Seltsam, kauzig? So sind wir.
Vorwort
Mein Name ist Zesk, ich bin zweiundzwanzig Jahre jung und Druide. In diesem Buch möchte ich meinen Blick auf die Berufung beschreiben, welche für viele etwas mit natürlich duftenden Personen zu tun hat, die einen Baum umarmen. Ehe sich beim lieben Leser nun die Brauen zusammen ziehen, nur der Hinweis, dass ich mir völlig bewusst bin, dieses Werk nicht als Gesetzbuch einer Zunft zu verfassen, bei der ich selbst noch am Anfang meines Weges stehe. Es soll nur als Beispiel der Gedanken dienen, mit welchen sich ein Angehöriger dieser Gruppe auseinander zu setzen pflegt.
Ich wurde auch nicht von ehrwürdigen Elfen oder einem alten Greis in Blättertracht unterrichtet. Mein Lehrmeister ist das Leben, welches wir auch gerne als Natur zu benennen pflegen.
Als Mensch und Gilneer bezeichnet man mich hier gerne als Erntehexer, wobei ich den Begriff Sturmdruide persönlich treffender empfinde. Geboren und aufgewachsen bin ich in einem kleinen Küstendorf in Gilneas. Mein Vater war Fischer. Meine Mutter verließ das Dorf, als ich ein Jahr alt war. Acht Jahre später blieb mein Vater bei schweren Unwetter auf See zurück. Nur ein paar Trümmer seines Bootes wurden Tage später an die Küste gespült.
Seit ich denken kann sah ich immer gerne aufs Meer hinaus und verlor mich im zeitlosen Ausblick auf das wirken der Natur, ohne überhaupt zu wissen, was ich tat. Vielleicht war es das Schicksal meines Vaters, vielleicht auch nur das langsame Erwachsenwerden, was mich eine tiefe Ehrfurcht vor den Gewalten der Natur lehrte und dazu animierte, meine Gedankenwelt mehr darauf auszurichten.
Was einen Druiden ausmacht
Für mich kam der erste Gedanke, etwas mehr mit der Welt in Verbindung zu stehen, wie es vielleicht üblich ist, als ich im Angesicht eines Küstensturms, wie sie mir eigentlich jeher schon vertraut waren, mein Verständnis für die Zusammengehörigkeit aller Dinge auf der Welt körperlich zu empfinden wähnte.
Die Kraft von Wind und Wetter, das Tosen des Meeres und der unerschütterliche Grund unter den Füßen zogen mich auf eine nie erlebte Art in ihren Bann und ließen mich fühlen, ein Teil davon zu sein. Ich würde hier sagen, vom Sturm erfüllt worden zu sein, wobei das etwas dramatisch und auch idiotisch klingt.
Ich weiß nichts mit Sicherheit. Ein wesentlicher Punkt vielleicht, wenn man gezwungen ist zu glauben und zu vertrauen und sich so einem Ideal hinzugeben, dass man mehr fühlt, als versteht.
Ich denke nicht, dass es im ersten Schritt für einen Druiden wichtig ist, ob er das Gras wachsen lassen, oder sich in ein Tier verwandeln kann. Jedes Wesen ist einzigartig und so beschreibt die Summe ähnlicher Lebenswege eine Gruppe mit all ihren Ausnahmen.
Es hilft dem eigenen Selbstvertrauen natürlich sehr, wenn einem eine höhere Macht Kräfte leiht, die einem bestätigen, auf einem guten Weg zu sein. Warum die Kräfte der Natur Unterstützer unter den sterblichen suchen mag verschiedene Gründe haben, über die ich mit meiner relativ geringen Erfahrung nicht spekulieren will.
Druidentum und Schamanismus – Wo stehen wir?
Die Unterscheidung zwischen den Druiden und Schamanen fiel mir persönlich niemals leicht, da unsere Wege sich in so manchen Punkten kreuzen. Beide Berufungen verehren Naturgeister und beide Berufungen fundieren auf den vier Elementen.
Vielleicht könnte man Schamanismus auch als besondere Form des Druidentums betrachten oder umgekehrt. Ich nehme mir nicht heraus, diese These mit meinem jetzigen Wissen vernünftig untermauern zu können.
Was ich zumindest sagen kann ist, dass das Druidentum einen Schritt später ansetzt als die Schamanen, welche mit den Elementen in ihrer Reinform umzugehen verstehen.
Natur – oder das Leben, wie man es nun lieber nennen möchte, entsteht, wo die lebensbejahende Konzentration von Feuer, Wasser, Luft und Erde zusammen kommt, was wir Druiden nun auch als das Gleichgewicht bezeichnen, dem wir dienlich sein möchten.
Dieses Gleichgewicht besteht auf unserer Welt und wie wir inzwischen wissen, auch auf vielen Anderen. Die These vom großen Gleichgewicht, welches alles Sein und alle Welten beinhaltet, möchte ich an dieser Stelle jedoch nicht erschöpfend ausführen, weil ich selbst daran noch ziemlich herumzurätseln pflege.
Wer sich unter dem natürlichen Gleichgewicht durch die Elemente nun nicht so viel vorstellen kann, dem sei gesagt, dass unser Körper zu Anteilen nun aus Erde, Wasser und Luft besteht und die Energie, welche wir aus Nahrung gewinnen, zumindest abstrakt einer Form der Verbrennung entspringt, wir selbst also ein Produkt dieser Bestandteile sind.
Alles Leben auf unserer Welt entsteht und vergeht durch vorhandenes Material was uns zu Teilen der Welt und des natürlichen Kreislaufes macht. Auch dieser Gedanke ist nun für die meisten sicher ein wenig befremdlich und macht deutlich, weshalb Druiden mit ihren Ansichten manchmal absonderlich erscheinen können.
Wozu Druiden gut sind
Eine Frage, welche sich viele vielleicht stellen, die geneigt sind ein Buch wie dieses zu lesen und leider nicht ganz leicht zu beantworten. Zum einen kann man sicher sagen „Die Welt retten“, wie die Bemühungen des Zirkels von Cenarius in den letzten turbulenten Jahren immer wieder verdeutlicht haben.
Weniger spektakulär gestaltet sich da bisher tatsächlich mein Dasein. Die Welt zu fühlen, heißt noch lange nicht sie auch zu verstehen und so folge ich mehr oder minder im blinden Vertrauen den Rufen des Sturms, lerne auf meinen Reisen soviel ich vermag und schleife mein Können für den großen Moment, falls es einmal wichtig sein sollte. Vielleicht ist sogar dieses Buch schon ein druidischer Akt, der manche auf Ideen und Gedanken bringt, die ohne diese kurze Lektüre nicht entstanden wären…
An Weisheiten, wofür unser Stand so berüchtigt ist, habe ich nur wenige zu verkünden. Leben und leben lassen etwa, weil Leben durch Symbiosen und Zusammenhalt schonender weiter kommt, als im ständigen Wettkampf.
In meiner ungeschulten und vielleicht naiven Sicht, obliegt es nicht den sterblichen, über das Gleichgewicht zu bestimmen, sondern dem Leben selbst, als dessen Helfer sich Druiden verstehen. Ähnlich wie Priester des Lichts streben wir nach einem für uns fast unvorstellbaren Ideal und stützen uns dabei auf die Hilfe und Führung von Patronen, wie etwa Cenarius oder anderen mächtigen und weisen Manifestationen der Natur. Ob nun wir den Patron wählen, oder jener uns, mag dabei dem Schicksal überlassen sein.
Ähnlich, wie die Priester der Schatten jedoch, sind auch wir gezwungen, die Kehrseite des Gleichgewichts zu sehen. Wo Leben ist, ist auch Tod. Wo Gutes ist, ist auch Böses. Gleichgewicht bedeutet, dass alles einem Zweck dient und Veränderung hat immer einen Preis. Ohne Veränderung jedoch kein neues Leben und so zieht die Gedankenkette langsam eine düstere Spur.
Ich bin heilfroh darum, dass die meisten Dinge im Leben ganz ohne Zutun meiner Art ablaufen und von Weichen, die ich im Namen des Sturms stelle, weder Zweck noch Ende abzusehen vermag.
Wir Druiden sind also leider keine goldenen Ritter in der Not, was ich sehr schade finde, aber diesen Platz haben andere bereits inne. Wenn wir unser Werk richtig tun, dann wird es kaum bemerkt und ist jedem so selbstverständlich wie der nächste Morgen. Letztendlich versuchen wir ja, dabei zu helfen, dass es auch in vielen Dekaden und Millennia noch neue Tage und Leben abseits der großen Existenzfragen geben wird.
Was dem Druiden seine Macht verleiht
Eine Frage, mit der ich mich unweigerlich zwischen die Fronten begeben werde, denn wirklich sicher bin ich darüber selbst nicht. Eine pragmatische Antwort wäre hier wohl, die Welt.
Mit wachsendem Wissen über Kräfte wie das Fel oder die Leylinien kommen unzählige Fragen auf, wie es sich mit all diesen Energien zum Gleichgewicht nun eigentlich verhält. Alles hat in irgendeiner Art Macht, sei es nun Härte oder Gewicht eines Steins, dessen Kräfte gewissermaßen Schlummern, oder die gewaschene Ohrfeige einer Schankmaid, die man mit einem lockeren Spruch zu necken suchte. Sonnen besitzen mehr Energie, als sie zu halten vermögen und so mancher Magier behauptet ja ganz ähnliches von sich selbst.
Kräfte der Natur nehmen wir meist als gegeben hin, daher erstaunen sie uns weniger, als etwa das wirken eines Taschenspielers.
Ich habe lange aufs Meer gestarrt, bis mir bewusst wurde, dass die Wellenberge, die der Wind da auftürmt eine unvorstellbare Kraftleistung darstellen, bedenkt man das Gewicht des Wassers. Dabei handelt es sich hier nur um den tiefen Wind, der auf die Oberfläche drückt und der Himmel ist hoch. Ohne übertreiben zu wollen, besitzt jeder ausgewachsene Sturm wohl mehr Kraft, als die größte Armee, die je über unsere Welt marschiert ist.
Wie solche Kräfte zu nutzen sind? Ich habe ganz offen keine Ahnung. Sowohl Schamanen, als auch Druiden vermögen es, Windchen zu entfesseln, doch geht dies an der Kernfrage vorbei was sie dazu befähigt.
Ich erwähnte vorangegangen schon die Patrone der Welt, mögen Sie sich für Schamanen in Form von Geistern und Druiden in Gestalt epochaler Schauspiele natürlicher Kräfte manifestieren, oder vielleicht auch nur als Gottheit in humanoider Gestalt. Wie auch Menschen, Elfen oder Drachen sind sie Teil unserer Welt und wohl zu einem bestimmten Zweck entstanden.
Ob ein Druide nun in Zusammenarbeit eines mächtigen Vertreters unserer Welt, deren Kräfte kanalisiert, oder ob bestimmte Wesen, die man nun Druiden nennt schlichtweg von der Welt als Helferlein geschaffen wurden, ist mir nicht bekannt. Vielleicht gibt es auch hier schlicht verschiedene Wege mit dem gleichen Ziel.
Wo die Grenzen der gewährten druidischen Kräfte liegen, kann ich schwer benennen, da sie wohl in erster Linie auf der Bindung und dem Vertrauen zwischen dem Druiden und der Natur beruhen, was sich recht gut mit Lichtwirkern, wie Priestern und Paladinen vergleichen lässt.
Wir wissen nun anhand von Beispielen, wie außerweltlichen Schamanen, etwa der Orks oder der Draenei, dass die Kräfte dabei nicht an eine einzelne Welt gebunden sind, sondern auch dort funktionieren, wo die selben Naturgesetze gelten. Gleiches galt für unsere heimischen Druiden scheinbar auch auf Argus, der Scherbenwelt oder Draenor. Der Verdacht auf ein größeres Gleichgewicht, als „nur“ unsere Welt scheint daher naheliegend.
Als Schlusswort und vielleicht Gedankenanstoß zu diesem Thema, stelle ich die These in den Raum, dass die Summe aller vorhandenen Kräfte, der des Gleichgewichts entspricht und auf alles aufgeteilt ist, was es gibt.
Druiden und die Kriege
Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass Druiden ja eigentlich einem höheren Ziel dienen, als Völkern oder Nationen. Dadurch könnte wohl die Frage entstehen, warum Druiden sich überhaupt an Konflikten beteiligen.
Meine Antwort dafür ist traurig und ernüchternd. Kriege gehören zum Gleichgewicht dazu. Absolute Zustände sind in der Natur sehr selten und Druiden als sterbliche Helferlein sind nun kein erhabener Sonderfall. Wir bestreiten ebenfalls unser Dasein und wirken im Rahmen unseres Schaffensbereiches. Auch wir besitzen dicke Bande zu unseren Wurzeln und versuchen die unsrigen zu Schützen.
Es erscheint nicht nur dir als Leser falsch, dass das Schicksal so auch zwei Druiden, die ja eigentlich in Ausübung ihrer Pflicht zusammenarbeiten sollten, im tödlichen Kampf entgegen stellt. Ich muss bei dieser traurigen Wahrheit an die Pandaren denken, die sich ja in der Absicht, Frieden zu erwirken, ebenfalls auf den Schlachtfeldern gegenüber stehen.
Wir sind nun keine Helden, tun Dinge die getan werden müssen und sind auch nicht frei von Fehlern.
Gewalt ist allerdings selten ein Weg ohne Alternativen und nach eben jenen sind wir stets auf der Suche, um die Weichen für das Morgen zu stellen.
Gestaltwandel – der selbe Dickkopf in vielen Formen
Zum Abschluss ein weniger ernstes Thema vielleicht und eines in dem ich mehr Rate als zu berichten. Eine der markantesten Eigenschaften, die einem zu uns einfallen, ist doch der Gestaltwandel in „andere Geschöpfe der Natur“.
Es liegt auf der Hand, dass jener sowohl zur Tarnung dienen kann, als auch manche körperlichen Möglichkeiten mit sich bringt. Warum er sich nun aber gerade auf einen ausgesuchten Kreis von Tieren, die keine augenscheinliche Verbindung zueinander besitzen, erstreckt, wirkt doch nun wirklich wie eine seltsame Laune der Natur.
Ich war recht baff darüber, als ich das erste mal auf alle Viere ging. Das ganze traf mich auch völlig instinktiv ganz ohne Gesten und Geräusche, so wie man es bei einer so illustren Darbietung erwarten könnte.
Euch nicht-gestaltwandelnden da Draußen kann ich erzählen, dass es wenig erschreckenderes im Leben gibt, als plötzlich nicht mehr man selbst zu sein. Von Gewöhnung an einen fremden Körper will ich da noch gar nicht sprechen. Es ist vielmehr ein Umstand, dass jede Regung, jede Muskelbemühung plötzlich völlig falsche Resultate zur Folge hat und alles völlig anders aussieht.
Man kommt sich vor, als ob sich die Götter da einfach nur einen seltsamen Scherz erlaubt haben.
Ich kann gerade den Blick des erfahrenen Kaldorei über mir fühlen, der nun den Finger hebt und mir sagen will, dass Übung doch den Meister macht und ich gefälligst lernen soll, dieses Geschenk mit würde zu tragen. Hingegen frage ich mich, ob in dieser Gabe nicht gar ein versteckter Wink der wissenderen und älteren schöpferischen Kräfte wohnt.
Ein Wechsel der Perspektive auf die Welt, wie es durch den Gestaltwandel unweigerlich geschieht, regt tatsächlich dazu an, nicht nur seinen eigentlichen Körper etwas mehr wertzuschätzen, sondern auch die Sichtweise anderer Geschöpfe häufiger nachvollziehen zu wollen, ehe man über ihr Verhalten ein Urteil fällt.
Würde sich jeder Herrscher nur für einen Tag in eine Maus verwandeln, so würde man am nächsten Tag Frieden schließen.. und die Käseproduktion steigern.