Es gibt viele Orte auf Azeroth, die für die Reiselustigen einen Blick wert sein könnten. Dieses Buch bildet das zweite einer ganzen Reihe von Büchern, in welchen ich einzelne Ländereien und Regionen näher beschreibe. Im Gegensatz zur Reise durch den Dämmerwald kann eine über die Hauptstraßen des Rotkammgebirges auch alleine angetreten werden, zumindest bis zur Stadt Seenhain.
Das Rotkammgebirge ist eine eher ruhige Gegend, welche faktisch zum Königreich Sturmwind gehört, sich jedoch partiell selbst verwaltet. Das Oberhaupt der Verwaltung stellt Magistrat Solomon in Seenhain, dem größten Ort im Rotkammgebirge, dar. Seenhain ist in guter Position zwischen den zum Teil von Gnollen bewohnten Bergen und dem namensgebenden Immerruhsee gelegen, aus welchem die Bewohner des Rotkammgebirges einen guten Teil ihrer Nahrung beziehen: Über Süßwasserfische.
Von „Drei Ecken“, der Wegekreuzung zwischen dem Dämmerwald, dem Elwynnwald und dem Rotkammgebirge, führt eine zum Teil mit Zäunen und Laternen besehene, von einem Wachturm an drei Ecken und der Garde in Seenhain aus bewachte Hauptstraße durch spärlich bewaldetes Gebiet nach Seenhain. Die Straße führt hinter Seenhain weiter in Richtung der im Norden gelegenen brennenden Steppe, ist jedoch aufgrund der dortigen Schwarzfelsorcs, die von Zeit zu Zeit durch die Gegend marodieren, höchst unsicher.
Die Haupthandelswaren der im Rotkammgebirge lebenden Menschen stellen Fisch aus dem See und Holz dar. Während Seenhain und die Gebiete westlich der Hauptstraße nur spärlich bewaldet ist, zeigt der Osten, über das Schieferwindtal, die Gegend um den Turm von Ilgalar und der Feste Steinwacht bis hin zu Althers Mühle deutlich mehr Bewaldung auf.
Doch obgleich die bisherige Beschreibung des Rotkammgebirges und der Stadt Seenhain, bestehend aus diversen Wohnhäusern, dem Rathaus, den Stallungen, dem Gasthaus von Seenhain und der Brücke von Seenhain, einem Großprojekt der vergangenen Jahre, idyllisch und sicher wirkt, so existieren auch im Rotkammgebirge mannigfaltige Gefahren. So etwa die bereits erwähnten Schwarzfelsorcs, die die über dem Immerruhsee gelegene, bereits stark lädierte Burg Steinwacht zeitweilig in Besitz genommen haben. Doch auch jenseits der Burg, um den Turm von Ilgalar, ist es nicht besser. Gnolle treiben dort ihr Unwesen. Sie fressen, was ihnen in den Weg kommt.
Zuletzt, neben der Tierwelt, bestehend vor allem aus übergroßen Spinnen, zudem Schweinen und Greifvögeln, haben sich einige Murlocs in den östlichen Bereichen des Immerruhsees häuslich niedergelassen. Auch sollte man sich nicht zu weit von der Hauptstraße entfernen: Obgleich sie sicherer ist als jene Straßen im Dämmerwald, lagern besonders Gnolle in ihrer Nähe. So kann auch hier ein Leibwächter für den Händler nicht schaden.
Gegenden, die die meisten normalen Reisenden vermutlich nie zu Gesicht bekommen werden, sind etwa die unzähligen Höhlen, die die das große Immerruhsee-Tahl umgebenden Hügel und Berge durchziehen. In nicht wenigen davon haben sich die Gnolle eingerichtet, doch können manche von ihnen wahre Schätze enthalten. So etwa Erze, wie das in den nördlichen Höhlen vorkommende „Rethban-Erz“, welches besonders bei Schreiberlingen aufgrund ausgezeichneter Eigenschaften für Tinte (Tinte, welche aus Rethban hergestellt wird, trocknet schneller und verschmiert nicht). Oder aber Handelswaren, welche die Gnolle gestohlen, wofür sie selbst jedoch keine Verwendung haben. Dennoch muss ich an dieser Stelle jeden Glücksritter und Abenteurer eindringlich warnen, die primitiven Gnolle nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Gerade, wenn man in ihre Höhlen vordringt, ist es, als würde man in ein Wespennest stechen.
Ganz im Osten des Rotkammgebirges verbindet eine vom Tal schwer bis gar nicht zugängliche Straße zudem die brennenden Steppen und die Sümpfe des Elends mit einander.
Ein lokaler Held und eine wahre Legende des Rotkammgebirges ist „John J. Keeshan“, welcher zusammen mit seiner „Kompanie Bravo“ dem Königreich und vor allem der örtlichen Bevölkerung eine große Hilfe im Kampf gegen die Schwarzfelsorcs im Rotkammgebirge und später auch in der brennenden Steppe war. Und doch ist auch die Person Keeshans ein zweischneidiges Schwert: Im Südosten des Rotkammgebirges riss er mit reichlich Sprengstoff einen großen Krater in die Ländereien des Rotkammgebirges. An einen Ort, an welchem vorher die Orcs in großer Zahl lagerten.
So lässt sich zusammenfassend sagen, dass jene, die das Rotkammgebirge als Händler durchqueren, dies nicht ohne ausreichenden Begleitschutz tun sollten, zudem sollten sie sich nur auf den großen Straßen zwischen dem Seenhain und Drei Ecken aufhalten. Jene, die des Abenteuers halber in das Rotkammgebirge reisen, sollten sich ausreichend vorbereiten. Meiner Meinung nach handelt es sich beim Rotkammgebirge um eine der schönsten Regionen des Königreichs, jedoch auch um eine der gefährlichereren.