Odyns Heldentaten im Verlauf der Geschichte.
Odyn sagte einst, dass jeder Krieger der Vrykul eine Geschichte zu erzählen hätte. Manche handeln von tapferen Taten und selbstloser Aufopferung. Andere sind Geschichten über Stärke und Eroberungen.
Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, jene Geschichten zu suchen und zu sammeln, denn ich bin kein Krieger. Beim Grübeln über den besten Anfang wurde mir schnell bewusst, dass er von Odyn handeln muss. Die bedeutendsten Geschichten der Vrykul erblassen im Angesicht seiner Taten. Wer das Land bewandert, bemerkt bald, wie die tapfersten Krieger voller Ehrfurcht von seinen Legenden berichten. Wenn wir Vrykul unser wahres Potenzial erreichen wollen, so wird dies zweifelsohne durch sein Vorbild geschehen.
Beachtet also gut, was nun folgt. Viele der Geschichten entspringen Odyns eigener Erzählung und wurden von den Geschichtenwebern der Vrykul, die vor mir kamen, sorgfältig niedergeschrieben.
Inhalt
Kapitel I
Der große Odyn und der Feuerlord
Im Versteck des Feuerlords wütete ein Inferno und stärkte die Macht des Elementars. “Die Macht ist in mir!”, rief Ragnaros stolz, “Kommt näher, wenn Ihr es denn wagt, Ihr Insekten!”
Wie arrogant der Feuerlord war. Wie närrisch, die Hüter von Azeroth herauszufordern!
Odyn war voller Mut und reinen Herzens. Solch leere Drohungen konnten ihn nicht einschüchtern. Der Hüter stürzte sich mit der Macht von Tausend Vrykul auf den Feuerlord. Er ließ lichterfüllte Speere auf Ragnaros herabregnen, während Tyr ihm mit seinem silbernen Hammer zusetzte. Schon bald war der Feuerlord am Rande der Niederlage.
“Ragnaros ist unserer Stärke einfach nicht gewachsen, Bruder”, sagte Tyr. “Ich hoffe, Ihr könnt die Fassung wahren, wenn ich ihm den Todesstoß versetze.”
Odyn lachte. “Ha! Da würde ich lieber dem Feuerlord erliegen!”
So gingen die beiden großen Krieger auf Ragnaros los und versuchten, sich gegenseitig zu übertreffen. Nachdem er von ihrem Wettstreit gehört hatte, beschwor der erbärmliche Feuerlord einen nachtschwarzen Rauch, der sich um seinen geschwächten Körper legte. Keiner der beiden Hüter konnte den Feind entdecken. Dann nutzte Tyr seinen leuchtenden Hammer als Fackel, durchdrang die Dunkelheit und versetzte Ragnaros einen Schlag, der in sein Innerstes drang. Doch bevor er den Feuerlord töten konnte, schossen neue Flammenzungen aus Ragnaros’ Maul und zwangen Tyr zurück.
Unser großer Odyn ließ sich nicht so leicht bezwingen. “Soll der Feuerlord mich doch treffen!”, sagte Odyn. “Ich bin der Auserwählte von Aman’thul! Niemand, nicht einmal dieser angebliche Lord, kann meine Macht übertreffen.” Mit diesen Worten rannte Odyn auf Ragnaros zu und stürzte sich dabei in das Inferno, wo er den Feuerlord mit einem einzigen Schlag niederstreckte.
Doch selbst während seines Untergangs schwemmten Ragnaros’ Flammen über Odyn hinweg und entzündeten sein Gesicht mit all dem Zorn des Feuerlords. Wieder lachte Odyn laut auf und brachte mit seinem Frohsinn sogar das Herz der Welt zum Erbeben. Wo einst sein Bart war, befand sich nun ein Meer aus geschmolzenem Gestein und Feuer!
“Mein Bruder”, rief Tyr, “vergesst unsere Wette! Der Feuerlord hat Euch Narben beigebracht! Wie werden wir nur Eure Wunden heilen?”
“Das sagt Ihr nur, weil ich Euch geschlagen habe, Tyr. Es soll so bleiben!”, rief Odyn. “Jetzt wird jeder wissen, dass ich den Feuerlord bezwungen habe, denn seine Macht kommt nicht an die meine heran!”
Aufgezeichnet vom alten Brynjar
Kapitel II
Der Wanderer und die Schlange
Lange nach den Schatten und lange vor dem Zerbrechen wachte Odyn als oberster Richter über alles. Hüter und Titanengeschmiedete beugten sich seiner gerechten Herrschaft, denn er war der Größte von ihnen allen. Oft begab er sich in die Welt, um über seine Diener zu wachen. Dazu verkleidete er sich wie einer von ihnen, auf dass er ihr wahres Dasein beobachten könne. Odyn sagte: “Der Respekt, den ein Krieger einem Fremden gegenüber zeigt, offenbart das wahre Ausmaß seines Heldenmuts”.
Er nahm die Form von Irdenen, Riesen oder Vrykul an. Doch egal in welcher Form, zwei Raben saßen auf seinen Schultern. Er konnte durch die ihre Augen sehen und das Gute in den Herzen anderer erblicken. Er konnte durch ihre Ohren hören und Lügen erkennen.
Er traf auf viele Titanengeschmiedete, genauso viele erkannte er als ehrenhaft. Doch mehr als alle anderen interessierten ihn die Vrykul.
In Gestalt eines Vrykul trainierte er mit ihren Kriegern, sang er mit ihren Geschichtenwebern und formte Metall mit ihren Schmieden. “Diese Vrykul sind wie ich”, sagte er, “Krieger, tapfer und unbeugsam.”
Während dieser Zeit kam die eisblaue Schlange Ysildar aus den schwarzen Tiefen der Erde und begab sich auf die Jagd nach den Vrykul. Die Bestie war so enorm und schrecklich, ausgestreckt verschwand ihr Schwanz am Horizont. Sie konnte ein Dutzend Vrykul auf einmal verschlingen und ihre metallenen Körper zwischen ihren Obsidianzähnen zerquetschen. Einige behaupten, dass Ysildar eine Tiergefährtin der Hüterin Freya war, die vor Zorn in den Wahnsinn getrieben wurde. Andere meinen, sie wäre viel älter und unsäglichen Zeiten entsprungen: ein Alptraum aus der Zeit der Schatten.
Odyn machte sich um die Vrykul Sorgen. Er war bereit, seine Verkleidung abzulegen und die Bestie selbst zu bekämpfen, doch dazu kam es nicht. Die Vrykul kämpften vereint. Sie zogen Ysildars eisenartige Schuppen zurück und stachen in ihr Fleisch. Sie rissen ihre Augen heraus und machten ihre Zähne stumpf.
“Wie mächtig die Vrykul doch waren”, sagte Odyn über diesen Tag, “und wie furchtlos ihre Herzen.”
Doch Ysildar war kein gewöhnliches Monster. Selbst die Vrykul konnten sie nicht bezwingen. Odyn eilte zu ihrer Schwanzspitze. Kein Vrykul war so weit gereist. Allein nahm er seine wahre Form an, griff Ysildars Schwanz und schleuderte die Bestie gen Himmel. Die Schlange flog so hoch, dass sie die Sonne verdeckte und den Tag zur Nacht machte. Sie flog über Berge, Flüsse, Wälder und Sümpfe. Tage später landete sie im Meer und sank in dessen kalte Tiefen. Ysildar wurde nie wieder gesehen.
Aufgezeichnet von Kormyr Sylfverhan
Kapitel III
Hallen des Goldes und des Ruhmes
Einst stritten zwei Krieger der Vrykul, wie die Hallen der Tapferkeit entstanden waren. Einer meinte, die Festung wurde durch die Hand des ersten Vrykul erschaffen, der auf der Welt gewandelt war. Der andere meinte, die Hallen hätten schon davor existiert, seit Azeroths Geburt.
Ihre Streiterei nahm kein Ende, bis ein weiterer Vrykul auf dem Rücken eines Sturmdrachen hinabflog, um den Streit beizulegen. Nicht etwa mit Gewalt, sondern mit Worten. Seine Stimme hallte mit der Wucht eines Berges und er beruhigte die wütenden Vrykul und erzählte:
“Ihr irrt beide, was die Hallen der Tapferkeit betrifft. Hört gut zu, dann verrate ich es Euch. Die Hallen erhoben sich vor dem Großen Bruch, als die Titangeschmiedeten schwach und teilnahmslos wurden. Sie waren müde vom Krieg gegen den Schatten und vom Neuaufbau der Welt. Wer hätte ihnen da schon ein wenig Ruhe verwehren können?”
“Mit Ausnahme von Odyn hatten die Hüter den Glauben an sich selbst verloren. Sie dachten, dass sie die Welt nicht mehr allein beschützen könnten, und erwählten daher die Protodrachen als Wächter. Sie gaben den Tieren gottgleiche Mächte und vertrauten, dass sie diese vernünftig nutzen würden.”
“Diese Narren! Wie konnten sie nur so etwas glauben? Die Protodrachen hatten das Blut der Elementare in sich, jener stumpfsinnigen Wesen, die in den Zeiten der Schatten dem Bösen gedient hatten. Egal, wie ehrenvoll die Protodrachen wirkten, waren ihre Herzen deshalb nicht von Dunkelheit befleckt? Odyn glaubte dies. ‘Den fliegenden Bestien zu trauen’, sagte er zu den Hütern, wird dazu führen, dass sie eines Tages ihren heiligen Dienst niederlegen! Wenn Ihr jedoch die Vrykul als Beschützer ermächtigt, werdet Ihr wahren Heldenmut und Stärke erblicken.”
“Und was sagten die anderen Hüter dazu? Nichts, was sich zu wiederholen lohnen würde. Sie ignorierten Odyns Weisheit und überließen den verfluchten Protodrachen ihre Mächte. Ihre Körper und ihre Stärke wuchsen noch an jenem Tag. Sie wurden zu den Drachenaspekten und ihre Kinder würden als Großdrachen bekannt werden.”
“Sicher, Odyn war enttäuscht, doch er war nicht nachtragend. Hört nicht auf die Geschichten, die anderes berichten. Er sorgte sich nur um die Zukunft der Welt und die Sicherheit ihrer Kreaturen.”
“Natürlich gab es noch jemanden, der diese Furcht teilte: Die Zauberin Helya. Sie stand an Odyns Seite, als sich alle von ihm abgewandt hatten. Eine wahre Verbündete. Odyn und Helya entschlossen, die Vrykul selbst zu ermächtigen und eine Armee zu erschaffen, welche die Welt schützen könnte, wenn diese primitiven Drachen versagten.”
“Die anderen Hüter fauchten und stampften protestierend mit den Füßen. Ha! Sicher waren sie eifersüchtig, dass sie nicht als Erste an Odyns Plan gedacht hatten. Dreimal versuchte er, Frieden zu schließen, und gab ihnen Gelegenheit, zu helfen. Dreimal lehnten die Hüter es ab. Sie waren zu stolz, um sein großzügiges Angebot anzunehmen.”
“Schon bald begannen Odyn und Helya mit ihrer Arbeit. Sie wählten einen Flügel der großen Festung Ulduar aus und baten die Erdriesen, die Hallen umzugestalten und mit Gold zu bedecken. So wurden die Hallen der Tapferkeit erschaffen, ein Ort, an den der Hüter und die Zauberin ihre Vrykulkrieger bringen konnten.”
“Als die Riesen mit ihrer Arbeit fertig waren, sang Helya einen Zauber, der den Ort leicht wie eine Wolke machte. Die Hallen stiegen empor und schwebten durch den Himmel. Dort standen Odyn und die Zauberin auf den Mauern und blickten hinab.”
Nach der Erzählung schwang sich der fremde Vrykul auf seinen Sturmdrachen und erhob sich in die Lüfte. Die rivalisierenden Krieger beendeten ihren Kampf, denn sie konnten fühlen, dass der Fremde die Wahrheit gesagt hatte.
Aufgezeichnet von Yrvar Isilmar
Kapitel IV
Das Auge des Hüters
Es gibt unzählige Geschichten über Odyns verlorenes Auge. Einige sagen, die riesige Schlange Ysildar hätte es ihm herausgerissen. Andere behaupten, die verräterische Helya hätte es gestohlen. Aber dies hier ist die wahre Geschichte, erzählt vom Hüter selbst.
Die Hallen der Tapferkeit schwebten prachtvoll über der Welt, aber sie waren leer. “Dies soll der letzte Ruheort meiner tapfersten Krieger sein”, sagte Odyn, “aber ich muss die Welt des Todes sehen, um den tapfersten Vrykulgeistern ihren rechtmäßigen Platz im Himmel zuweisen zu können. Sie sollen ‘Valarjar’ heißen und diese Hallen für viele Äonen ehren.”
Die Zauberin Helya zweifelte an den Plänen. “Die toten Wesen sind uralt und mächtig, großer Odyn”, sagte sie. “In ihr Reich einzudringen, ist selbst für Euch gefährlich.” Aber Odyn war fest entschlossen und so begannen sie ein Ritual, um Einblick in die Schattenlande zu erhalten.
Tief in den Hallen der Tapferkeit zog Helya einen Kreis mit den arkanen Fäden des Universums um Odyn. Den Energien der Welten entnahm sie Stränge des Lichts aus reinstem Grün und Stränge der Dunkelheit, tiefer als die reinsten Schatten. Und die Zauberin wob sie um Odyn zusammen, bis sich der Schleier über den Schattenlanden zu lüften begann.
Aus dem Kreis erschien Odyn ein großer, formloser und aus astralen Nebeln bestehender Geist, der den Hüter in Schatten hüllte. “Was werdet Ihr opfern”, fragte der Geist, “um hinter den Schleier dieser Welt schauen zu dürfen?”
Der weise Odyn dachte gut über die Frage des Geistes nach. “Ich habe zwei Augen”, antwortete er. “Eines, um in diesem Reich der Sterblichen sehen zu können, und eines, um in das Reich der Geister sehen zu können.” Und mit diesen Worten riss Odyn sich sein eigenes Auge aus dem Kopf und gab es dem Geist. Der Geist nahm das Auge entgegen und schluckte es im Ganzen herunter. Und Odyn sah.
Mit seinem hingegebenen Auge sah Odyn die Schattenlande. Selbst im Land des Todes sah er Leben und er war zufrieden, dass seine Valarjar jenseits des sterblichen Reiches leben würden.
Aber er sah auch den Tod. Er sah gepeinigte und zornige Seelen und die Hüllen der Toten überall um ihn herum. Er sah Geister ohne Gesichter und ohne Gestalt, und alle bestanden aus dem Tod selbst. Das machte selbst dem mächtigen Odyn, dem Herrn der Hallen der Tapferkeit, dem Auserwählten von Aman’thul, Angst.
Odyn schaute mit seinem anderen Auge zurück in seine Welt. “Was hast du gesehen, großer Odyn?”, fragte ihn Helya.
“Ich habe die Antwort gesehen”, sagte der weise Odyn. “Denn im Leben gibt es auch den Tod. Und im Tod existiert auch Leben. Aber bis jetzt gibt es nur Wesen des Lebens und Wesen des Todes. Meine Boten müssen in beiden Reichen reisen können.”
Und so schuf der große Odyn die Val’kyr, Wesen zwischen Leben und Tod, welche die Vrykul in die Hallen der Tapferkeit bringen würden. “Ich werde sie aus den Vrykul formen”, erklärte Odyn, “und mit ihrer Tapferkeit sollen sie für alle Zeiten dafür sorgen, dass die Heldenhaften als Valarjar der Welt erhalten bleiben. Sie sollen so mächtig sein wie das Leben und so ewig wie der Tod.”
Aufgezeichnet von Rysa Hjafmir
Kapitel V
Die erste der Val’kyr
Wer Odyn nicht erzürnen möchte, sollte ihn nicht nach der Schöpfung der ersten Val’kyr fragen. Diese Frage hat der Hüter nur einmal beantwortet, und damals färbte sich der Himmel nachtschwarz und die Meere begannen unter dem Gewicht seiner Worte zu brodeln.
Nachdem die Zauberin Helya die Hallen der Tapferkeit in den Himmel erhoben hatte, entschied sich Odyn, die Seelen der tapfersten Vrykulkrieger in sein Reich zu holen. Dazu benötigte er die Hilfe lebender Vrykul. Sie würden ihre sterblichen Leben opfern, um etwas Größeres zu werden: Wesen namens ‘Val’kyr’, die zwischen Leben und Tod wandelten, um die Seelen in die Hallen zu geleiten.
Aber der Gedanke, lebende Vrykul in solche Lebewesen zu verwandeln, war Helya zuwider. Sie drohte Odyn, die Hallen der Tapferkeit in Rauch und Asche aufgehen zu lassen, wenn er diese Idee nicht aufgeben würde.
Woher ihr Zorn rührte, war auch Odyn nicht ganz klar, aber er vermutete, dass Helya schlicht eifersüchtig war, weil er sie nicht gebeten hatte, seine erste Val’kyr zu werden. Vielleicht aber hatte sich auch etwas wahrlich Dunkles und Böses in ihr Herz eingenistet. Immerhin hatte Helya die Schattenlande und ihre Mächte studiert. Hatte sich so vielleicht eine unbekannte Macht aus dem dunklen Reich ihres Verstandes bemächtigt?
Odyn mühte sich um Helyas Einverständnis, aber sie wurde nur noch zorniger. Als sie einen Zaubergesang anstimmte, um die Hallen vom Himmel zu holen, war die Hüter schließlich gezwungen, sie mit Gewalt aufzuhalten.
In dem furchtbaren Kampf, der daraufhin entbrannte, zeigte sich, welch mächtige Zauberin Helya war, denn sie unterlag nicht etwa dem großen Odyn selbst, sondern vielmehr ihrer eigenen Selbstüberschätzung. Um sich den Sieg zu sichern, war Helya verzweifelt genug, nach den Mächten des Schattenlands zu greifen. Als sie aber dabei in das Reich des Schreckens hineingezogen wurde und schon fast verloren schien, war es Odyn selbst, der sein Leben riskierte, um sie wieder herauszuziehen.
Zurück im Reich des Lebens zeigte sich, dass Helya nach diesem Erlebnis nur noch ein schrecklicher, verkrüppelter Geist war. Der zutiefst betrübte Odyn wollte sie zwar nicht in die ewige Verdammnis zurückschicken, aber er wusste, dass er sie auch nicht in der Welt der Sterblichen belassen konnte, weil sie dort für Angst und Schrecken sorgen würde.
Die nach dem unfreiwilligen Aufenthalt in den Schattenlanden demütig gewordene Helya bot eine Lösung an: Sie entschuldigte sich bei Odyn für ihre Missetaten und flehte ihn an, sie zu einer Val’kyr zu machen. Als Dienerin der Hallen der Tapferkeit wollte sie Wiedergutmachung leisten.
Schweren Herzens gewährte Odyn Helya ihren Wunsch. Und so wurde sie die erste der Val’kyr.
Es gibt tatsächlich viele Geschichten darüber, dass Odyn Helya gegen ihren Willen zur ersten Val’kyr gemacht hätte, aber nur Narren würden so etwas glauben. Denn diese Geschichte stammt von Odyn selbst und wie könnte jemand an seinen Worten zweifeln?
Aufgezeichnet von Kormyr Sylfverhan
Kapitel VI
Die Versiegelung der Hallen der Tapferkeit
In tiefer Nacht erzählen sich die Vrykul die Geschichte, wie der Hüter Odyn einst in den von ihm selbst geschaffenen Hallen eingesperrt wurde. Alle stimmen überein, dass er von seiner ersten Val’kyr, der Zauberin Helya, verraten worden war. (Möge sie dafür brennen!) Aber nur wenige kennen die hier erzählte dunkle Wahrheit hinter ihrer Verfehlung.
Als Buße für ihre Auflehnung gegen Odyn wurde Helya die erste Val’kyr und brachte Tausende Jahre lang die Seelen der heldenhaften Vrykul in die Hallen der Tapferkeit, wo der Hüter sie zu Valarjarkriegern des Sturms ausbildete. Odyn war stolz auf sie, denn sie die besten Kämpfer, die Azeroth je gesehen hatte und verteidigten die Welt mit aller Entschlossenheit.
Weil Helya Odyn wieder treu ergeben diente, gewann sie sein Vertrauen zurück…
Aber der schlangenzüngige Manipulator Loken wollte die Macht über alle Hüter und die gesamte Welt an sich reißen und wusste, dass er dazu Odyn und die Valarjar ausschalten musste. Aus diesem Grund wandte er sich Odyns treuer Dienerin Helya zu und pflanzte ihr den Gedanken ein, dass Odyn sie einst nur herabgewürdigt hätte, um alle Macht und den Ruhm für sich selbst zu beanspruchen.
Dann spielte der Trickser Loken seine Trumpfkarte aus und bot Helya an, ihr ihren freien Willen zurückzugeben, wenn sie ihm helfen würde. (“Denn Ihr seid ja nur Odyns Sklavin, weil er Euch glauben lässt, dass Ihr aus freien Stücken handelt.”) Loken überzeugte die schockierte Helya, dass Odyn all die Zeit, in der sie Odyn freiwillig zu dienen glaubte, ihren Willen an sich gebunden hatte, und entfachte damit erneut ihren Zorn. In ihrer Rachsucht erklärte sie sich einverstanden, die Hallen der Tapferkeit zu versiegeln und auf immer von Azeroth abzutrennen.
Und Loken lächelte, als er sah, wie Helya seinem Vorschlag begierig zustimmte, selbst die Position des Hüters zu übernehmen und Herrscherin über alle Vrykulseelen zu werden, wenn Odyn und seine Anhänger erst eingesperrt sein würden!
Auf diese Weise gelang es Loken, die Zauberin davon zu überzeugen, dass dieser Preis es wert sei, sich von Odyn zu lösen und einen schändlichen Verrat zu begehen. Als es ihr Meister am wenigsten erwartete, konzentrierte sie all ihre arkanen Mächte und kanalisierte ihre kataklysmischen Energien auf Azeroth, um die Hallen der Tapferkeit und alle, die sich darin befanden, von der Welt abzuschneiden!
Loken hatte jetzt alle Freiheiten, die anderen Hüter zu bekämpfen, während die aus der Gefangenschaft befreite Helya die Herrschaft über die anderen Val’kyr übernahm. Da sie aber den Anblick der goldenen Hallen, die sie immer an ihren Verrat erinnerten, nicht ertragen konnte, schuf sie sich weit davon entfernt, am Boden der Meere von Azeroth, ein neues Zuhause, das sie Helheim nannte.
Aufgezeichnet von Halsvir Fjinnsonn