3. Geschichte
“Lukas, ich habe ein Butterbrot, kleine Tomaten und Tee mit. Und du?”, fragte Laura.
“Moment, ich schaue nach!”
Doch dazu kam Lukas nicht mehr. Kirsten rief: “Alle Schulkinder zu mir, wir wollen los in die Schule.” Laura und Lukas freuten sich. Heute waren sie als zukünftige Schulkinder eingeladen. Sie würden die Schule kennenlernen. “Der Weg ist nicht weit. Ich bin ihn neulich mit Mama gelaufen”, sagte Lukas. “Wollen wir nachher wieder unser Frühstück teilen?”
“Ja, gern”, antwortete Laura, “wenn du etwas Leckeres mithast.” “Wir schauen nachher”, meinte Lukas.
Auf dem weiten Schulhof sahen Laura und Lukas andere Schulkinder stehen. Sie stellten sich in einen großen Kreis. “Guten Morgen”, begrüßte sie eine Lehrerin. Sie hielt Zettel in der Hand und sah über die Brille hinweg, wenn sie zu ihnen sprach. Laura fand, sie sah streng aus. “Ich bin Frau Müller. Schön, dass ihr alle da seid. Wir rufen euch jetzt auf und gehen in die Klassenzimmer. Immer acht Kinder und eine Lehrerin. Eure Erzieherinnen holen euch nachher wieder ab. Jeweils zwei aus jedem Kindergarten bleiben zusammen.”
Lukas fühlte, wie Laura ihm erleichtert die Hand drückte. Doch es kam anders: Laura wurde vor Lukas aufgerufen und kam zu Frau Müller. Er zu Frau Schmidt.
Laura war nicht wohl. Die Schule kam ihr plötzlich so groß vor. Mit in ihrer Gruppe war Maria. Ausgerechnet. Sie hatten sich neulich im Garten um den neuen Ball gestritten. Kirsten war gekommen und sie hatten sich abwechseln müssen. Warum konnte es nicht genug Bälle für alle geben? Manchmal fand Laura Teilen wirklich blöd.
“Hallo”, sagte Maria schüchtern, “wollen wir zusammen laufen?”
“Meinetwegen”, antwortete Laura. Wenigstens kannte sie Maria.
Frau Müller ging mit ihnen in einen Klassenraum. Er war hell und mit einigen fröhlichen Fensterbildern bunt gestaltet. In der Mitte eines Stuhlkreises lag eine runde, weiß schimmernde kleine Decke und um sie herum gelbe Blütenblätter mit ihren Namen.
Sie setzten sich still. Frau Müller nahm ihre Brille ab und begrüßte sie noch einmal: “Schön, dass ihr heute da seid und unsere Schule besucht. Wir werden heute basteln. Doch zuerst sagt jeder von Euch seinen Namen und was ihr am liebsten spielt. Dann bekommt ihr euer Namensschild aus der Mitte!”
Laura hatte das Blütenblatt mit ihrem Namen schnell entdeckt. “Ich bin Laura und spiele gern draußen.”
“Herzlich willkommen, Laura, schön, dass du da bist”, sagte Frau Müller und Laura holte ihr Namensschild aus der Mitte. Sie setzte sich wieder und bemerkte, wie unruhig Maria neben ihr wurde. “Ich heiße Maria und spiele gerne mit Puppen.”
“Schön, dass du da bist, Maria”, sagte Frau Müller und wies mit der Hand in die Mitte. Doch Maria stand nicht auf, sie senkte unsicher den Blick. Laura stupste sie an. “Du bekommst dein Namensblatt”, flüsterte sie.
“Ich weiß nicht welches, die Schrift ist so anders”, murmelte Maria. Frau Müller hatte es gehört: “Ich gebe dir dein Namensschild Maria. Die Namen sind eine Hilfe für mich, damit ich weiß, wie ihr heißt. Ich kenne euch noch nicht so gut. Zum Schreiben- und Lesenlernen kommst du dann in die Schule.”
Maria war erleichtert, holte ihr Blütenblatt und setzte sich wieder.
“Wir basteln heute besondere Blumensträuße. Hier drüben auf dem Tisch habe ich ein paar Blätter mit Ideen hingelegt und ihr werdet merken: es gibt nicht nur Blumen. Alles andere findet ihr dort drüben: Tonpapier, Scheren, Stifte, Papier und Klebstoff zum Aufkleben der Sträuße. Eine Blume im Strauß seid ihr, also wählt etwas, was ihr selbst mögt. Für die anderen Blumen wählt etwas, was andere mögen könnten.”
Es war für alle etwas dabei. Es gab Ideen für Narzissen, Sonnenblumen und Margeriten und genauso Vorlagen für Äpfel, kleine Bäume, Vögel, Bälle und vieles mehr.
“Ich nehme für mich eine Sonnenblume mit ganz bunten Blättern”, dachte Laura. Maria gestaltete ihre Blume mit blauen Vögeln und gelben Punkten. Es wurden sehr lustige, unterschiedliche Blumen. Die fertigen Bilder durften sie mit nach Hause nehmen.
“Jetzt gehen wir gemeinsam auf den Schulhof und verabschieden uns”, sagte Frau Müller. Sie bildeten wieder einen großen Kreis.
“Schön, dass ihr alle hier gewesen seid. Als Erinnerung habt ihr eure Blumenbilder und ich möchte noch etwas austeilen. Wir stehen hier im Kreis, weil ihr alle bald Schulkinder seid.”
Sie hielt eine Tüte hoch. “Hier sind weiße Murmeln, ihr alle dürft euch eine herausnehmen. Sie sind rund, genau wie unser Kreis.”
Nach der Verabschiedung rief Kirsten sie zusammen. “Wir frühstücken hier drüben auf den Bänken, bevor wir zurückgehen.”
Endlich hatten sie Zeit, in Lukas Brotbox zu schauen. “Ich habe ein Käsebrot und Apfelstückchen. Wollen wir teilen?”
“Gern.”
Laura hielt ihm die Tomaten hin und nahm sich ein Apfelstückchen. Auf dem Rückweg sagte Lukas: “Am Anfang dachte ich ‚oh je, Blumen‘, aber dann habe ich mir einen großen Ball mit Stiel geklebt. Super toll.”
Buchinformationen & Anhänge
OOC Nachwort:
Vielen lieben Dank an Simone Wustrack und Marina Rädiker für die Erlaubnis ihre Geschichten unter der Creative Commons Lizenz mit anderen zu teilen.
“Der geheimnisvolle Garten”
Erschienen 2017 auf www.perlenjahr.de.
Dort auch bebildert und zum Anhören für Kinder die nicht auf Azeroth leben.