Vorwort
Sehr geehrter Leser,
dieses Buch richtet sich besonders an die Personen, die für ihre Gruppe oder Einheit Kundschafterdienste verrichten. Mir ist in letzter Zeit aufgefallen, dass die Ausbildung in dieser Kunst sehr vernachlässigt wurde. Die meisten Späher, mit denen ich zu tun hatte, verhielten sich äußerst dilettantisch und brachten nur einen Bruchteil der Informationen zurück, die sie hätten erreichen können, wenn sie sich richtig verhalten hätten.
Entsprechend hoffe ich, mit diesem Buch ein wenig Licht auf diese Kunst zu werfen, die für jeden Krieg äußerst entscheidend ist.
Inhalt
Kapitel 1
Informationen sind entscheidend
Was ist das Wichtigste in einem Krieg, abgesehen davon, genügend Soldaten zu besitzen? Genau, Informationen. Wer mehr weiß als sein Gegner, hat einen entscheidenden Vorteil. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, wer mehr, bzw. auch entscheidende Informationen besitzt, gewinnt den Krieg, selbst wenn er sehr viel weniger Soldaten besitzt als sein Feind. Beweise dafür findet man überall in der Geschichte.
Entsprechend ist die Arbeit eines Spähers oder Kundschafters von entscheidender Wichtigkeit und kein “notwendiges Übel”
Ein guter Kundschafter fragt sich immer, kann mein Kommandant mit den Informationen, die ich gesammelt habe, etwas anfangen? Wenn nein, dann muss ich weitere Informationen sammeln.
Als Beispiel: “Da vorne liegt eine Leiche”, oder “In dem Dorf geht etwas Merkwürdiges vor”, sind zwar interessante Neuigkeiten, helfen dem Kommandanten aber nicht dabei, eine richtige Entscheidung zu treffen. Denn was soll er denn damit anfangen? Seinen Leuten sagen, sie sollen vorsichtig sein, weil da vorne ein Toter liegt? Welcher Kommandant befehligt nicht, dass seine Leute vorsichtig sein sollen? Und er hat ja einen Späher ausgeschickt, um zu erfahren, was in dem Dorf passiert.
Der Kundschafter muss viele Dinge abwägen, z.B. das Risiko, entdeckt zu werden mit dem Risiko, keine oder nur wenige Informationen zu erhalten, und er muss es selbstständig tun.
In vielen Situationen gibt es nicht die Möglichkeit, zurück zum Kommandanten zu gehen und diesen eine Entscheidung treffen zu lassen. Im Gegenteil, der Anführer erwartet vom Kundschafter, dass dieser genügend Verstand und Entscheidungskraft besitzt, um im Einsatz kriegsentscheidende Entschlüsse zu treffen. Kundschafter, die das nicht können, sollten schleunigst einen anderen Beruf anstreben. Nicht jeder, der schleichen kann, eignet sich auch automatisch zum Kundschafter.
Kapitel 2
Ausrüstung
Im Grunde benötigt man zum Ausspähen keine spezielle Ausrüstung, aber es gibt einiges, das das Leben des Kundschafters erleichtern kann.
Fernrohr
Ein Fernrohr dabei zu haben, ist immer von Vorteil. Es benötigt nicht viel Platz und ist leicht genug, um am Gürtel getragen zu werden. Der Vorteil liegt darin, dass man nicht so nahe herankommen muss, um beispielsweise die Anzahl Feinde zählen zu können.
Kletterausrüstung
Kletterausrüstung, wie ein Seil und Kletterhaken oder ein Enterhaken, können den Unterschied ausmachen. Eine steile Klippe erklimmen zu können, um von oben auf das feindliche Lager zu blicken, ist ein Vorteil, den man nicht ignorieren kann.
Der Umgebung passende Kleidung
In meiner Karriere als Abenteurerin und Kundschafterin habe ich so einiges gesehen. Für mich ist es selbstverständlich, dass ich mich bei einem Spähauftrag möglichst in den gleichen Farben kleide, die auch in der Umgebung zu finden sind. Schwarze Kleidung, wie sie viele Kundschafter gerne tragen, ist in einer Umgebung mit Schnee äußerst unpraktisch. Mit passender Kleidung kann ich mich sehr viel näher an den Feind heranschleichen, ohne entdeckt zu werden.
Kapitel 3
Informationsbeschaffung
Wie beschaffe ich eigentlich Informationen, wird sich der geneigte Leser möglicherweise fragen. Und ich würde sagen, aus ganz unterschiedlichen Quellen.
Informationen bekomme ich nicht nur durch Beobachtungen, wobei das natürlich zumeist die Hauptquelle der Informationsbeschaffung ist. Die Anzahl der Feinde bestimmen, die Gewohnheiten, die Schwachpunkte, das alles kann man in vielen Fällen durch einfache Beobachtung herausbekommen.
Aber es gibt natürlich noch sehr viel mehr Möglichkeiten.
Das Belauschen des Feindes, bestechen, gefangen nehmen, bedrohen oder bestehlen sind andere Möglichkeiten. Ein Späher darf nicht wählerisch sein, was seine Quellen angeht.
Einen Bauern, der in der Nähe des Lagers der Feinde sein Feld hat, zu befragen kann manchmal mehr bringen, als selbst vor Ort zu sein. Generell sollte die Hilfe von Einheimischen in Anspruch genommen werden, wenn dies möglich ist. Diese Personen kennen das Gebiet besser als jeder andere.
In das feindliche Lager einzudringen und dort Lagepläne oder Dokumente zu stehlen, benötigt zwar ein wenig Mut, aber genau hier kann man die meisten Informationen erlangen. Eine andere Informationsquelle bekommt man, wenn man sich einen unachtsamen Feind schnappt und diesen “ausgequetscht”. Hier besteht zwar die Gefahr, dass die Abwesenheit des eigenen Mannes auffällt, allerdings kommt es durchaus öfters vor, dass ein Soldat “Fahnenflucht” begeht. Hier muss also nicht gleich jemand gewarnt worden sein.
Ich hoffe, ich konnte angehende Kundschafter ein wenig inspirieren und hoffe, dass die Qualität eben jener dadurch steigt.
Kari Sha’thar
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