
Eine Reihe humoristischer Geschichten aus der Feder von Kari Sha’thar
Erster Bund
Inhalt
- Inhalt
- Der Kampf gegen die Neruber in den Tiefen von Heilsturz
- Die Verteidigung von Anteves
- Der Kampf gegen das Seeungeheuer
Erster Teil
Der Kampf gegen die Neruber in den Tiefen von Heilsturz
Zanibald von Azaren, der kühne Ritter, der schon tausende Schlachten geschlagen hatte und gewiss noch weitere tausend schlagen würde, der unzählige Feinde bekämpft und stets als Sieger vom Platz geschritten war, der hilflose Frauen aus brennenden Häusern gerettet und alte Damen über die Straße geholfen hatte, der furchtlos von einem bekannten Ende der Welt zum anderen – und darüber hinaus – gereist war, der Drachen und Dämonen gleichermaßen erschlagen hatte, stand breitbeinig da. Das blonde, lange Haar flatternd im Wind, die stolz geschwellte Brust hinter einer auf Hochglanz blinkenden Rüstung verborgen, den runden Schild in der linken und das glänzende Schwert in der Rechten und starrte auf die fast gänzlich eingesponnene Stadt Anteves, im Hintergrund der große, schillernde Kristall Beledar. Heute war der Tag, um eine weitere Ruhmestat zu den bereits vielen hinzuzuverdienen. Heute Abend würde sich Ritter Zanibald von Azaren auch noch Befreier von Anteves nennen können.
»Männer und Frauen. Mitstreiter!«, begann die Stimme des Ritters durch die Luft zu schallen. »Heute werden wir ewigen Ruhm erlangen. Heute ist der Tag, an dem wir die Neruber zurückschlagen werden! Den heutigen Tag wird sich bei diesen Ungeheuern ins Gedächtnis einbrennen, denn heute, werte Mitstreiter, wird der Anfang vom Untergang der Neruber sein!« Er machte eine kleine Kunstpause und reckte dann sein glitzerndes Schwert in die Luft. »Für die Allianz! Für die Arathi!« Der Jubel der Massen ließ Zanibald das Gesicht zu einem Grinsen verziehen. Ja, sie würden ihm folgen, denn er war ein wahrhaft leuchtendes Beispiel von Mut und Stärke.
Der Feind hatte Stellung bezogen, ein Teil der Neruber war aus dem Tor herausgekommen und erwartete sie. Die Kreaturen bestanden aus allen möglichen Größen, von der Größe eines Hundes, bis zu so gewaltigen Wesen von der Größe eines Hauses. Doch Ritter Zanibald blieb ruhig. Er hatte solche Kämpfe schon dutzende Male ausgetragen. Er hob die Hand mit seinem blinkenden Schwert. »Zum Angriff!«, schrie er. Taktiken wurden überbewertet, sie würden einfach wie ein Schwert durch die Menge an Feinden schneiden.
Er machte erst einen Schritt, dann einen zweiten und dann rannte er auf die Neruberstreitmacht zu. Hinter sich hörte er den einstimmigen Schrei seiner Mannen und Frauen, die hinter ihm her rannten. Er stimmte in diesen ein. Jetzt war die Zeit für Heldentaten, für Ruhm, für die Ehre gekommen. Er traf mit brachialer Gewalt auf die feindliche Reihe und schlug zu. Er hackte auf Gliedmaßen ein, stampfte die kleineren Viecher in Grund und Boden und schritt ohne ein Zögern weiter. Schon nach kurzer Zeit war er über und über mit Neruberblut besudelt, aber er wurde einfach nicht müde. Sein Schwert schnitt immer wieder in Fleisch. Der Tag würde lang werden, denn die feindlichen Massen schienen kaum ein Ende zu nehmen. Doch da tauchte eines dieser haushoch großen Biester vor ihm auf. Doch Ritter Zanibald zögerte nicht. Er holte aus …
Ein Räuspern. »Werter Herr … Euer Bad ist nun eingelassen. Ihr solltet Euch beeilen, bevor es kalt wird«, kam die Stimme seiner Knappin hinter Zanibald und er blinzelte. Das Schlachtfeld verschwand und machte dem Inneren seines Zeltes Platz. Er stand auch nicht in glänzender Rüstung da, sondern in seinem Morgenmantel und weichen Fellpantinen. Ritter Zanibald wurde rot. »Oh, ehm … danke.« Er drehte sich um und bemerkte seine Knappin Zyallaar, die mit unbewegter Miene noch ein Handtuch und ein Stück Seife bereithielt. »Ja, nun … dann wollen wir mal«, murmelte Zanibald und seine Knappin nickte bestätigend. »Natürlich, werter Herr …«
Zweiter Teil
Die Verteidigung von Anteves
Zanibald von Azaren, der kühne Ritter, der schon tausende Schlachten geschlagen hatte und gewiss noch weitere tausend schlagen würde, der unzählige Feinde bekämpft und stets als Sieger vom Platz geschritten war, der hilflose Frauen aus brennenden Häusern gerettet und alte Damen über die Straße geholfen hatte, der furchtlos von einem bekannten Ende der Welt zum anderen – und darüber hinaus – gereist war, der Drachen und Dämonen gleichermaßen erschlagen hatte, lief die schmale Gasse zwischen den Häusern des Dorfes Anteves entlang, sein glänzendes Schwert gezogen aber locker auf der Schulter liegend. Das blonde, lange Haar war zu einem Zopf gebunden, und die auf Hochglanz geputzte Plattenrüstung blinkte im Schein des Kristalls Beledars. Es sah wie ein ruhiger Tag in dem eroberten Dorf aus, keine Gefahr in Sicht. Nur das laute Hämmern der Handwerker, die die Schäden an den Gebäuden ausbesserten, die durch den Kampf um das Dorf entstanden waren.
Doch plötzlich war es mit der Idylle vorbei, als sich vor Ritter Zanibald ein Leerenriss bildete und sich daraus eine Unzahl an Skardyn – leerenverseuchte Irdene – ergoss, die pure Mordlust in den Augen. Ritter Zanibald hob sein Schwert.
»Zurück mit euch, ihr garstigen Viecher!« brüllte er und schwang die Klinge nach dem ersten Feind. Dieser konnte nicht rechtzeitig ausweichen oder parieren und wurde regelrecht geköpft. Aber damit war Zanibald noch lange nicht fertig. In einer Rückwärtsbewegung führte er sein Schwert direkt gegen den nächsten Gegner. Dieser konnte noch gerade rechtzeitig seine Waffe heben und dem tödlichen Schlag entgehen, wurde aber zurückgestoßen und prallte gegen einen seiner Kameraden, wodurch dessen Waffenarm blockiert wurde und nicht angreifen konnte. Ein Fußtritt des Ritters förderte einen vierten Skardyn zurück durch den Leerenriss. Aber der Strom an Feinden brach nicht ab und Zanibald positionierte sich neu. Nach Hilfe zu rufen kam natürlich nicht infrage, ein Ritter brauchte sie nicht. Er kam mit jeder Situation zurecht.
»Mehr Feinde, mehr Ruhm für mich!« behauptete Ritter Zanibald von Azaren und schwang sein Schwert in einem tödlichen Kreis. »Macht euch bereit, von mir in Stücke gehackt zu werden!« brüllte er und machte wieder zwei Schritte auf die immer größer werdende Anzahl an Feinden zu.
Ein leises Hüsteln. »Werter Herr … Euer Essen wird langsam kalt. Darf ich euch zu eurem Zelt begleiten?« fragte hinter Ritter Zanibald seine Knappin Zyallaar. Der Ritter blinzelte und die Feinde vor ihm verschwanden und machten den Blick auf eine leere Straße frei. Auch trug er nicht seine blank polierte Rüstung, sondern ein leicht verdrecktes Hemd und einen Handwerkergürtel. Sein Schwert hingegen hatte sich in einen schlichten Zimmermannshammer verwandelt. Er erinnerte sich: Man hatte ihn ja dazu verdonnert, den Handwerkern bei der Reparatur zur Hand zu gehen und die zerstörten Häuser wieder aufzubauen, weil er bei der Eroberung des Dorfes etwas zu … enthusiastisch gewesen war und in seinem Eifer Feuer an manche Behausungen gelegt hatte.
Er räusperte sich: »Sehr gut, Knappin. Nach einem harten Arbeitstag darf man auch ein ordentliches Mahl zu sich nehmen.« Er senkte den Hammer, den er immer noch zum Angriff erhoben hatte, und ließ die Schultern hängen.
Knappin Zyallaars Gesicht blieb vollkommen unbewegt, als sie nickte. »Natürlicher werter Herr … «
Dritter Teil
Der Kampf gegen das Seeungeheuer
Zanibald von Azaren, der kühne Ritter, der schon tausende Schlachten geschlagen hatte und gewiss noch weitere tausend schlagen würde, der unzählige Feinde bekämpft und stets als Sieger vom Platz geschritten war, der hilflose Frauen aus brennenden Häusern gerettet und alte Damen über die Straße geholfen hatte, der furchtlos von einem bekannten Ende der Welt zum anderen – und darüber hinaus – gereist war, der Drachen und Dämonen gleichermaßen erschlagen hatte, hockte am Bug des Schiffes „Leuchtende Hoffnung“ und reckte sein glänzendes Schwert in die Luft. Schon erstaunlich, was sich so alles hier in den Tiefen von Azeroth befand. Ein ganzes Meer, oder eher ein sehr großer See. Seine Einheit wurde geschickt, um eine kleine Insel inmitten des gewaltigen Sees zu erobern. Eine kleine Insel mit einem Turm darauf, aber gehalten von einer gewaltigen Zahl von Feinden. Genau der richtige Einsatz für einen Helden!
Schon näherten sie sich der Insel, da brodelte das Wasser vor dem Schiff. »Achtung! Monster voraus!« brüllte Ritter Zanibald und deutete mit seinem Schwert auf das Untier, das aus dem Wasser stieg. »Bereitmachen zum Kampf!« Schon war der Kopf zu sehen, ein gewaltiges Tier mit einem aufgerissenen Maul, das das Schiff mit einem Happs verschlingen konnte, doch der Ritter wankte nicht. Nein, ein Ritter würde niemals zurückschrecken! Und schon gar nicht so ein gewaltiger Held wie Ritter Zanibald von Azaren.
»Komm nur her, du Bestie! Komm her und ich werde dir den feinen Stahl zu schmecken geben!« forderte der Held das Monster heraus und wedelte wild mit seinem glänzenden Schwert. Die Bestie kam näher, gleich würde sich das Maul schließen und das halbe Schiff verschlingen. Aber der Ritter würde trotzdem nicht wanken. Er würde …
Ein Räuspern. »Verzeihung, werter Herr, hier ist die verlangte Seife«, kam von hinter Zanibald. In dem Moment gab das Monster einen langen quakenden Ton von sich und der Ritter blinzelte. »Was?« fragte er verwirrt, als das Schiff verschwand und er sich in seinem Badezuber wiederfand, vor sich eine gelbe Quietscheente, der gerade die Luft ausging und sie dabei dieses quakende Geräusch machte, in der Hand eine Bürste mit Stiel, um sich den Rücken zu schrubben.
»Eure Seife, werter Herr …«, wiederholte die Knappin Zyallaar und hielt ihm das duftende Stück in pinker Farbe hin. Er ergriff sie sogleich. »Ah, natürlich. Die Seife. Danke, Knappin. Und merket, ein Ritter hat immer wohl zu riechen«, belehrte er sie, während er die Seife ins Wasser tauchte und langsam Seifenblasen erzeugte.
Das Gesicht der Knappin blieb völlig unbewegt, sie nickte nur knapp. »Natürlich werter Herr …«