khaz’Algar. Dazu mussten wir aber die Landeplattform erreichen. Und der Weg dorthin war gepflastert mit Gefahren. Die noch wehrfähigen Leute wurden in zwei Gruppen eingeteilt, die sich “Die Ramme” und “Das Schild” nannten. 

“Die Ramme” wurde vorgeschickt, um den Weg freizumachen und “Das Schild” sollte mit allen Verletzten und Zivilisten folgen. Ich schloss mich der ersten Truppe an, die der Zauberer kommandierte. Dieser entschied, dass ich vorausgehe und vor etwaigen Gefahren warnen sollte, doch der Plan war nur eingeschränkt durchführbar. Die Krieger unseres Trupps stürmten in einer Geschwindigkeit durch die Straßen, denen ich auch nur soeben folgen konnte. Und sie walzten alles platt, was ihnen in den Weg kam. Trotzdem war der Kampf hart und blutig und es wurde noch schlimmer, als Gebäude neben uns einstürzten und uns mit Steinen und Ziegeln überschütteten. Ich bewegte mich immer am Rand der Straße, um nicht selbst von der brüllenden Meute niedergetrampelt zu werden. Erst bei den Treppen hoch zur Landeplattform konnte ich durch die Reihen schlüpfen und erkunden, was uns noch bevorstand. Zum Glück war die Plattform jedoch in diesem Augenblick frei und ein paar Kirin Tor bereiteten gerade ein Ritual für die Teleportation der ganzen Fliehenden vor. Ich wartete ungeduldig, bis endlich alle eintrafen, zuerst die Leute von “Der Ramme”, dann auch alle vom “Schild” mit den ganzen Zivilisten.

Die darauffolgende Teleportation war alles andere als angenehm. Zu überhastet war sie ausgeführt worden und wir landeten fast zwei Schritt über dem Erdboden. Ich konnte mich noch halbwegs fangen, doch bei einigen anderen war der Aufprall härter. Und so lernte ich das erste Mal die Insel von Dorn kennen, wenn ich den Aufenthalt dort nicht sehr genießen konnte.

Wir hatten uns gerade alle so halbwegs sortiert, da geschah etwas Fürchterliches. Eine violettfarbene Kugel bildete sich im Zentrum von Dalaran, wurde größer und dehnte sich immer weiter aus. Dann sahen wir, wie die schwebende Insel anfing zu fallen. Zuerst ein paar der begleitenden kleinen Inseln, dann stürzten Türme ein, dann sackte die große Insel ab. Schließlich hatte die gewaltige Leerenkugel die ganze Stadt verschlungen. Und in diesem Augenblick erfolgte eine gewaltige Explosion. Teile von Dalaran stürzten in die Tiefe, die kleinen Inseln landeten im Wasser und erzeugten riesige Wellen. Trümmerteile krachten zwischen uns nieder. Dann sah es so aus, als würde sich die Leerenkugel zusammen ziehen und eine Art Sog bilden und dann … zerriss es die Stadt vollends und die Einzelteile regneten vom Himmel. Dalaran war nicht mehr.

Die Druckwelle schleuderte uns alle herum und zu Boden, ich knallte mit dem Kopf auf einen Stein auf und sah nur noch verschwommen, wie ein riesiger Felsen auf mich zukam, der mich mühelos zerquetschen würde. Nur um Haaresbreite raste der Felsblock an mir vorbei und bohrte sich in den Boden. Ich brauchte einen Moment, bis ich wieder wusste, wo oben und unten war. Als ich schließlich aufblickte, erkannte ich, dass es den anderen ähnlich erging. Doch die Neruber hatten wir noch nicht abgehängt. Kaum hatte sich der Staub ein wenig gelegt, strömten die Viecher wieder von überall her, um über uns herzufallen. Es waren einfach zu viele, als dass wir eine Chance gehabt hätten. Und so zogen wir uns auf einen Hügel zurück. Zum Glück tauchten in diesem Moment die Irdenen auf, eine für mich etwas steife Zwergenrasse mit einer Haut aus Stein, so scheint es zumindest. Sie schlugen die Neruber in die Flucht und nach einer kleinen Verschnaufpause konnten wir uns bis nach Dornogal schleppen, wo wir schließlich in Sicherheit waren.

Kari Sha’thar


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