Poesie aus dem Wort: Freiheit. Welche uns Flügel geben kann, die wir vielleicht nicht benutzen.
Eine Definition von Freiheit, in einem Kontext, der für manch einen klar und für ein anderen unklar erscheinen kann.
Inhalt
- Lasst mich frei, wohin ich gehe
- Ich bin das, wonach ich mich selbst doch sehne
- Wo sind meine Flügel, wenn ich sie versuche zu finden?
- Wir sind alle Gefangen im Dunkelmondjahrmarkt der Gedanken
- Das, was wir wollen, ist bereits in uns – eingesperrt
- Nun lassen wir den Vogel frei, in dessen goldenden Käfig wir sind
- Nachwort
Lasst mich frei, wohin ich gehe
Da war es, das Ungeheuer – Dunkel und schwarz. Direkt vor dem geistigen Auge, mit einem breiten Grinsen. Wir sind frei – Frei zu atmen, zu gehen und zu stehen. Frei von dem, was wir denken – Und dennoch gefangen, worin wir uns verlieren, zu leben. Dabei ist es doch einfach, sich freizumachen, wohin man geht.
Aber so wie es das Ungeheuer uns erzählt, ist es nicht. Es zeichnet sich aus – Wie ein Nebenwerk, neben dem wir stehen. Wenn wir wüssten, was dahinter sich doch nur befindet. Diese Wand, die wir nicht durchdringen können. Diese Dunkelheit, eingekerkert in einem nie endenden Alptraum.
Warten wir so lange darauf, bis sich die Dunkelheit in uns lichtet – Sind es leid gerettet zu werden, aus einem Käfig in dem wir nicht entkommen können. So viel Chaos, was sich neu ordnen muss – Und kraftlos, jene Bruchstücke in die Hände zu nehmen. Was lauert schon hinter uns? Wenn wir bereits wissen, was vor uns liegt.
Ausbrechen – Eine Pflicht zu tun, in der das gewöhnliche Leben sich auf uns spiegelt. Du bist es – Der die eigene Schwäche kennt. Du bist es, der beide Seiten der Medaille kennt. Und nun liegt es an dir – Wie willst du dich befreien, wenn einem das Nötigste fehlen mag.
Ein eingefrorener Traum – Ein Zwilling unser selbst. Das Ich was wir spiegeln – Versuchen zu erreichen, was wir aber mit unseren warmen Händen nicht berühren dürfen. Es schmilzt, Tropfen für Tropfen – Also, müssen wir dem fern bleiben. Das etwas, was wir nicht erreichen können, auch wenn wir es so sehr versuchen. Es erlischt auch das in uns, der Zwilling, der wir sein wollen.
Ich bin das, wonach ich mich selbst doch sehne
Wir öffnen die Augen – Sehen diese eine Gestalt, das Ungeheuer, das in uns lauert. Kein Worgen, kein Grauen. Nur der eigene Fluch, den wir uns selbst auferlegt haben. Wenn wir versuchen auszubrechen, aus dem Sein, in dem wir uns befinden: Bist dann du es, wonach ich mich dann sehne, oder ich selbst?
Benennen unsere Knochen nach dem, was wir erkennen können. Hier und da das Knochenstück, was uns noch fehlen mag – Was gebrochen war. Wenn unser eigenes Spiegelbild, das wir vermeidlich versuchen zu erkennen, nicht das unsere Eigene ist. Skizzieren wir ein Selbstbild, mit dem wir zufrieden sind – In der Hoffnung, dass wir wenigstens diese Skizze von uns, akzeptieren können.
Alles hat ein Sinn, sprechen die Gebete, welche sich auf Schriftrollen, um uns herum befinden. Alles wird sich zusammen fügen, zeichnen wir mit einem Kohlestift auf unsere Glieder, damit wir es nicht vergessen. Sei ehrlich zu dir selbst, ist das gewisse Gut, was wir vermitteln zu versuchen. Traue deinen eigenen Augen nicht immer – Versucht uns die Angst in die Enge zu treiben.
Das Eis schmilzt des vermeidlichen Zwillings – Wir schrauben die Hitze herunter, dass es kälter wird, wie die in Winterquell. Dort, wo es auch schöne heiße Quellen gibt. Und dennoch fangen wir jeden einzelnen Tropfen auf – Weil wir wissen, dass es ein Stück von uns ist.
Tränen, die fließen aus eigenem Unmut – Stürzen sich mit der Wut im Einklang – Zersplittert und zerkratzt das Eis. Dort bekommen wir Risse von dem Selbstbild, dass wir kreiert haben. Ein Bild, so schön und vollkommen – Wie einst die Maler, die jede Landschaft verewigt hatten.
Wo sind meine Flügel, wenn ich sie versuche zu finden?
Da ist dieser Abgrund, vor dem wir uns fürchten. Wir haben jedoch diese Flügel – Welche uns leiten können. Ein Sprung ins kalte Nass, so schön wie es heißt. Aber wo sind denn diese Flügel, wenn man sie nicht vermag zu finden?
Der kalte Hauch stößt uns näher und näher – Das Ungetüm direkt hinter uns. Flüsternd, gar fluchend darüber, dass wir es erreichen könnten – Wir es definitiv schaffen. Wir fühlen uns frei – Wollen uns gehen lassen, aber im letzten Moment, da zögern wir.
Es sind unsere Flügel, wir sind ein Teil – Und sie sind ein Teil von uns. Verloren im Verborgenen können wir sie nicht sehen, wenn sie auf dem Rücken sind. Vergebens drehen wir uns herum – Schauen ins Selbstbild, was wir erschaffen haben. Da sind die Flügel doch, wonach wir uns sehnen.
Aber auch sie sind nicht fähig zu fliegen – So aus Eis, so aus Stein und Erde gemacht. Kein Luftzug kann sie empor steigen lassen. Näher treten wir, versuchen die Flügel neu zu formen – Aufgeschlagen fliegt es sich doch besser. Wie ein Adler, über das Meer – Geschmeidig und frei.
Weiter, weiter bis zur Abendsonne – Das ist der Traum, wenn wir diese Flügel hätten, die nicht fliegen wollen. Starrend wir auf den Ozean, wo sich die Sonne spiegelt. Es ruft nach uns – Könnten wir nicht ein einziges Mal, so frei sein, wie ein Vogel im Wind?
Wir sind alle Gefangen im Dunkelmondjahrmarkt der Gedanken
Alleine stehen wir da – Wo wir uns doch alle begegnen. Halten gar Händchen – Schauen uns aber nicht gegenseitig an. Wir schreien, wir lachen und dennoch, fühlen wir uns nicht frei – Gefangen in dem Dunkelmondjahrmarkt der Gedanken.
Einer nach dem anderen macht einen Schritt zurück. Und noch einen und noch einen. Immer weniger stehen dort am Abgrund – Sie haben die Angst nicht besiegt, sie können nicht heimkehren – Wo sie gefangen sind. Der Käfig zu grell und dennoch zu schön, um sich dort niederzulassen.
Ein Schloss wird angebracht – Damit man bloß nicht hinein und hinaus kann. Wo findet man die Worte, die man braucht – Um den Mut auszusprechen, der verloren sein mag? In Märchen, voller Erzählungen der Hoffnung – Wäre nun das Ende der Geschichte, wo man gerettet wird.
Wie einfach es doch wäre, als Magier sich Flügel geben zu lassen. Wie einfach es doch wäre, als Schamane die Luft, um Hilfe zu bitten. Wie einfach es doch wäre, wenn man als Druide sich verwandeln kann, in jene Gestalt, die von klein auf fliegen kann. So einfach es doch auch wäre, so vergangen ist der Gedanke daran, es nicht zu schaffen.
Gepeinigt von dem Schmerz, der auf einem lastet – Kämpfen wir uns um das, was verloren sein mag. Erkennen wir überhaupt noch das Spiegelbild? Die Wahrnehmung verschwommen – Gedämmt, wie die Sicht im Dämmerwald. Könnten wir doch so einfach die Augen schließen und hinab segeln – Als würden uns magische Hände sicher halten können.
Das, was wir wollen, ist bereits in uns – eingesperrt
Ein Kampf in uns selbst – Begehren wir das, wonach wir verlangen. Können nicht ausbrechen, aus dem, worin wir uns sehnen. Der Schmerz in uns machte taub und blind – Verbarg, das, was wir wollen, ist bereits in uns eingesperrt.
Brechen wir aus – Können wir fliegen. Nur wo ist der Schlüssel für das Schloss? – Wo kann er wohl liegen? Ein Zirkus in uns drin – Wir sind die Dompteure des eigenen Kreises. Lassen uns singen, schreien und verzweifeln. So laut, so schön und doch so vergangen.
Es wird kein Lied erklingen, von dem Vogel, der sich in diesem Käfig befindet. Unfähig zu fliegen – Schwingen die kaputten Flügel hin und her. Stoßen sich am Gitter, der Käfig zu klein. Die Gedanken, sie wollen ausbrechen – Können jedoch nicht, weil wir es vermeiden.
Auf, auf – Zu einem neuen Theater – Das Selbstbild verblasst keine Sekunde lang. Bekommt mehr Kratzer, Risse – Bis wir es kaum selbst noch erkennen können: Bin das wirklich ich? Der Boden wird rot – Von unseren Tränen des Herzens. Ja, wir sind alle allein in unserer Pein – Schreit das Monster im Rücken.
Aufgeschreckt, flattern wir, wie ein verletzter Vogel im Käfig umher – Zu denken, wir könnten fliegen. Lautlos singt man das eigene Lied – In der Hoffnung, dass die Flügel sich endlich frei bewegen können. Das ist unser Monster – Wir haben es kreiert. Es ist ein eigener Zwilling von uns. Jetzt ist die Frage: Wer ist man wirklich?
Nun lassen wir den Vogel frei, in dessen goldenden Käfig wir sind
Der Kopf wird erhoben – Die Augen weit aufgeschlagen. Nun ist kein Entronnen mehr – Jetzt: Kämpfen wir! Die Flügel so weit gespannt – Dass die Gitter sich biegen, brechen – Zersprengen! Lassen wir endlich den Vogel frei, in dessen goldenen Käfig wir uns befinden!
Wohin müssen wir gehen, wenn wir die Flügel wollen? In uns – Schreit das Monster, dessen Name wir bereits kennen. Wir treten hervor – Zum Abgrund, so dicht und nah – Gefährlich, ist der Luftzug so fest, dass wir drohen zu ersticken. Das Haupt schüttelt sich – Nein, wir fallen nicht.
Ein Blick zu jener, die zurückweichen – Ein Blick nach vorn. Nehmen wir jetzt den Anlauf? Lasst uns gewahr werden, was wir sind – Die Freiheit liegt in uns. Wir kämpfen, wir weinen, wir schreien – Und wenn wir das überstehen – Dann können wir auch fliegen.
Es ist nicht der Abgrund, dem wir näher kommen. Vor uns liegt das Selbstbild, was wir kreiert haben. Die Tränen, die über unsere Wangen gleiten, sind die Erkenntnis, dass wir etwas erreichen wollen, wovor wir Angst haben. Unsere Hände strecken sich heraus – Umarmen das Eis, in das wir gefangen waren.
Langsam spüren wir die Hitze – Tief in uns drin. Breiten sich die Flügel auf unserem Rücken aus, egal wie klein sie auch sind. Man flüstert leise: Vielen Dank – Verabschiedet sich mit dem Wimpernschlag, bleibt eine einzige Feder zurück. Denn wir wollen das sein, was vor uns liegt.
Diese kleinen Lügen, die unser Herz zum Schimmern bringen, verletzten uns mehr, als andere zuvor. Die, die zurückweichen, wollen die Wahrheit nicht erkennen – Dass eine Selbstlüge, auch eine Wahrheit ist, die wir noch nicht kennen. Lernt sie kennen, und Euch selbst – Dann wisst Ihr, wie die Flügel Euch über den Ozean gleiten lassen.
Erhaltet ihr die Freiheit, nach der Ihr Euch so sehr sehnt – in Euch. Lauscht, so leise Ihr auch sprechen mögt. Und wenn Ihr nur noch einen Flügel, von all dem Leid der Vergangenheit habt, man braucht nur noch einen zweiten. Und die Freiheit gehört ganz Euch.
Nachwort
Jenes Werk von mir, widme ich einer Person – Einem charmanten Brillenträger, Aiven von Rasthall.
Er gab mir den Gedankenansatz, über dieses Wort zu schreiben. Freiheit – Wir empfinden sie. Frei von unseren Gedanken, frei davon zu atmen, zu gehen und zu stehen. Dennoch sind wir alle in uns gefangen. Sei es die Gedanken die uns plagen oder die Vergangenheit, die auf unseren Schultern lastet.
Manchmal ist jedoch auch genau diese Freiheit, die wir besitzen, ein selbstgemachtes Gefängnis, worin wir uns verlieren. Tief in unseren Seelen spüren wir die Flügel, die bereit sind loszufliegen. Und ich hoffe, jeder der diese Zeilen liest, erhält den Mund, sie zu entfalten.
Mein Dank geht somit an Aiven von Rasthall, für diesen Gedanken – Über solch ein großes Wort ein Werk zu verfassen. Für wahr, brauchen wir für manches Gift, einfach nur das passende Gegengift dazu – Vielleicht kehrt dann die Freiheit ein, nach dem wir uns sehnen? Oder uns wachsen jene Flügel, die uns über den Ozean gleiten lassen?