Auf der Jagd nach dem verlorenem Szepter – Tempel des Grauens
Prolog
Die An’arkhana führte eine größere Operation in Pandaria durch, genauer gesagt in den Dschungeln der Säureblattküste. Sie war zusammen mit einigen anderen Einheiten und diversen freien Söldnern aufgebrochen, eine untote Hexe zu besiegen, die mit einem bösartigen Szepter Unheil stiften wollte. Die Horde war nicht in der Lage, ihre ehemalige Untergebene zur Rechenschaft zu ziehen, daher musste es die Allianz tun.
Wir landeten also an der Küste des Dschungels und schlugen unser Lager auf. Nach einer etwas unruhigen Nacht zogen wir das Lager um, in ein kleines Fischerdorf der Pandaren. Gleichzeitig wurden einige Späher, darunter auch ich, ausgeschickt, mehr über das Pandarendorf im Inneren des Landes herauszufinden. Was wir dort fanden, war nicht besonders erfreulich. Wir kamen zurück und erstatteten Bericht.
Von den Fischern erfuhren wir, dass sie seit einiger Zeit keinen Kontakt mehr zu einem in der Nähe befindlichen Tempel hatten, der auf einer Insel thronte. Das war ungewöhnlich und für uns ein Hinweis, dort einmal nach dem Rechten zu sehen. Hierzu wurden wieder ein paar Späher hingeschickt und ich sollte diesen Auftrag anführen. Gleichzeitig wurde ein Kundschafter aus dem Fischerdorf vermisst und eine zweite Gruppe machte sich auf, diesen zu suchen. Der Rest der Einheiten blieben im Dorf und errichteten Verteidigungen.
Inhalt
Kapitel 1 – Die Reise zum Tempel
Wir hatten ein Beiboot von unserem Schiff bekommen, mit dem wir nach Pandaria gesegelt waren. Mit an Bord war zu meinem Erstaunen Überheblich, dann noch Jade, eine Pandarenfrau, mit einem gefährlich aussehenden Stab, dessen Ende mit einem spitz zulaufenden Jadestein bestückt war und Mädchen, eine sehr junge Menschenfrau, die nur spärlich ausgerüstet und mit einem Stab bewaffnet war. Nicht unbedingt die Bewaffnung, die ich für eine anständige Mission mitnehmen würde. Aber gut, ich war nur die Anführerin dieser Mission, kein Kindermädchen.
Die Überfahrt zur Insel des Tempels verlief ruhig. Die Sonne brannte und schon bald war ich froh, nicht zu dicke Kleidung angezogen zu haben, sonst hätte ich vermutlich noch einen Hitzschlag erlitten. Als wir endlich am Strand angekommen waren, zogen wir das Boot weiter den Hang hinauf, damit es später noch da war und nicht hinaus aufs Meer gespült wurde. Der Dschungel, der auf dieser Insel war, bot uns vor der sengenden Sonne immerhin ein wenig Schatten, auch wenn wir die Insektenplage wieder als Tausch hatten. Wir marschierten durch den Dschungel und nach kurzer Zeit schimmerte zwischen den Bäumen das weiße Mauerwerk vom Tempel hindurch. Wir näherten uns dem Bauwerk vorsichtig, das sich als gewaltiges Gebäudekomplex mit umzäunten Innenhof entpuppte. Als wir uns dem Tor näherten, hörten wir Stimmen, die aber sehr fremdartig klangen. Ich gab zu verstehen, dass die Anderen stehen bleiben sollten und schlich mich nach vorne. Hinter einer übergroßen Wurzel beobachtete ich zwei der kleinen, blauen Sauroks, die anscheinend vor dem Tor Wache hielten, diese Arbeit aber nicht sehr gut verrichteten, denn sie stritten sich heftig und achteten nicht auf ihre Umgebung. Die Anwesenheit dieser zwei Echsen ließ böses ahnen. Ich machte mich auf den Rückweg und berichtete meinen Gefährten von meiner Beobachtung. Jades entsetzter Blick konnte ich gut verstehen. Wenn Sauroks den Tempel bewachten, dann musste etwas wirklich Übles vorgefallen sein. Ich hoffte zwar, dass es den Pandaren-Mönchen gut ging, aber ich hatte starke Zweifel. Wir brauchten jedoch Gewissheit und dazu mussten wir den Tempel betreten. Ich bedeutete also Jade, mir zum Tor zu folgen, damit wir zu Zweit die Wachen ausschalten konnten.
Gesagt, getan. Wir schlichen vor, ich auf der linken Seite, Jade auf der Rechten. Ich hob die Hand mit drei Fingern in die Luft und zählte langsam auf Null. Dann schlugen wir zu. Ich sprang auf den mir zugewiesenen Gegner und stach ihn ganz schnörkellos meinen schweren Dolch in den Hals. Jade machte es ein wenig eleganter, zog mit ihrem Stab dem anderen Saurok die Füße weg und als dieser hinfiel, drehte sie den Stab und rammte ihm die Jadespitze des Stabes in die Kehle. Alles ging schnell und war auch sofort zu Ende. Kein Ruf, kein Schrei. Alles blieb ruhig.
Wir machten leise das Tor einen Spalt breit auf und schauten in den Innenhof und uns überkam das Grauen. Keine Mönche, die dort verweilten, sondern eine große Horde Sauroks aller Coleur. Auf dem Hof waren mehrere Lager eingerichtet und überall lag Unrat und Müll herum. Die Echsen feierten und betranken sich ordentlich. Wir bemerkten jedoch auch, dass die Sauroks nicht beim Tempel waren, sondern nur den Innenhof bevölkerten. Das war seltsam und nährte unsere Hoffnungen, vielleicht doch noch lebende Mönche vorzufinden. Wir diskutierten kurz, wie wir unbemerkt über den Hof bis zum Tempel kommen könnten und nahmen schließlich den Vorschlag von Überheblich an. Er wollte einen Zauber weben, der – sofern wir nahe beieinander stehen – uns unsichtbar für die Augen der Echsen machen würde.
Wir zögerten nicht länger und Überheblich wirkte den Zauber. Wir holten tief Luft und marschierten über den Hof. Tatsächlich schien die Magie zu wirken, denn kein einziger Saurok blickte in unsere Richtung. Wir mussten sogar der ein oder anderen Echse ausweichen, damit wir nicht mit ihr zusammen stießen. So im Slalom laufend kamen wir endlich an der breiten Treppe an, die nach oben zum Eingang des Tempels führte. Wir stiegen hinauf und der Lärm der feiernden Sauroks blieb hinter uns zurück. Hier konnte Überheblich seinen Zauber aufheben, was er mit sichtlicher Erleichterung auch tat. Wir betraten den Tempel. Sofort meinte Überheblich Magie zu spüren. Üble Magie und sie käme von unten. Vermutlich aus dem Keller.
Kapitel 2 – Im Tempel
Das Innere des Tempels war erstaunlich. Ich war bisher erst in einem Tempel der Pandaren gewesen und der sah vom Inneren nicht mal ansatzweise so beeindruckend aus. Aber was mich am meisten erstaunte war, dass es hier überhaupt keine Verwüstungen gab. Nachdem wir den Innenhof gesehen hatten, dachte ich mir bereits, dass auch der Tempel völlig verwüstet wäre, aber da hatte ich mich getäuscht. Hier lag eine Staubschicht auf allem, als wäre schon seit einer Ewigkeit niemand mehr hier gewesen, es gab aber keinerlei Anzeichen von Verwüstung oder Zerstörung. Wir schritten weiter aus und durchquerten mehrere hohe Hallen, bis wir zu einer breiten Tür kamen, hinter der sich vermutlich die Treppen in den Keller verbargen. Blöderweise war die Tür abgeschlossen.
Also machte ich mich daran, das Schloss zu öffnen. Ich holte meinen verborgenen Dietrich hervor und machte mich zusammen mit meinem kleinen Messer an der Tür zu schaffen. In diesem Moment ertönte von draußen ein lauter Schrei, dann wurde in mehrere Hörner gestoßen. Wir blickten uns erschrocken an. Wenn die Echsen jetzt in den Tempel stürmen würden, hätten wir keine Chance. Der Aufruhr wurde immer lauter.
» Mach schon. Wir müssen da rein! « brummte Überheblich und wandte sich dann an Jade » Sag dem Mädchen, es soll hier bleiben, sobald die Tür offen ist, müssen wir rein. « Mädchen war nämlich ein wenig durch den Tempel gestromert und war eine Treppe nach oben gegangen. Während Jade wegging feuerte mich Überheblich noch einmal an.
» Bin ja schon dabei… « meinte ich und arbeitete fieberhaft am Schloss, dass sich für einen kurzen Moment gewehrt hatte. » Hetzen macht es nur nicht besser… « Doch da hörte ich endlich das Schloss klicken und seufzte erleichtert. Ich richtete mich gerade wieder auf, da merkten wir, wie der Lärm der Sauroks sich langsam immer weiter entfernte. Ich runzelte die Stirn. » Sie… verschwinden? «
Überheblichs Gesichtsausdruck konnte ich nicht richtig deuten, aber es wirkte nicht unbedingt erfreut. » Vermutlich suchen sie uns draußen. Wenn sie das Boot entdecken, haben wir ein Problem. « Ich musste ihm zustimmen, zum Schwimmen war die Insel einfach zu weit vom Festland entfernt. Das würden wir kaum schaffen. Ich musterte Überheblich. » Aber könnt ihr nicht teleportieren? « fragte ich und er nickte. » Ich denke schon. Aber das braucht Zeit, um vier Personen wegzubringen. « Ich erwiderte sein Nicken und drückte die Türklinke. » Gut, darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist. Ein Problem nach dem anderen. Schauen wir erst einmal, was hier verborgen ist … « Meinte ich noch, bevor die Tür einen dunklen Weg geradewegs in die Hölle wies. Wir sahen nicht viel, aber dafür rochen wir es zuerst. Es stank wie in einem Massengrab, nach Tod und Verwesung. Die Temperatur stieg an und das alles wäre beinahe zu viel für mich gewesen. Ich musste mich abwenden und würgte mehrmals, erbrach aber nichts. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Jade auf die Knie sank, ein Ausdruck wahren Grauens im Gesicht. Ihr schien der Gestank nicht so viel auszumachen, eher die Erkenntnis, die damit einherging. Da unten war gewiss der Grund, wieso wir bisher keine Mönche hier im Tempel gesehen hatten.
Überheblich verzog kaum das Gesicht, nahm aus seiner Umhängetasche nur ein Stück Stoff hervor, schob es in seinen Helm und setzte sich diesen auf. Seine Stimme klang dadurch etwas gedämpft. » Das ist ja widerlich. Ob wir uns das überhaupt ansehen wollen? «
Jade schüttelte leicht den Kopf. » Wer ist dafür verantwortlich? Was für eine abscheuliche Magie ist dazu in der Lage? «
Die Stimme von Überheblich blieb schlicht monoton. » Nekromantie. Und ich nehme an, dass die Blutmagie ebenfalls involviert ist. «
» Wir sollten nachschauen. Das sind wir den Toten schuldig. « ertönte da die Stimme von Mädchen und ich sah überrascht auf. So viel Mut hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Ich nickte ihr zustimmend, kramte aus meinem Rucksack die Salbe, die ich normalerweise auf die Haut auftrug, um mich vor Mücken und anderen Insekten zu schützen und strich eine ordentliche Menge unter die Nase. Das Zeug roch nicht gerade gut, aber es war besser als der Verwesungsgestank. Ich hob das Tigelchen mit der Salbe in die Höhe. » Möchte jemand? Es riecht jedenfalls besser als dieser… Gestank. « Jade nahm mein Angebot an, Mädchen zuckte nur mit den Schultern. » Ich rieche nichts. « meinte sie nur, ich fragte dann nicht weiter.
» Kari, egal was uns da unten erwartet, ich rufe jetzt Verstärkung. Oder hast du Einwände? « fragte mich Überheblich. Ich musterte ihn kurz, dann schüttelte ich den Kopf. » Keine Einwände mehr … « meinte ich, zog dann eine Fackel aus meinem Rucksack und begann diese zu entzünden. Wir würden Licht brauchen, um da unten etwas zu sehen, auch wenn ich eigentlich nicht sonderlich erpicht darauf war. Der Anblick da unten würde mich noch lange verfolgen, da war ich mir sicher.
Überheblich ging ein Stück zur Seite, atmete durch. Ich sah, wie sich eine grünliche Wolke zwischen seinen Händen bildete und dann, mit einem Mal öffnete sich über seiner linken Schulter ein kleines Portal. Heraus sprang ein kleiner Teufelswichtel und machte es sich brabbelnd und kichernd auf seiner Schulter bequem, wobei er sich hinten am Helm von Überheblich festhielt. Ich kräuselte die Nase. Ich mochte das Vieh nicht, es redete mir einfach zu viel, aber in diesem Fall sagte ich nichts dagegen. Wir konnten da unten gewiss jede Hilfe gebrauchen, die wir bekamen. Wir stiegen also die Treppe gemeinsam hinunter, direkt hinein in die Hölle. Ich möchte dem lieben Leser an dieser Stelle viele der schrecklichen Beschreibungen ersparen und werde nur sehr oberflächlich von dem berichten, was wir sahen. Blut war überall an den Wänden verschmiert. Auf dem Boden sahen wir in einigen Abständen immer wieder Leichenteile, manche sahen aus, als wären sie abgebissen worden, andere abgerissen. Es gab tote Gefangene, die so schrecklich verstümmelt waren, dass ich hier keine Beschreibung dazu gebe. All dieser Schrecken hielt uns aber nicht davon ab, immer weiter in die Tiefe vorzudringen. Auch wenn Mädchen sich bei dem Anblick der verstümmelten Leichen übergeben musste, hielt sie tapfer aus. Ich fand das in ihrem Alter sehr bemerkenswert, hatte aber ein wenig die Befürchtungen, sie könnte von dem Geschehen hier möglicherweise bleibenden Schaden davon tragen.
Dann hörten wir plötzlich Geräusche, die nicht unsere eigenen Schritte oder Stimmen waren.
Klapp – Klapp – Klapp. Patsch – Patsch. Ein regelmäßiges Geräusch, das ein wenig an Schritte erinnerte und von weiter unten kam. Wir blickten uns an und ich atmete tief durch. Jeder von uns war vor Anspannung angespannt. » Etwas Lebendiges ist noch hier. « murmelte Jade und ich verzog kurz den Mundwinkel. » Nur weil es Töne von sich gibt, muss es nicht leben. Insbesondere hier unten. « erwiderte ich, reckte die Fackel vor mich und stieg unbeirrt die Treppe weiter hinunter.
Die Geräusche wurden immer lauter und was da plötzlich vor uns in den Schein der Fackel entgegentrat, war… ein Saurok. Aber etwas war falsch an ihm. Das Fleisch des Sauroks schien ausgeblichen zu sein, die Farbe war gänzlich aus Fleisch und Schuppen gefahren. Der Mund war leicht geöffnet und die Zunge hing aus der Schnauze. Das linke Auge leuchtete in einem kränklichen gelben Schein, das rechte ebenfalls, nur hing es aus der Augenhöhle heraus. Das Fleisch hing vom Schädelknochen hinab, ausgefranst und schon am verwesen. Wie eine Maske aus Haut, hing das Fleisch am Kopf. Die Kehle des Sauroks war zerfetzt, als hätte sich ein Raubtier darin verbissen gehabt. Langsam kam die Kreatur auf mich zu.
» Mist … war ja klar … « fluchte ich und stieß die Fackel dem Vieh in den Rachen. » Ich hasse Untote … die sind so dumm wie Kirin Tor. « Gleichzeitig zu meinem Angriff reagierte auch der Wichtel von Überheblich. Er wirkte eine Art grünlichen Blitz. Durch die beiden Attacken verschrumpelte das Fleisch des Sauroks und legte noch mehr Knochen frei. Schließlich fiel alles in sich zusammen. Ich atmete kurz durch, doch dann traf der nächste Schock. Die Stufen weiter unter uns erschienen immer mehr dieser gelblich leuchtenden Augen. Erst sechs, dann acht, zehn, sechzehn.
» Mist … ganz großer Mist. Das sind zu viele. « entschied ich, denn ich hatte schon im Kopf, wie wir uns gegen dutzende Untote wehren würden müssen. Überheblich nickte und schuf eine Flammenwand vor uns. » Dann aber mal raus hier! «
Kapitel 3 – Rückweg
Wir rannten die Stufen wieder nach oben, ich ließ am Ende die Fackel zurück und wir schlossen die Tür im Tempel wieder. Ich sorgte sogar dafür, dass die Tür auch wirklich verschlossen blieb. Wir atmeten erst danach etwas erleichtert auf, wieder im Hellen zu sein und nicht mehr umgeben von diesem Gestank und Gemetzel. Auch wenn ich Abenteurerin bin, da hinunter wollte ich nicht mehr so dringend.
» Dann zum Strand. Hoffen wir mal, dass unser Boot noch da ist und wir es nutzen können. Ansonsten müssen wir uns irgendwas einfallen lassen. « meinte ich und schritt voran. Der Hof war leer. Kein Saurok war in Sicht, nur der Unrat und die aufgebauten Lager erinnerten daran, was hier vor nicht allzu kurzer Zeit gehaust hatte. Vorsichtig überquerten wir den Innenhof und blieben vor dem Tor stehen. Selbst die beiden Saurokleichen waren verschwunden. Der Boden war zertrampelt und die Spuren unzähliger Echsen führten in alle Himmelsrichtungen. Ob das Gut oder Schlecht war, wussten wir zu diesem Zeitpunkt nicht, wir wollten jedoch nicht weiter Zeit verschwenden und begaben uns vorsichtig zurück zu unserem Boot. Schon von der Ferne konnten wir jedoch sehen, dass es bemerkt worden und jetzt bewacht wurde. Drei Sauroks standen dort, nicht sonderlich aufmerksam, aber trotzdem kamen wir nicht unbemerkt an ihnen vorbei. Aber wo war der Rest der Feinde? Möglicherweise nicht weit und dann hätten wir ein Problem, wenn die Drei da vor uns lange genug standhielten. Aber hier bleiben war auch keine reizvolle Option und da uns nichts Besseres einfiel, griffen wir an. Ich übernahm einen der Sauroks, Überheblich den zweiten. Den Dritten wollte sich Mädchen schnappen, während Jade im Hintergrund blieb. Ich zählte bis drei und dann griffen wir an. Ich dachte, ich mache kurzen Prozess mit der Echse, zog meine Pistole, zielte und drückte ab. Doch … nichts passierte. Ich schaute einen Augenblick meine Waffe verwirrt an, war das Pulver etwa nass geworden? Eigentlich hatte ich es doch gut geschützt. Aber die Frage warum konnte ich auch später noch beantworten, jetzt stand ich einer fauchenden, sichtlich wütenden Kreatur gegenüber und hatte nur eine nicht funktionierende Pistole in der Hand. Nun galt es, zu improvisieren. Ich warf meine Waffe der Echse an den Kopf und traf mit einem dumpfen Aufprall. Doch mein Gegner war deshalb nicht erledigt, nur kurzzeitig ausgebremst. Aber mehr benötigte ich nicht. Ich zog meinen schweren Dolch und stürmte vor. Noch bevor der Saurok reagieren konnte, machte ich einen Ausfallschritt, schnitt mit der Klinge in seinen Oberschenkel, was seinen bis dato eh nicht sicheren Stand noch unsicherer machte. Um sich zu fangen brauchte er weitere Augenblicke und die nutzte ich gnadenlos aus. Mein Dolch ging hoch, ritzte ihn zuerst am Hals, bevor die Klinge in seinen Nacken fuhr. Nur Augenblicke später sank er tot zu Boden und ich blickte mich um. Der Saurok, um den sich Überheblich kümmern sollte, war bereits nur noch ein lebloser Haufen im Sand, ich wollte ehrlich gesagt nicht wissen, wie er ihn umgebracht hatte. Mädchen jedoch kämpfte mit der letzten Echse, die anscheinend ganz gut Widerstand leistete. Natürlich war ihr Stock auch nicht unbedingt die effektivste Waffe, zumal gegen einen Gegner, dessen Haut aus Schuppen bestand, aber sie hielt sich wacker. Ich steckte den Dolch weg und hob meine geworfene Pistole auf. Ihr hölzerner Griff wies nun einen deutlichen Riss auf, wie ich missmutig feststellen musste, aber sie würde auch weiterhin noch funktionieren. Ich steckte sie weg und beobachtete dann den Kampf weiter. Auch Überheblich war stehen geblieben, bereit einzugreifen, aber ließ Mädchen Zeit, ihren Gegner selbst zu erledigen. Solange sie nicht ernsthaft verletzt wurde, war es eine gute Übung für die junge Frau, denn anders als in einem Übungskampf ging es hier tatsächlich um Leben oder Tod. Auch wenn sie mehrere Schläge kassierte, die zu ausgewachsenen blauen Flecken werden würden, bezwang sie am Ende ihren Gegner. Nach dem dritten Schlag auf den Kopf ging die Echse zu Boden und Mädchen konnte den finalen Schlag ansetzen. Als sie keuchend auf ihren Stock gestützt da stand, nickte ich ihr anerkennend zu, doch zu mehr kam ich nicht, denn plötzlich rannte Jade zu uns und der Schrei aus dutzenden Kehlen von Sauroks war zu vernehmen. Es war Zeit. Wir packten alle schnell an, schoben das Boot ins Wasser, sprangen hinein und setzten so schnell, wie wir konnten, die Segel. An den Strand strömten dutzende Echsen und schrien ihre Wut hinaus, doch wir waren bereits zu weit weg, als das sie uns noch erwischen konnten. Erleichterung machte sich in uns breit und wir sanken erschöpft auf die Bänke. Ich schwor mir, sobald ich an Land war, würde ich noch ausgiebig baden. Ich musste diesen ekelhaften Gestank loswerden, der sich überall festgesetzt hatte. Zum Glück verlief die restliche Rückfahrt ohne Ereignisse und wir kamen mit der untergehenden Sonne wieder bei unserem Fischerdorf an. Dort hatte sich auch einiges ereignet, doch dazu mehr im nächsten Teil …