Der Pfad des Lichts

Der Pfad des Lichts
Ein von Girion Athencord verfasstes Nachschlagewerk, wie Leitschrift zur Ausbildung von Paladinen nach der Tradition der Östlichen Königreiche auf Azeroth.

„Schmal ist der Weg, der zum Leben führt und wenige sind es, die ihn beschreiten.“

Vorwort

Die Geheimnisse des Heiligen Lichts sind es, mit dem sich dieses Werk auseinandersetzt. Ob als Nachschlagewerk, als Handreichung zur Ausbildung der nächsten Generation oder als Wissen für den geneigten Rezipienten, erhebt dieses Buch keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit und Vollständigkeit. Es geht nicht darum, den Leser von etwas zu überzeugen, das er glauben soll, sondern zu verstehen, was die Lehre vom Licht bedeutet, was das Licht ist und wie man es anwendet. So mag dieses Werk zum Nachdenken, aber auch zur Debatte anregen.

Wer eine historische Abhandlung aller Völker und deren Verbindung zum Heiligen Licht erwartet, der mag enttäuscht werden. Geschichtliche Werke zu diesem Themen wurden bereits von anderen Autoren verfasst, die öffentlichen Bibliotheken zu entnehmen sind. Eine Wiederholung von Inhalten in eigenen Worten erscheint daher obsolet. Auch vermag die Frage aufzukommen, ob es sich hierbei um ein spezielles Werk für Paladine und oder Priester, bzw. auszubildende Knappen und oder Novizen handelt. Die Ausbildung vom Novizen zum Priester bzw. vom Knappen zum Paladin ist eine lange und in erster Linie durch einen Mentor und einer Organisation, beispielsweise einem Orden, gekennzeichnet. Der lange Ausbildungsprozess geht auf mehreren Ebenen einher, sodass dieses Werk lediglich einen Teilbereich darstellen kann, die theoretischen Inhalte jedoch keine Praxis ersetzen können.

Inhalt

Kapitel I – Was ist das Licht?

Was ist das Heilige Licht? Diese zentrale Frage gilt es als erstes zu klären, da dieser Begriff noch häufiger vorkommen wird. Es klingt banal, mag so manchem schnell einschießen. Denkt man jedoch darüber nach, mengen sich viele Begriffe ein, die in diesem Kontext verbreitet scheinen. Das Heilige Licht wird oftmals im Wortgebrauch als „Licht“ oder „Lichtmagie“ bezeichnet, wobei die erste Variante eine simple Abkürzung des Begriffes „Heiliges Licht“ darstellt. Da das Licht ohnehin nicht unheilig sein kann, da es dann kein Licht mehr wäre, ist die Bedeutung unbestritten. Das großgeschriebene „Heilige“ deutet jedoch nicht als Adjektiv die Eigenschaft des Lichts an, obgleich diese zutreffen wäre, sondern steht als Teil des Eigennamens vorangestellt. Problematischer wird letzterer Begriff „Lichtmagie“. Das Problem steckt im zweiten Teil der zusammengesetzten Wortschöpfung. „Magie“ ist ein Begriff, der aus einem anderen Kontext bekannt ist und mit anderen Wörtern kombiniert wird, um ihn spezifischer einordnen zu können, beispielsweise „Arkan- , Schatten– oder Runenmagie.“ Da es sich bei der Magie jedoch ein völlig anderes Kapitel handelt, wie sich auf den folgenden Seiten herausstellen wird, eignen sich die Begriffe „Licht“ bzw. „Heiliges Licht“ deutlich besser, da sie sich indirekt vom Magiekontext abgrenzen.

Um die Frage nach dem „Was“ zu beantworten, ist es nötig, einen Exkurs in die Entstehung des Universums zu machen. Hier stellt sich zunächst das bekannte „Huhn-Ei-Dilemma“. Was war zuvor, das Huhn oder das Ei? In diesem Fall setzen wir für die Begriffe „Huhn“ und „Ei“ „Licht“ und „Leere“ ein. Es ist nicht zu bestimmen, was zuerst da war, doch gehen wir von dem Ansatz des Dualismus aus, dass es beide Urkräfte von Beginn an gab. Diese Urkräfte sind zwei grundsätzliche Kräfte, die gegensätzlich sind. So steht das Licht auf der einen Seite für das Leben, die Schöpfung und Entstehung. Wie bei einer brennenden Kerze gibt das Licht nicht nur Wärme und Licht ab, sondern es wirft auch Schatten. Durch die Kollision der beiden Urkräfte des Kosmos im Universum, dem Licht auf der einen und dem Schatten auf der anderen Seite entstand das Universum. An jenen instabilen Gebieten im Kosmos, an denen Licht und Schatten aneinandergrenzten, bildete sich der sogenannte „Wirbelnde Nether“. So stehen wir als Lebewesen auf Azeroth in einer Realität, die sich mehreren Urkräften gegenüber sieht. Einige dürften möglicherweise bekannt sein, dennoch sollen die nicht unerwähnt bleiben: Das Heilige Licht, dazugehörig die Naaru, Lebewesen aus Licht geschaffen, welche vorrangig vom Volk der Draenei verehrt werden, während die Menschen im Lichtkontext zumeist von der abstrakten Form des „Lichts“ an sich sprechen. Dazugehörig das bereits erwähnte Gegenstück, der Schatten. Leerenlords und alte Götter zählen zu diesen Urkräften. Doch auch andere Urkräfte sind vorhanden, die ebenfalls einander gegenübergestellt werden können. Die Ordnung, zu ihr zählend die Titanen und auch das Arkane auf der einen, die Unordnung bzw. das Chaos, das Fel, die brennende Legion auf der anderen Seite. Das Leben, die Natur im positiven Kontext, beinhaltend die wilden Göttern, wie die Loa der Trolle oder die Götter der Kaldorei. Und dem gegenübergestellt der Tod, der Untod und die Nekromantie.

Zudem kommen die Elemente, wie die in Urzeiten über Azeroth herrschten und zu denen bis heute Schamanen zu sprechen vermögen: Feuer, Erde, Luft und Wasser. Was bleibt nun übrig in der Schnittmenge dieser kosmischen Kräfte? Die Realität, unter anderem Azeroth und auch andere Planeten, wie Draenor, dem Heimatplanet der Draenei. Jedoch sind noch zwei Ergänzungen notwendig. Es existieren noch mindestens zwei bekannte Parallelwelten, in jener Schnittmenge. Der Smaragdgrüne Traum und die Schattenlande. Auf diese soll jedoch nicht näher eingegangen werden.

Das bedeutet, dass das Heilige Licht eine immerwährende existente Urkraft ist, die in der Wechselwirkung zu anderen Urkräften steht. Diese besteht seit Urzeiten und ist stets allgegenwärtig. Der Glaube an das Heilige Licht ist jedoch nicht theistisch, also anders als beim Glauben an Naturgötter, nicht an einen Gott, eine bestimme Person gebunden. „Das Heilige Licht“ ist also nicht als anbetungswürdiges Wesen zu begreifen, sondern als Urkraft und Macht, die uns alle umgibt. Das Schaubild auf der folgenden Seite mag diesen Exkurs nachvollziehbar machen.

Übungsaufgaben

Wähle eine Begriffsdefinition des Lichtes aus! Erläutere, weshalb du diese gewählt hast. Welche Begriffsverwendung kann zu Probleme führen und weshalb?

Was versteht man unter dem Begriff „Dualismus“ bei den Urkräften? Um welche Urkräfte handelt es sich dabei?

Wie viele Urkräfte sind bekannt? / Wie viele Elemente gibt es?

Welche „Welten“ existieren neben unserer Realität?

Welche Affinität besitzt das Heilige Licht?

Was ist das Urkraft-Gegenstück zum Heiligen Licht?

Beschreibe das Heilige Licht in eigenen Worten! Welche Auffassung/Beschreibung wäre falsch?

Wann ist das Heilige Licht da? Ist es immer da?

Kapitel II – Wie wirkt das Licht?

Um zu verstehen, wie das Licht wirkt, ist es notwendig, das Wirken in einen Kontext zu setzen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen „Wirker“ und „Empfänger“. Der „Wirker“ ist die Person, die das Heilige Licht wirkt, indem eine Verbindung zwischen dem „Wirker“ und der Urkraft selbst, dem Heiligen Licht, hergestellt wird. Ergo kann ein „Wirker“ nicht wirken, wenn er keine Verbindung zum Heiligen Licht herzustellen vermag. Man sitzt einem Trugschluss auf, wenn man davon ausgeht, dass es lediglich „Wirker“ bzw. „Lichtwirker“ gibt und keine, also Personen, die es nicht wirken können. Es ist durchaus möglich, dass ein Wirker nicht mehr wirken kann, beispielsweise durch Erschöpfung, Glaubensprobleme, Ablenkung oder externen Störungen. Weiters gibt es den „Empfänger“. Als „Empfänger“ wird die Entität (Person oder Gegenstand) bezeichnet, auf die Licht vom „Wirker“ gewirkt wird.

Je nach Gegenstand oder Person kann das Wirken von Heiligem Licht unterschiedliche Auswirkungen auf den Empfänger haben. Ein Schwert kann gesegnet werden, die Wunde eines Lebenden geheilt, der Körper eines Untoten durch Heiliges Licht verletzt werden. Dies hat mit den beschriebenen Urkräften auf den vorigen beiden Seiten zu tun. Licht hat eine Affinität zum Leben, das bedeutet, dass das Licht lebende Organismen grundsätzlich heilt. Die Gegenkraft, die Schatten, haben eine Affinität zur Zerstörung, weshalb sie lebenden Organismen grundsätzlich schaden. Dasselbe ist auch umgekehrt möglich. Von einem Untoten gewirkter Schatten kann den Wirker heilen und einen Lebenden verletzen. Diese Differenzierung ist allgemein und unvollständig, da es Ausnahmen gibt, die an dieser Stelle jedoch nicht von Bedeutung sind.

Das Licht selbst wirkt also nicht und der Wirker wirkt nicht durch sich, sondern das Licht wird durch den Wirker in Verbindung zur Urkraft gewirkt. Dabei gibt es nicht nur „Das Licht“, das gewirkt werden kann, sondern unterschiedliche Formen, Intensitäten und dergleichen. Im Allgemeinen wird zwischen „Pfaden“ unterschieden.

Übungsaufgaben

Lies dir die folgenden Situation durch und ordne richtig zu:
Wer ist der „Empfänger“?
Wer ist der „Wirker“?
Wenn nichts zutrifft, lasse das Beispiel aus!

Beispiel 1
Ein Mann ist von Selbstmordgedanken geplagt und begibt sich in die Kirche zu Sturmwind. Er spricht mit einer dortigen Frau über seine Probleme, welche ihm zuhört und ihm zuspricht.

Beispiel 2
Das Richturteil einer Zwergendame trifft ein Skelett.

Beispiel 3
Die Heilung des Lichtblitzes versiegelt die infizierte Wunde eines Hundes.

Beispiel 4
Ein Schwert wird vor der Schlacht vom Träger geweiht.

Beispiel 5
Ein Paladin heilt einen Priester.

Wie reagiert das Heilige Licht in folgenden Situationen ohne Beeinflussung des Wirkers? Beachte die Affinitätsregel und erkläre!

Beispiel 1
Ein Lichtblitz trifft ein kleines Menschenkind.

Beispiel 2
Eine große Lichtheilung trifft einen Dämonen.

Kapitel III – Die Pfade des Lichts

Im Verlauf der Zeit haben sich jeweils mehrere Pfade bei der Ausbildung von Paladinen und Priestern entwickelt, mit der Absicht, sich zu spezifizieren. Dies ist eine historische Entwicklung. Während die Kleriker Nordhains im Ersten Krieg größtenteils reine Priester und Novizen waren und eine relativ leichte Beute für etwaige Feinde darstellten, entwickelten sich später eigene Orden zur Ausbildung von Paladinen. Der berühmte Orden der Silbernen Hand war der erste Menschenorden zur Ausbildung von Paladinen. Dabei wurde die bisherige strikte Trennung zwischen Kämpfer (Ritter, Knappen) und Lichtwirkern (Priester, Novizen) aufgeweicht. Der Paladin ist eine Zwischenform von Priester und Krieger, entspricht so einem Hybrid, einer Mischform.

Dennoch ist es nötig, sich auf einen Ausbildungsschwerpunkt zu konzentrieren. Dabei ist es nicht sinnvoll, dies hierarchisch zu sehen, denn der eine Pfade ist nicht besser oder schlechter als der andere. Der Pfad, der vom Lichtwirker beschritten wird, muss zu ihm passen. Diese Entscheidung ist nicht von heute auf morgen zu fällen und wird deshalb auch nicht zu Beginn der Knappen– und Novizenausbildung getroffen, sondern erst nach der Weihe. Unterschieden wird bei Priestern zwischen der Disziplin (Schutz der anderen) und Heilig (Heilung der anderen). Beim Paladin unterscheidet man zwischen dem Pfad des Schutzes (defensiv), dem Pfad des Heiligen (unterstützend, heilend) und dem Pfad der Vergeltung (offensiv).

Das bedeutet nicht, dass ein Schutzpaladin keine Wunden mit Heiligem Licht zu heilen vermag und ein Heiligpriester Heiliges Licht nicht offensiv als Angriff zu wirken vermag, aber Spezialisierungen setzen Schwerpunkte in der Ausbildung je nach Talent und Absicht. Bevor diese Pfade beschritten werden können, ist es notwendig, zu verstehen, wie Heiliges Licht überhaupt gewirkt werden kann. Obgleich es bei anderen Völkern wie Tauren oder Blutrittern bei den Sin‘dorei Ausnahmen gibt, wollen wir uns auf die Wirkungsweise bei Menschen und Zwergen konzentrieren.

Übungsaufgaben

Wozu dienen die Pfade des Lichts?

Weshalb haben sich die Paladine entwickelt?

Wie heißt der alte Orden der Paladine?

Benenne drei Pfade des Heiligen Lichts!

Nenne eine Offensiv-Fähigkeit (Licht)!

Nenne eine Defensiv-Fähigkeit (Licht)!

Nenne eine Heil-/Unterstützungs-Fähigkeit (Licht)!

Kapitel IV – Die drei Tugenden

Die Philosophie des Heiligen Lichts besteht hauptsächlich aus drei Lehren, den drei Tugenden – Respekt, Geduld und Mitgefühl. Diese Reihenfolge ist nicht zufällig, sondern baut aufeinander auf.

Respekt

Die erste Lehre ist Respekt. Während das Heilige Licht lehrt, die Verbindung zwischen dem Einen (Wirker) und der Welt (Universum) zu erkennen, muss man ebenso die Verbindung zu anderen Personen erkennen. Andere unglücklich machen, macht nicht die Welt glücklicher und somit auch nicht einen selbst. Die Anhänger des Lichts sind aber nicht naiv, und erkennen, dass Konflikte, Kriege und Leiden passieren. Aber sie versuchen, die Welt auch mit diesen Hindernissen glücklicher zu machen. Respekt ist etwas, das der Wirker vor sich selbst haben muss und vor anderen. Gleichzeitig kann nur von anderen das eingefordert werden, was selbst vorgelebt wird. Letztlich muss auch der Urkraft des Heiligen Lichts Respekt entgegen gebracht werden, da der Wirker das Heilige Licht um Beistand bittet und nicht der Herr des Lichts beim Wirken selbst ist.

Übungsaufgaben

Selbstrespekt: Habe ich Respekt vor mir selbst? Würde ich einen Mitmenschen respektieren, wenn er sich so verhalten würde wie ich?

Respektlosigkeit: Wie gehe ich mit anderen um, die mir oder anderen gegenüber nicht respektvoll sind?

Allgemeinheit: Überdenke ich in meinem Tun die Auswirkungen für andere? Gleiche ich meine Absichten im Tun meiner Interpretation von Lichtgefälligkeit an?

Unmöglichkeit: Wie gehe ich mit unvermeidbaren Konflikten um?

Geduld

Die zweite Lehre lautet Geduld. Mancherorts ist auch der Begriff Hartnäckigkeit geläufig, dies kann jedoch als positive wie negative Konnotation aufgefasst werden, weshalb Geduld der gebräuchlichere Begriff ist. Oftmals ist die Motivation, sich auf den Weg des Lichts zu begeben anfänglich von Enthusiasmus und Wille geprägt, möglichst schnell sein Ziel zu erreichen. Die Weihe ist jedoch nicht das Ziel, das man sich setzen sollte, sondern vielmehr ist es wichtig zu begreifen, dass es mit dem Lichtwirken ist, wie mit dem Lernen. Man tut dies sein ganzes Leben lang und es ist kein Produkt am Ende, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Obgleich es Thesen gibt, die von einer stetigen Stärkung des Gläubigen ausgehen, hat es sich gezeigt, dass es vielmehr ein stets auf und ab ist. Dabei ist es nicht entscheidend, ob es einem gerade gut oder schlecht geht. Auch ist es nicht von Bedeutung, wie oft oder lange es einem gut oder schlecht geht. Das Essentielle ist dabei, wie man mit der gegebenen Situation umgeht. Geduld ist der Schlüssel um diese Hürde zu meistern.

Auch die nach großen Taten Drängenden werden ohne zu resignieren feststellen müssen, dass die Welt viel größer ist als eine einzelne Person und während die Welt eine Person innerhalb eines Tages verändern kann, benötigt man weitaus länger, die Welt zu verändern. In Anbetracht der vielen schrecklichen Dinge, die es auf Azeroth gibt (Krieg, Leid, Hunger, Mord, Verbrechen), darf nicht vergessen werden, dass es auch viel Gutes gibt. Die kleinste Tat mit einer guten Absicht macht den großen Unterschied, einen nicht zufriedenstellenden Zustand als unveränderbar hinzunehmen, oder selbst aktiv dafür zu sorgen, dass sich dieser verbessert. Sei es auch nur für eine gewisse Dauer an einem gewissen Ort für eine gewisse Person. Der Ungeduld mit sich selbst mag man besser Herr werden, indem sich der Prüfling selbst mit Gleichgesinnten umgibt. Festzustellen, dass auch ältere und mächtigere Lichtdiener hadern, kann der Quell einer neuen Hoffnung und letztlich der Akzeptanz ob dieses Zustandes sein. Finde deinen Handlungsspielraum, den Gestaltungsrahmen, der dir selbst in deinem Tun möglich ist, und sei er noch so klein, um Gutes für andere zu bewirken. Es wird einem vergolten werden, vom Licht wie auch von den Mitmenschen.

Übungsaufgaben

Nimm dir einen Augenblick Zeit und überlege: Fällt dir eine Situation ein, in der du ungeduldig bist? Versuche jene zu bewerten! Ist es gerechtfertigt, ungeduldig zu sein? Gäbe es theoretisch andere Möglichkeiten mit einer solchen Situation umzugehen? Sprich mit einem Lichtgläubigen darüber, wie er in einer solchen Situation handelte!

Welche Metapher trifft eher auf den Glauben zu? Begründe!
Am Ende einer langen Ausbildung habe ich den Weg der Erleuchtung gefunden und bin befähigt, endlich Gutes zu tun.
Eine Ausbildung ist einer von vielen Schritte auf einem langen Weg, der niemals endet. Gutes kann ich immer tun, unabhängig von Rang und Namen.

Lies dir die folgende Situation durch und überlege dir, wie du reagieren würdest/könntest!

Du triffst einen altgedienten Kriegsveteranen in einem Gasthaus. Er erzählt dir von den vielen Schlachten, die er gefochten hat, wie viel Tod und Leid er mitansehen musste und wie sinnlos die letzten vier Kriege doch waren. Nach dem Tode vieler Kamera den und Freunde, ohne Familie hat er kein Ziel mehr im Leben, hinterfragt den Sinn seiner Existenz. Du sprichst ihm Mut zu und verweist auf das Heilige Licht. Der Mann reagiert ruppig und be ginnt zu schimpfen, verweist darauf, dass sein Glaube ihn im Stich ließ.

Du steckst selbst in einer tiefen Sinnkrise und zweifelst an jeder deiner Entscheidungen, überdenkst deine Taten und hinterfragst dich. An wen kannst du dich wenden? Wer könnte dir neue Perspektiven aufzeigen?

Mitgefühl

Die dritte und letzte der drei Tugenden ist gleichzeitig die schwierigste. Im Wort Mitgefühl stecken zwei Worte. „Mit“ und „Gefühl“. Das Mitfühlen mit anderen ist ein wesentlicher Aspekt in jedwedem Streben. Auch als Empathie bezeichnet, ist dieser Aspekt des Einfühlens ein vorbehaltloses Einfühlen in das Gegenüber, unabhängig von Nachvollziehbarkeit, Zustimmung oder Verstehen. Jedes Lebewesen hat eine Persönlichkeit. Es ist nicht möglich, die Persönlichkeit eines Menschen zu verändern. Nicht den Menschen kann man ändern, nur das Verhalten in einer bestimmten Situation in einem bestimmten Kontext an einem bestimmten Ort beeinflussen. Es scheint wenig zu sein, was man tun kann auf den ersten Blick, doch überlegt man, ist festzustellen, dass diese Einsicht aufzeigt, dass nicht jeder aus seiner Haut hinaus kann und oftmals selbst das Problem an seinem Problem ist.

Was ist das gefährliche an dieser Tugend? Erstes, die Verwechslungsgefahr mit dem ähnlich klingenden Wort „Mitleid“. Bestehend aus „Mit“ und „Leid“ handelt es sich hierbei um eine negative Konnotation. Wer Mitleid für jemanden empfindet, der bemitleidet jemanden: „So ein Armer!“. Jedoch hilft diese oberflächliche Einschätzung nichts, weil sie nur eine inhaltsleere Überschrift ohne Handlung ist. Mitleid zu erwecken bedeutet nicht immer, Mitleid zu verdienen. Zweitens, „Gut gemeint ist nicht gut gemacht.“ Jemandem zu helfen, der eigentlich keine Hilfe benötigt, ist nicht geholfen. Auch sollte man sich beim Helfen anderer überlegen, wie weit man geht. Wenn ein Kind nicht weiß, wie es geht, muss es gehen lernen. Für das Kind zu gehen und es zu tragen, wird das Kind zwar ans Ziel bringen, aber das Gehen nicht erlernen. Somit sind vorweggenommene Lösungen oftmals nicht so gut, wie das Aufzeigen von Möglichkeiten, um dem Hilfesuchenden zu helfen, es selbst zu tun.

Wenn wir uns an die Urkraft des Lichts und der Verbindung zum Wirker zurückerinnern, so kann dieses Band zwischen beiden nur dann gestärkt werden, wenn die Affinität gegeben ist. Das Licht verbreitet Glück und Gutes. Tut man selbst Gutes, wird einem Gutes widerfahren. Ermöglicht man anderen durch sein Tun, Gutes zu tun, wird auch der andere glücklicher werden.

Übungsaufgaben

Was ist der Unterschied zwischen „Mitgefühl“ und „Mitleid“?

Nenne ein anderes Wort, das Mitgefühl beschreibt!

Welche Gefahr birgt es, seine eigene Normvorstellungen von „gut“ an anderen Personen anzuwenden?

Lies dir das folgende Beispiel durch und beantworte die darunter stehenden Fragen dazu!

In Elwynn treffen sich zwei Frauen. Die jüngere der beiden sagt zur älteren: „Ich habe Angst, alleine nachhause zu gehen, wegen der Banditen!“ Daraufhin erwidert die ältere: „Keine Sorge, ich gehe seit Jahren gegen fünf Uhr Nachmittags nachhause und mir ist noch nie etwas geschehen!“ Die jüngere Frau folgt ihrem Rat. Am nächsten Tag wird sie tot im Straßengraben aufgefunden.

Wir gehen davon aus, dass die ältere Frau die Wahrheit sagte, mit der Sicherheit ihres Heimweges zu besagter Zeit. Dennoch kam es zu diesem Vorfall. Ist der älteren Frau ein Vorwurf zu machen?

Ist die jüngere Frau „selbst schuld“ oder bemitleidenswert?

Angenommen, du triffst die ältere Frau, die dir diese Geschichte erzählt. Was erwiderst du ihr?

Du triffst einen Angehörigen der getöteten jüngeren Frau, der dir diese Geschichte erzählt. Was erwiderst du ihm?

Nenne eine Handlung, die nicht setzen könntest, weil sie hinsichtlich der Tugend „Mitgefühl“ eine Falle wäre!

Kapitel V – Institutionalisierte Wege

Im Lauf der Zeit haben sich mehrere unterschiedliche Organisationen, Institutionen, Orden und Kirchen entwickelt, die wiederum unterschiedliche Thesen (Glaubensgrundsätze) und Auslegungen zum Heiligen Licht haben und hatten. Einige von ihnen, wie die Bruderschaft des Lichts, haben neue Aspekte in die alten Lehren eingebracht. Andere wiederum, wie der berüchtigte Scharlachrote Kreuzzug hat durch seine radikalen Methoden nicht nur die die drei Tugenden missinterpretiert, sondern einen Skeptizismus gegenüber Lichtgläubigen ausgelöst, der bis heute anhält. Die Bandbreite ist entsprechend groß. Von der Scharlachroten Altlast bis hin zu neoliberalen Interpretationen des Argentumkreuzzuges unter Hochlord Tirion Fordring gibt es beinahe nichts, was es nicht schon gab.

Die Kleriker Nordhains

In der Abtei von Nordhain wurden bereits vor dem Ersten Krieg Lichtgläubige ausgebildet. Der Erzbischof von Sturmwind, Alonsus Faol bildete die Kleriker aus und führte sie im Ersten Krieg gegen die Horde ins Feld.

Der Orden der Silbernen Hand

Im Zweiten Krieg gründeten Alonsus Faol und Uther Lichtbringer den ersten Paladinorden. Die erste Generation von Paladinen waren neben Uther Tirion Fordring, der spätere Gründer des Argentumkrezzuges, Turalyon (General der Allianz), Saidan Dathrohan (später Anführer des Scharlachroten Kreuzzuges) und Gavinrad (Ritter). Sein Ende fand der Orden im 3. Krieg gegen die Geißel (Arthas Menethil) und erstarke vor einigen Jahren wieder (Neugründung).

Scharlachroter Kreuzzug

Eine radikale Organisation, die nach dem Untergang der Silbernen Hand in Lordaeron (Westliche & Östliche Pestländer) entstand. Eine Teilorganisation war die Purpurlegion. Später entwickelte sich aus dem Kreuzzug der Scharlachrote Ansturm (Nordend).

Argentumdämmerung

Diese existierte neben dem Bund des Lichts gleichzeitig mit dem Scharlachroten Kreuzzug. Später ging aus einem Zusammenschluss der Argentumkreuzzug hervor.

Argentumkreuzzug

Ursprünglich aus Argentumdämmerung und Bund des Lichts gegründet, schlossen sich unter der Führung Tirion Fordrings auch Mitglieder der Horde an. Beim Ziel, den Lichkönig zu besiegen, schlossen sie gar einen Pakt mit den Todesrittern von Archerus.

Die Kirche des Lichts

Der Ursprung reicht bis zu den Trollkriegen zurück zur legendären „Mereldar“, einer Schwester des Generals Lordain. Diese Frau war die erste, die den anderen Menschen vom Licht verkündete. Bereits tausende Jahre älter ist gewiss der Lichtglaube an die Naaru der Draenei, doch für die Menschheit nahm dies damals seinen Anfang. Später breitete sich die Kirche des Lichts im Königreich Arathor und nach dessen Verfall in den sieben anderen Königreichen aus, ebenso im südlichen Sturmwind. Heute ist die Kirche des Lichts die dominierende Institution des Glaubens an das Heilige Licht bei Menschen, Zwergen und Hochelfen.

Übungsaufgaben

Erkläre die Zusammenhänge der einzelnen Institutionen mit eigenen Worten!

Nenne eine besonders konservativ-radikale und eine besonders liberale-offene Institution von Lichtgläubigen!

Wie heißt die Gemeinschaft an Lichtgläubigen mit den meisten Mitgliedern der heutigen Zeit?

Kapitel VI – Der Glaube als Weg

Bei allen Intuitionen und Glaubensgemeinschaften und der berechtigten Kritik muss doch zwischen der Institution und dem Glauben unterschieden werden. Zwar geben Institutionen Glaubensrichtungen und –Interpretationen vor, jedoch ist der Glaube an das Heilige Licht eines Einzelnen etwas sehr intimes. So kann man an das Licht glauben, ohne einer Gemeinschaft, wie der Kirche, anzugehören. Gleichsam kann man einer Gemeinschaft angehören oder täglich in die Kirche gehen, aber nicht glauben. Deshalb sollte jedwede Kritik zunächst unterschieden werden zwischen Kritik an der Institution (oder am Gläubigen als Mitglied dieser) und Kritik am Glauben bzw. am Heiligen Licht selbst. Die erste Kritik ist relativ harmlos, weil sie entweder zu argumentieren ist, wenn der Kritiker falsch liegt oder man, sollte die Kritik angebracht sein, einen Austritt abzuwägen vermag. Die zweite Kritik ist jedoch tiefgehender. Um sich mit dem Glauben als Weg zu beschäftigen, müssen wir uns zunächst mit der Kritik am Glauben auseinandersetzen, um für ihr argumentieren zu können.

Was ist Glaube? Die Antwort ist zweigeteilt: Der Glaube ist die persönliche Überzeugung (in diesem spezifischen Sinn) der Existenz des Heiligen Lichtes. Der Glaube ist jedoch auch die persönliche Überzeugung von den Werten, die von jener Existenz ausgeht. Während die Kritik an der Existenz des Heiligen Lichtes als existierende Urkraft widerlegbar, bzw. die Existenz des Lichtes beweisbar ist (Licht ist physisch und visuell im Wirken darstellbar), ist die Kritik an der Auslegung von Werten des Lichtglaubens die eigentliche Kritik. Wenn also jemand die Kirche kritisiert, ist möglicherweise nicht die Institution gemeint, sondern die Auffassung der Philosophie des Gläubigen. Jedoch kann auch der umgekehrte Fall eintreten, dass das Heilige Licht kritisiert wird, obwohl die Institution zu kritisieren wäre (beispielsweise der Scharlachrote Kreuzzug).

Es zeigt sich also, dass der Weg des Glaubens eine Kreuzung aus Moral und Ethik beinhaltet. Neben den mittlerweile bekannten drei Tugenden soll nun auf diese eingegangen werden.

Übungsaufgaben

Was ist der Unterschied zwischen institutionalisiertem Glauben und intimen Glauben?

Nenne die zwei Arten von Kritik gegenüber Lichtgläubigen. An wen richtet sie sich? Wie ist jene zu argumentieren?

Welche zwei Dimensionen gibt es beim Glauben an das Licht?

Lies dir die folgenden Beispiele durch und beantworte, ob es sich dabei (in Wirklichkeit) um Kritik an der institutionalisierten Glauben handelt oder um Kritik am intimen Glauben!

Beispiel 1
Ein Mann kommt in die Kirche des Lichts in Sturmwind und kritisiert die Lichtgläubigen, sie würden beten, anstatt sinnvolles zu tun, wie anderen zu helfen.

Beispiel 2
Eine Leerenelfe kommt in die Kirche des Lichts in Sturmwind und kritisiert die Lichtgläubigen, sie würden sich nicht an ihre eigenen Glaubensgrundsätze halten, das Gute und Glück zu verbreiten, da sie etwas gegen Leeren– und Schattenwirker hätten. Auch die Abneigung gegenüber Todesrittern sei Rassismus und Fehden schürend.

Beispiel 3
Eine Gnomin beschwert sich über die Zusammenarbeit des Argentumkreuzzuges mit den Orcs, Tauren und Trollen der Horde trotz der laufenden Konflikte auf den Schlachtfeldern.

Beispiel 4
Ein Todesritter setzt in einem Gespräch die Scharlachroten mit der Geißel gleich, was die negativen Auswirkungen an der Zivilbevölkerung betrifft und fügt an, dass „Alle Lichtwirker gleich“ seien.

Kapitel VII – Moral und Ethik

Ein jeder Mensch Moralvorstellungen. Diese unterscheiden sich jedoch von Persönlichkeit zu Persönlichkeit. Während der eine in seiner Moralvorstellung niemals stehlen würde, dehnt der andere diesen Moralbegriff so weit, dass dieser es in Ordnung findet von jemanden der zu viel hat zu stehlen, um selbst etwas zu haben. Doch was ist der Unterschied zwischen Moral und Ethik? Die Ethik ist etwas persönliches und betrifft jeden Einzelnen. Wenn man seine eigene Ethik jemand anderes aufdrängen möchte, sprich sich zum Ziel setzt, dass die andere Person nach denselben ethischen Vorstellungen wie man selbst handelt, ist und bleibt dies Ethik. Erst, wenn das Kollektiv, die Gesellschaft zum Großteil ethische Grundsätze institutionalisiert und als normal empfindet, wird der ethische Grundsatz von Vielen zu einer allgemein gültigen Moral. Ist etwas moralisch verwerflich, ist es zumeist (aber nicht immer) auch ungesetzlich. Gesetze sollen (im Idealfall) moralisch unbedenklich sein. Im Gegensatz zum Gros der Bevölkerung gibt es jedoch ein Dilemma, was Lichtwirker und Lichtgläubige betrifft. Die Rede ist vom Utilitarismus-Moralproblem.

Utilitarismus beschreibt grundsätzlich eine philosophische Lebenseinstellung am Pfad des Lichtes. Als Nutzethik reduziert besagt Utilitarismus, dass eine Handlung dann moralisch richtig ist, wenn sie den Gesamtnutzen (das Wohl aller) maximiert. Das maximale Glück alles und das Gute für möglichst viele ist etwas, nachdem stets alle Lichtwirker streben. Hierzu gesellt sich der Gegensatz des Moralproblems. Erklärt sei dies anhand eines konkreten Beispiels:

Ein junger Priester wird ins Waisenhaus gebeten. Die Hebamme erzählt ihm, dass eines der Kinder unter einer ansteckenden Krankheit leidet. Die Sterberate ist hoch und so bittet sie um Rat: Soll sie das Kind isolieren, um die anderen Kinder zu schützen, was zum Tod des Kindes führen würde, oder soll sie sich um das kranke Kind kümmern, mit dem hohen Risiko, dass dutzende andere Kinder sterben müssen?

Es zeigt sich, dass die Entscheidung keine leichte ist. Je nach Urteil wird die Entscheidung nicht ausschließlich positive, sondern auch negative Folgen nach sich ziehen. Wie also entscheiden? Es gibt nie „Die“ richtige Entscheidung. Wichtig ist, dass eine Entscheidung gefüllt wird. Als Entscheidungshilfe empfiehlt es sich, mit dem Herzen und nicht mit dem Kopf zu entscheiden. Man selbst muss sich danach in den Spiegel sehen können und sich rechtfertigen können. Diese Entscheidungen gehören zu den schwierigsten im Leben eines Lichtwirkers. Da man sie jedoch nicht verhindern kann, ist es zumindest möglich, sich darauf einzustellen, einmal in eine solche oder ähnliche Situation zu kommen. Wenn man sich vorher bereits Gedanken dazu macht, trifft man die Entscheidung in der Hektik und unter Druck leichter.

Wichtig ist es, zu wissen, dass weder radikale Moral (z.B. bedingungslose Treue dem König gegenüber) noch sturer Utilitarismus (jedwede Verluste für ein „höheres Ziel“ in Kauf nehmen) zum Erfolg führen werden. Im Endeffekt wird man sich bei einer Befehlsverweigerung erklären müssen, weshalb der Befehl nicht mit der Moral vereinbar war, oder weshalb einige Wenige trotz hohen Risikos beschützt wurden. Der Glaube an das Licht ist keine reine rationale Logik, sondern beruht auf der Nächstenliebe.

Übungsaufgaben

Was ist der Unterschied zwischen Ethik und Moral?

Was ist Utilitarismus? Nenne ein Beispiel!

Was ist das Utilitarismus-Moralproblem? Nenne ein Beispiel!

Lies dir den folgenden Text durch und treffe eine Entscheidung. Begründe diese!

Du befindest sich auf dem Weg in ein Krisengebiet. Der Befehl lautet, möglichst schnell dort einzutreffen, um Leid zu verhindern. Am Weg dorthin entdeckst du einen Karren, dessen Hinterrad gebrochen ist. Die Danebenstehenden sind nicht in der Lage, es zu reparieren.

Kapitel VIII – Rechtschaffenheit

So unterschiedliche die intelligenten Lebewesen Azeroths sind, so unterschiedliche die Gesinnung. Tatsächlich ist dies individuell unterschiedlich und darf nicht rassistisch verallgemeinert werden. Aussagen wie „Alle Elfen sind…“ oder „Die meisten Menschen sind nicht…“ sind invalid. Gewiss gibt es aufgrund der soziokulturellen Faktoren Unterschiede und Gemeinsamkeiten, die sich in Sprache, Verhalten und Traditionen abzeichnen, jedoch passen Gesinnungskriterien nicht in einen allgemeinen Kontext. Im Zuge der Ausbildung im Heiligen Licht wird der Leser mit unterschiedlichen Vokabeln konfrontiert, die erläutert werden müssen. So wird zwingend früher oder später auf den Begriff „Rechtschaffenheit“ stoßen. Bevor auf diesen jedoch im Speziellen eingegangen wird, soll ein Gesinnungsmodell vorgestellt werden. Natürlich handelt es sich dabei um eine Komplexitätsreduktion und kann nicht alle Dimensionen vollständig repräsentieren, bietet jedoch durch die Einfachheit den Vorteil, visuell und leicht verständlich, in die Thematik einzutauchen.

Das Modell unterscheidet zwei Dimensionen, die auf dem Inhalt von Kapitel VII aufbauen: Moral und Ethik. Die beiden moralischen Extreme sind „gut“ und „böse“. Unabhängig von möglichen Abstufungen und Grauzonen wollen wir diese Gegebenheit vorerst hinnehmen. Wichtiger ist die Definition von „gut“ und „böse“. „Gut“ bzw. „gut“ handelnd ist jemand, der sich anderen gegenüber aufopfert und nicht egoistisch handelt. Man spricht auch von Altruismus (selbstlos, uneigennützig, aufopfernd). Entsprechend muss „böse“ gegenteilig definiert werden. „Böse“ ist bzw. handelt jemand dann, wenn die gesetzten Handlung egoistische Gründe aufweisen (Selbstzweck, Egoismus). Soviel zu den beiden moralischen Extremen. Wie wir bereits wissen, sind moralische Werte oftmals generelle Werte einer Gesellschaft und spiegeln sich in gesellschaftlichen Normen, Regeln und Gesetzen wieder. Es gibt jedoch auch ethische Extreme, also die persönliche Moral des Einzelnen, die durch die Denkweise des Individuums geprägt ist. Die ethischen Extreme werden als „rechtschaffen“ und „chaotisch“ bezeichnet. Während „rechtschaffen“ bzw. die Rechtschaffenheit eine an von Gesetzen und Regeln geprägte Denkwiese darstellt, bezeichnet „chaotisch“ als Gegenteil eine freiheitsliebende Denkweise, die ein Problem mit möglicher Einschränkung durch Gesetze und Regeln hat. Neben diesen Extremen von „gut“ und „böse“ sowie „rechtschaffen“ und „chaotisch“ entsteht ein Kreuz , das „neutral“ genannt wird. Dies kann bedeuten, dass auf neutral eingestellte Personen weder mehrere Extreme zu tragen kommen, noch einzelne oder aber mehrere. Dies ist also der große Graubereich. Das folgende Schaubild soll dies veranschaulichen.

Was unterscheidet nun einen Lichtwirker in seiner Gesinnung von den anderen? Wenn wir und „rechtschaffen-gut“ näher anschauen, fällt zunächst der klare Kontrast zu „chaotisch-böse“ auf. Problematischer ist jedoch oftmals die Unterscheidung der Zwischenstufen. Ein Richter wäre beispielsweise in seinem Tun rechtschaffen neutral, denn er handelt in der Jurisdiktion nach dem Gesetz und nicht nach seinen persönlichen Überzeugungen. Bei „neutral gut“, wie beispielsweise bei einem Arzt, handelt dieser in erster Linie für seine Überzeugung, in diesem Fall den Patienten zu retten, im Zweifelsfall für seine Berufung und gegen das Gesetz. Bei einem Lichtwirker ist dies – zumeist, wenn auch nicht immer – ein schmaler Grat, der als „rechtschaffen gut“ bezeichnet wird. Einerseits strebt beispielsweise ein Paladin danach, im Namen des Lichts „Gutes“ zu tun, andererseits ist es auch an ihm, „Recht“ über „Ungerechtigkeit“ walten zu lassen. Ausführlicher wurde diese Thematik bereits in Kapitel VII unter „Utilitarismus“ erläutert.

Ein gefährlicher Aspekt bei „Utilitarismus“ ist, für ein „höheres Ziel“ Verluste oder Verbrechen in Kauf zu nehmen. Der Scharlachrote Kreuzzug erlangte nicht zuletzt dadurch traurige Berühmtheit, dass Lichtwirker, im Glauben, das Richtige zu tun, das Falsche taten. Sie waren dazu bereit, Folter, Mord und Verfolgung durchzuführen, um einen deklarierten äußeren Feind zu bezwingen. Man spricht in diesem Kontext von „rechtschaffen böse“. Es soll nicht auf alle anderen Gesinnungsaspekte eingegangen werden, sondern auf die den Weg des Lichts abzielen. Rechtschaffenheit ist das Streben des Einzelnen, im Glauben daran, etwas Gutes zu tun, zu handeln. Auch könnte man sagen, Rechtschaffenheit bedeutet, seine gesetzten Taten und Handlungen seiner moralischen Überzeugung unterzuordnen und konsequent zu verfolgen. Der Extremwert der Rechtschaffenheit wäre der Eifer, bei dem der Fehler geschieht, andere mit allen Mitteln (selbst Gewalt) von der eigenen, vermeintlich richtigen (guten) Auffassung zu überzeugen. Dennoch benötigt es neben Moral und Ethik sowie einer rechtschaffen-guten Lebensphilosophie noch zwei Komponenten, die das Fundament des gelebten Lichtwirkens bilden: Der Glaube selbst. Das Geheimnis des Glaubens ist das die Quintessenz, was einen Lichtgläubigen von einem Lichtwirker unterscheidet.

Übungsaufgaben

Erkläre in eigenen Worten: Was ist eine Gesinnung?

Benenne die vier Aspekte von Gesinnungen!

Wie wird die Gesinnung von Lichtwirkern bezeichnet?

Von welchen ähnlichen Gesinnungen ist sie abzugrenzen?

Was bedeutet der Begriff „rechtschaffen-gut“?

Erkläre die Bedeutung von „Rechtschaffenheit“!

Was ist die Gefahr am „Eifer“?

Welche Probleme können für einen Lichtwirker beim Streben nach der Rechtschaffenheit auftreten? Welche Gewissenskonflikte gibt es?

Lies dir die folgenden Beispiele durch und überlege, wie rechtschaffenes Handeln möglich wäre!

Beispiel 1

Ein Dieb stiehlt einer Mutter den Geldbeutel.

Beispiel 2
Ein Todesritter erweckt einen Ghul auf der Straße von Sturmwind.

Beispiel 3
Ein Ehepaar streitet sich auf einem öffentlichen Platz.

Beispiel 4
Eine Witwe weint am Grab ihres verstorbenen Mannes.

Kapitel IX – Geheimnis des Glaubens

In den Kapiteln V und VI haben wir uns einerseits mit dem institutionalisierten Glauben sowie der Kritik am Glauben auseinandergesetzt. Der Glaube wurde als das Vertrauen des Gläubigen auf eine höhere Kraft definiert, die pantheistisch ist, also allgegenwärtig und nicht personifiziert ist. Weiters wurde der Glaube an das Heilige Licht nicht auf den Glauben an die reine Existenz des Heiligen Lichts reduziert, sondern um das Glauben an die Werte des Lichts ergänzt (vgl. Rechtschaffenheit, Utilitarismus, Moral und Ethik, Gutes, Glück). Selbst in der heutigen Zeit von Unsicherheit und Konflikten gibt es insbesondere im Volk der Menschen in Sturmwind, aber auch bei Zwergen, unter Anderem in Eisenschmiede eine große Anzahl von Lichtgläubigen. Oftmals ist es ein kindlich-naiver Glaube, der auf die Erziehung durch die eigenen Eltern zurückgeht, beziehungsweise durch gesellschaftliche Normen geprägt ist und aus diesem Grund institutionalisiert wurde. Die Existenz ist selbsterklärend und dogmatisch rechtfertigend.

Diese selbsterfüllende Prophezeiung genügt jedoch nicht den Ansprüchen eines Lichtwirkers. Anders als Lichtgläubige glaubt der Lichtwirker nicht nur an das Licht, sondern kann es wirken. Unter Wirken von Licht versteht man (siehe Kapitel II) das Nutzen der Verbindung des Wirkers zur Quelle (Licht). Das Wirken selbst hat jedoch unterschiedliche Wirksamkeiten bzw. Auswirkungen. Es erfolgt auf kognitiver Ebene, also in der Wahrnehmung und des Denkens, in der Emotion, also es ist fühlbar und beeinflusst unsere Gefühle und letztens physisch, also körperlich. Darauf soll nun an dieser Stelle näher eingegangen werden.

Wirker als auch Empfänger von Heiligem Licht beschreiben diese Urkraft auf den erwähnten drei Ebenen: Der geistigen Ebene (Kognitive Ebene), der Ebene der Gefühle (Emotionale Ebene) und der körperlichen Ebene (Physische Ebene). Auf geistiger Ebene wird das Licht als mit unseren Sinnen wahrgenommen. Von der Farbgebung golden bis weiß und vom Geräusch her von glockenähnlichem Geläute bis hin zu Flüstern oder einer Melodie. Auf emotionaler Ebene wird das Licht als leitend, führend und Sicherheit wahrgenommen.

Es verstärkt die Selbstsicherheit sowie das Wohlbefinden und kann selbst in unruhigen Situationen zu innerer Ruhe aus Ausgeglichenheit führen. Auch erhöhte Konzentration und Motivation im Handeln ist zu beobachten. Auf der physischen Ebene ist das Licht je nach Intensität unterschiedlich wahrzunehmen. Beginnend als wohltuende Wärme, beispielsweise bei einem Segen oder einer Wundheilung einerseits, mag das Licht gar brennend und ätzend gegenüber dem Untod oder Dämonologischem wirken. Auf die Modulation der Intensivierung von gewirktem Licht wird an anderer Stelle genauer eingegangen.

Was benötigt es nun, außer dem theoretischen Wissen um die drei Tugenden und viel Zeit, um von einem Lichtgläubigen zu einem Lichtwirker zu werden? Um diese Frage im Ansatz beantworten zu können, ist es nötig, die Funktion des Lichtwirkens zu verstehen. Ein Knappe mag in seiner Ausbildung zum Ritter die Ausbildung am Schwert erlernen. Der Umgang mit dem Schwert erfordert in erster Linie eine gewisse körperliche Voraussetzung und ein regelmäßiges Training, also Übung, um die Technik zu meistern. Bei der Magie ist es ähnlich. Die Quelle der Magie auf Azeroth sind zumeist die Leylinien unter der Erden, magische Flüsse, wie als speisende Quelle für Zauber von Zauberwirkern dienen. Durch ein arkanes Studium – das ebenfalls große Theorieteile besitzt – ist es möglich, bei gewisser Grundvoraussetzung, Magie nutzbar zu machen und – vereinfacht gesagt – entsprechende Zauber zu erlernen. Wie ist es nun bei Lichtwirkern, wie Paladinen oder Priestern? Es ist weder die körperliche Verfassung, wie sie beim Heben einer Waffe nötig ist, noch ist es ein Manaquell, der den Geist erfrischt, um Tätig werden zu können. Die Quelle des Lichts, die Urkraft selbst ist immer vorhanden. Doch nur die wenigstens können sie nutzen. Wie also jene Quelle anzapfen, die nötig ist, um Licht wirken zu können? Dies ist das Hauptproblembei den meisten Knappen und Novizen. Einerseits sind theoretische Grundlagen, wie das Wissen ob der Tugenden bekannt, aber das Wirken von Licht selbst mag selbst nach Jahren nicht gelingen. Obgleich es unmöglich ist, eine Schritt für Schritt Anleitung zum Lichtwirken zu verfassen, ist es sehr wohl möglich, die Voraussetzungen sowie den Prozess des Lichtwirkens exakt zu beschreiben, um ihn nachvollziehbar und nachahmbarer zu gestalten.

Um zu verstehen, wie Licht gewirkt wird, muss zunächst verstanden werden, wie der Glaube funktioniert. Natürlich ist der Glaube an das Licht bei einem Gläubigen – bis auf wenige Ausnahmesituationen – grundsätzlich immer da. Ist es nun an einem Lichtwirker, Licht zu wirken, ist jedoch der Glaube alleine nicht ausreichend. Es bedarf mehreren Aspekten, die gegeben sein müssen, damit es dem Wirker möglich ist, Licht zu wirken. Die Voraussetzung ist die Willenskraft. Ähnliche Begriffe sind Zähigkeit, Entschlossenheit, Tatkraft oder Zielstrebigkeit. Dabei geht es nicht allein darum, konzentriert zu sein und Ablenkungen zu widerstehen, sondern die Fähigkeit zu Umsetzung seines Willens zu erlangen. Willenskraft speist sich aus den beiden ersten Ebenen der Verbindung des Lichts zum Lichtwirker: Erstens, die emotionale Ebene, also die Hingabe an Gefühlen und Vertrauen des Wirkers gegenüber dem Heiligen Licht. Dies hat mit Fallen-lassen zu tun, einem Urvertrauen gegenüber der Urkraft. Als zweite Voraussetzung ist die Verbindung zwischen Wirker und dem Licht auf kognitiver Ebene notwendig. Konzentration und Fokus auf das Licht und nur darauf ist der zweite Bestandteil der Anrufung des Lichts. Es mag widersprüchlich klingen, sich einerseits zu konzentrieren und sich andererseits fallen zu lassen, doch diese beiden Aspekte sind es, die zum Ergebnis führen, nämlich der dritten Ebene, der physischen Ebene bzw. der Körperlichkeit.

Versucht man sich als Lichtwirker im Selbstversuch daran, ist es eine gute Herangehensweise, sich an einen ruhigen Ort zurückzuziehen, um die exogenen Umwelteinflüsse, die potentielle Störfaktoren sind, auszuklammern. Zu Beginn kann das Hinknien sowie das Schließen der Augen weiters dabei helfen, sich selbst zu fokussieren. Wichtig beim Aufbau der kognitiven Verbindung zwischen Gehirn und dem Licht ist, dass der Wirker nichts mit Druck erzwingt und sich selbst keinen Stress macht (wieso klappt es nicht?), sondern sich voll und ganz auf das Licht selbst einlässt. Diese Kontaktaufnahme kann gerade im Anfangsstadium fehlschlagen oder lange dauern. Wichtig dabei ist es, den Mut nicht zu verlieren und es immer wieder zu versuchen! Gelingt eine Verbindung zwischen dem Licht und dem Wirker, so geht die Ebene der Emotion automatisch mit einher. Es ist nicht nötig, an etwas Schönes zu denken, denn durch die Konzentration auf das Licht erfährt der Wirker die positive Energie durch das Licht.

Diese Tätigkeit des Anrufens durch das Gebet, die Kontaktaufnahme seitens des Wirkers mit dem Heiligen Licht gehört zur größten Prüfung eines werdenden Lichtwirkers. Viele Versuche werden geprägt sein vom Scheitern. Doch wenn der Wirker spürt, wie der Kontakt durch den Fokus im Gebet mit dem Heiligen Licht tatsächlich zusammen kommt, muss er von der geistigen Ebene auf die emotionale Ebene wechseln. Die Verbindung wird so von einer kopflastigen zu einer Verbindung des Herzens. Durch die Willenskraft des Wirkers ist es möglich, den Kontakt mit dem Licht als kognitiv-emotionale Erfahrung zu begreifen. Man spricht bei diesem Prozess, der das Geheimnis des Glaubens darstellt, von Transzendenz (Übersteigen). Die Transzendenz meint die persönliche Erfahrung des Wirkers mit dem Übernatürlichen. Dies ist die Verbindung unserer Seele, unseres Geistes mit dem Licht. Es ist also keine körperliche Nähe, sondern eine allumfassende Nähe in Gefühl und Liebe.

Ist eine erste Transzendenz gelungen, ist ein großer Schritt getan, denn damit wurde eine Verbindung zwischen der Urkraft des Heiligen Lichts und dem Wirker erreicht. Dies ist der erste Schritt aus der Theorie aus Schriften wie dieser zur Praxis des Lichtwirkens hin. Jedoch benötigt es einen zweiten Schritt nach der Transzendenz, nämlich die Manifestation. Unter dem Begriff Manifestation versteht man das Deutlich- bzw. Sichtbarwerden, in diesem Kontext des Heiligen Lichts. Voraussetzung für die Manifestation von Licht ist die Transzendenz. Eifern junge Lichtwirker also nach dem Wirken von Licht, begehen sie den Fehler, dass der Wunsch (die Willenskraft) zwar da, ist, ihnen jedoch die Transzendenz fehlt. Der Wille, Licht zu wirken geht vom Wirker selbst aus (Egoismus) und nicht von der Verbindung des Wirkers mit dem Heiligen Licht.

Die Manifestation von Licht kann auch als die Anrufung des Lichts zur Wirkung beschrieben werden. Dabei wird – vereinfacht gesagt – das Licht visuell dargestellt und vom Wirker eingesetzt. Die allgemeinen Möglichkeiten der Einsatzes von Heiligem Licht durch Wirker wurde in den Kapiteln II und III beschrieben. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen offensiv-, defensiv- und unterstützende Lichtfähigkeiten, also nach Absicht des Einsatzes differenziert. Die Transzendenz und Manifestation ist jedoch stets dieselbe.

Übungsaufgaben

Was ist der Unterschied zwischen einem Lichtgläubigen und einem Lichtwirker?

Nenne die drei Ebenen, auf denen das Wirken von Licht vom Wirker bzw. Empfänger wahrgenommen werden kann!

Wie unterscheidet sich das Lernen des Wirkens von Licht gegenüber dem Lernen eines magischen Zaubers?

Wie unterscheidet sich das Lernen des Wirkens vom Licht vom Erlernen einer Waffe?

Was ist Willenskraft, wozu benötigt man sie?

Welche Ebenen werden in welcher Reihenfolge beim Lichtwirken vom Wirker als Band zum Licht genutzt?

Erkläre den Begriff „Transzendenz“. Wie kann diese erreicht werden?

Erläutere den Begriff „Manifestation“. Was ist die Grundvoraussetzung dafür?

Unterscheidet sich die Verbindung zwischen dem Lichtwirker und dem Heiligen Licht als Quelle, je nach Wirkungsabsicht des Heiligen Lichts?

Wie lauten die drei Kategorien von gewirktem Licht und wozu dienen sie?

Kapitel X – Anwendung des Lichts

Jedwede Anwendung von Licht geht eine Manifestation voraus. Das bedeutet, dass durch die Verbindung zwischen Wirker und dem Licht als Urquelle eine dreifache Verbindung notwendig ist. Während die geistige und emotionale Verbindung die Grundvoraussetzung der Transzendenz ist, wird bei der Manifestation der Glaube des Wirkers durch den Wirker in Form von Licht manifestiert. Dabei bleibt die Ebene der Emotion beim Heiligen Licht als Quelle, der Fokus richtet sich jedoch auf die Art der Manifestation und der Absicht. Die Manifestation findest also nicht spontan statt, nach dem Motto: „Zunächst rufe ich das Heilige Licht an, dann manifestiere ich es und schließlich überlege ich mir, wofür ich es nutzen will“, sondern bereits die Transzendenz wird dem Wirker dadurch erleichtert, dass die Verbindung einen ganz bestimmten Grund hat. Gründe für eine Manifestation von Licht können, wie bereits in Kapitel IV erwähnt, wie folgt sein. Offensives Licht (gegen Feinde), defensives Licht (zum Selbst- oder Fremdschutz) und unterstützendes Licht (Segnungen, Läuterungen, auch Gegenstände).

Da es sich bei manifestierten Heiligen Licht um den Glauben des Wirkers handelt, kann das Licht auch nur so stark wirken, wie der Wirker gläubig ist, bzw. wie gut die Verbindung des Wirkers zum Licht ist, also die Transzendenz. Gehen wir von dem Fall aus, dass die Verbindung gut und stabil ist, kann das manifestierte Licht geformt werden. Dabei spielen die Hände eine wesentliche Rolle. Nicht nur beim Beten werden diese oftmals aneinander gehalten oder die Handflächen nach oben gehalten, als Zeichen der Kontaktaufnahme mit dem Heiligen Licht, auch beim Wirken selbst kommt ihnen eine gesonderte Bedeutung zu. So wird das Heilige Licht durch den Wirker mit den Händen gewirkt, genauer gesagt mit den Handinnenflächen. Unabhängig davon, ob der Wirker eine Faust bildet oder die Hand öffnet, manifestiert sich das Licht in diesem physischen Bereich. Entsprechend wird es auch dort vom Wirker geformt, was auch zu banalen Überlegungen führt, wie zum Beispiel: „Habe ich zumindest eine Hand frei?“ Beim Formen des Lichts geht es stets um Absicht und Intensität. Da die Absicht schon vor der Manifestation klar sein muss, ist es am Wirker, die Intensität des Lichts zu modellieren.

Unter dem Begriff „Modellierung von Licht“ versteht man, das durch Glauben vom Wirker manifestierte Heilige Licht so zu formen, dass es dem Zwecke erfüllt, für das es beschworen wurde. Wie auch bei der ersten Transzendenz kann es am Anfang hilfreich für den Wirker sein, sich mit geschlossenen Augen zu konzentrieren. Da es spontan umso schwieriger wäre, eine bestimmte Form des Lichts zu wählen und abstrakte Formen in unserem Gehirn keine Assoziationen hervorrufen, ist es sinnvoll, sich auf bestimmte Formen des Lichts in der Modellierung zu beschränken und diese dafür umso schneller und richtiger abrufbar zu machen. Eigentlich sind dem Modellieren wenig Grenzen gesetzt, zumindest was die Kreativität betrifft, doch aufgrund von limitierter Konzentration und der Anstrengung, die der Fokus auf die Bindung zum Heiligen Licht währenddessen benötigt, kann von einer zeitlichen Begrenztheit gesprochen werden. Bevor wird jedoch das Augenmerkt auf die Modellierung legen, gehen wir auf die Intensität ein. Man vergleiche den Lichtwirker mit einem Maler. Nicht nur die Form ist es, die auf das Papier gemalt wird, es kommt auch auf die Intensität an, je nach Pinseldruck. Grundsätzlich kann folgende Regel aufgestellt werden: Je länger fokussiert Licht gewirkt wird, desto stärker das gewirkte Licht und desto stärker der Effekt. Dies betrifft offensiv-, defensiv- und unterstützende Fähigkeiten gleichermaßen. Die Intensität des gewirkten Lichts skaliert jedoch nicht nur über Zeit, sondern hängt von der Konzentration ab. So benötigt beispielsweise die Segnung einer Waffe verhältnismäßig weniger Intensität in der Modellierung, als beispielsweise ein Schild aus heiligem Licht, das den Angreifer gegen physische Angriffe schützt.

Somit liegen der Anwendung des Lichts einige Regeln zugrunde. Die Transzendenz des Wirkers zum Licht ist bei jeder Verbindung dieselbe. Die Stärke der Verbindung ist abhängig vom Glauben und der Willenskraft des Wirkers. Die Absicht des Wirkens erfolgt frühestens mit der Transzendenz bzw. spätestens mit der Manifestation. Die Manifestation ist das eigentliche Wirken von Licht durch den Wirker und erfolgt durch dessen Hände. Die Modellierung ist der Veränderung der Manifestation des Lichts zu einer spezifischen Form. Entscheidend für die Intensität des gewirkten Lichts sind die Qualität der Transzendenz, die Zeit und der kognitive Fokus.

Ein wesentlicher Bestandteil der Modellierung von Licht durch den Wirker ist die Intensität. Je nach Intensität ändert sich einerseits die Farbe des Lichts, andererseits jedoch auch die Wirkung. So kann zwischen schwachen Glimmen, seichten Leuchten, heller Schein und gleißendem Licht unterschieden werden. Grundsätzlich gilt: Umso goldener und glitzernder das Licht ist, desto eher ist es unterstützender Natur, beispielsweise eine Läuterung, Heilung, ein Lichtblitz oder ein Segen. Daraus folgt: Umso gleißender und weißer das Licht ist, desto offensiver bzw. defensiver ist es. Die Nutzung des Lichts bei der Unterstützung (beispielsweise Wundheilung) wird eher durch die Zeitdauer des Wirkens intensiviert, während eine höhere Intensität bei den Angriffen und bei der Verteidigung nötig sind (beispielsweise ein Richturteil). Daraus ergibt sich zwingend, dass die Offensiv- und Defensivfähigkeiten eine kürzere Wirkungsdauer aufweisen, in der kurzen Zeit jedoch intensiver wirken. Allerdings lässt sich keine Hierarchie der drei Talente interpretieren, da jedes Wirken abhängig von der Intensität und Dauer anstrengend ist. Ein kämpfender Vergeltungspaladin wird also nicht schneller oder langsamer durch das Lichtwirken erschöpft wie ein lichtwirkender Priester, der ihn heilt, denn die positiven und negativen Faktoren skalieren gleich.

Übungsaufgaben

Was versteht man unter der „Modellierung von Licht“?

Welche Faktoren beeinflussen das Lichtwirken?

Welchen Einfluss hat die Zeit als Wirkungsgröße?

Welchen Einfluss hat die Intensität als Wirkungsgröße?

Nenne Faktoren, die zur Erschöpfung des Lichtwirkers beim Lichtwirken beitragen!

Bei welchen Licht-Talenten empfiehlt sich die Intensität auf kurze Zeit, bei welchen die Anwendung über längere Zeit?

Kapitel XI – Lichtfähigkeiten

Wie bereits erwähnt lassen sich die Fähigkeiten des Lichtwirkens grob in Offensiv-, Defensiv- und Unterstützungsfähigkeiten einteilen. Jede einzelne Fähigkeit eines Priesters und Paladins in chronologischer Reihenfolge aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen, ist aber auch nicht notwendig. Viele Fähigkeiten unterscheiden sich durch die in Kapitel X vorgestellten Faktoren Zeit und Intensität, sodass dieselbe Regel befolgt wird. Durch die Institutionalisierung der Ausbildung gab es in der jüngeren Geschichte unterschiedliche Trends und Schwerpunkte. So kamen neue Fähigkeiten hinzu, andere veränderten sich, wieder andere gehören mittlerweile der Vergessenheit an. In diesem Kapitel sollen die grundlegenden Fähigkeiten vorgestellt und deren Wirkung analysiert werden

Unterstützende Fähigkeiten

Zu den unterstützenden Fähigkeiten des Lichts zählen all jene, die nicht dem Angriff oder der Verteidigung zuordbar sind. Zu ihnen zählen:

Läuterung (Lebewesen und Gegenstände)
Segen (Lebewesen und Gegenstände)
Heilung (Selbst- und Fremdheilung)

Läuterung

Ist ein Gegenstand verderbt (beispielsweise eine Klinge mit Schattenmagie), so ist es einem Lichtwirker möglich, diese mithilfe des Heiligen Lichts zu läutern, also zu reinigen. Dabei ist es nötig, Licht auf den entsprechenden Gegenstand zu wirken, um die Verunreinigung zu entfernen. Je nach Besudelungsgrad ist unterschiedliche Intensität und Zeit dafür nötig. Handelt es sich bei dem Empfänger der Läuterung um ein Lebewesen, beispielsweise um einen Menschen, so ist das Prinzip grundsätzlich dasselbe, obgleich manchmal von „Exorzismus“, also „Austreibung“ gesprochen wird. Dabei wird der Körper des Empfängers mit Heiligen Licht durchströmt. Stößt das Heilige Licht auf Leere, Schatten oder Fel, reagiert es entsprechend (vgl. Dualismus und Urkräfte in Kapitel I).

Wichtig ist dabei, zwischen der Person und der Verderbnis zu unterscheiden. Nicht die Person ist die Verderbnis, sondern die Verderbnis in der Person ist es. Somit wird durch das vom Wirker gewirkte Heilige Licht nicht gegen die Person (den Empfänger) eingesetzt, sondern gegen die Verderbnis in der Person gerichtet.

Segen

Bei Segen bzw. Segnungen handelt es sich grundsätzlich um eine Art Verstärkung. Diese kann bei Gegenständen erfolgen, beispielsweise bei der Segnung eines Schwertes mit Heiligem Licht, was sinnvoll bei einem Kampf gegen Dämonen oder Untoten ist. Eine Segnung kann jedoch auch gegenüber Personen erfolgen, die der Lichtwirker zu stärken gedenkt. Die gespendeten Segen sollen beispielsweise die Moral im Kampf oder die Konzentration der Zielperson für eine gewisse Zeit an einem gewissen Ort erhöhen. Anders als bei arkanmagischen Verzauberungen sind Segen nicht statisch, sondern temporär.

Heilung

Die von einem Lichtwirker gewirkte Heilung kann auf sich selbst oder auf andere Individuen erfolgen. Dabei ist zu beachten, dass eine Lichtheilung gegen Dämonen und Untote als Offensivfähigkeit gewertet werden kann, Lebenden gegenüber jedoch als Unterstützungsfähigkeit. Heilung kann nach zwei Dimensionen eingeteilt werden. Einerseits nach der Intensität (kleine Heilung, mittlere Heilung, große Heilung) oder andererseits nach Nähe und Distanz, wobei die Näheheilung meist im Lazarettkontext erfolgt, also im Ruhezustand und die Distanzheilung meist im Kampfkontext, also im Unruhezustand. Es gibt viele verschiedene Bezeichnungen von Heilungen, wie Lichtblitz, Handauflegen, große Heilung, kleine Heilung, etc. Dies ist nicht weiter von Bedeutung, weil es grundlegend immer Heiliges Licht ist, das zur Heilung eingesetzt wird und den bekannten Faktoren der Intensität und Zeit unterliegt.

Dazu muss angemerkt werden, dass schnelle Distanzheilungen eher grob vernarbend wundheilend sind und keine natürliche Genesung bei einem Arzt oder durch eine Operation kompensieren können. Die Naheheilung hingegen wirkt Förderlich auf den Heilungsprozess, da es das Immunsystem des Patienten aufgrund der Lebensaffinität des Heiligen Lichts stärkt.

Offensive Fähigkeiten

Die Angriffsfähigkeiten mit Heiligem Licht sind vielfältig. Man geht jedoch von bekannten Formen aus, zu denen Licht in der Modellierung manifestiert wird und ergänzt jene in der Intensität, je nach zugrunde liegender Absicht der Wirkers. Man unterscheidet zwischen folgenden offensiven Lichtfähigkeiten:

Richturteil
Weihe
Blenden
Hammer der Gerechtigkeit

Richturteil

Das Richturteil ist mit dem Arkanschlag eines Magiers vergleichbar. Durch die hohe Intensität wird gleißendes Licht vom Lichtwirker auf ein Distanzziel gewirkt. Je nach Intensität und Zielbeschaffenheit kann es in seiner Wirkung von der einfachen Betäubung bis hin zu schwerer Verletzung reichen.

Weihe

Die Weihe ist eine Ausnahmen, denn sie wird nicht auf ein lebendiges Ziel gewirkt, sondern zumeist auf ein Gebiet rund um den Lichtwirker. Insbesondere gegenüber Nekromantie/Untod hat die Weihe den Vorteil, ein verderbtes Gebiet zu reinigen und Zielen innerhalb des Gebietes Schaden zuzufügen.

Blenden

Hierbei handelt es sich um die Nutzung des Aspekts der Helligkeit des Heiligen Lichts. Mit entsprechender Intensität ist es mit weniger Aufwand, als beispielsweise beim Richturteil, möglich, lebendige und untote Gegner zu blenden und damit abzulenken.

Hammer der Gerechtigkeit

Wenn es um das Modellieren von manifestierten Heiligen Licht geht, ist die Form des Hammers sehr verbreitet. Dies rührt daher, dass die Form relativ einfach und bekannt ist. Je nach Intensität reicht dies von Unterbrechung bis hin zu schweren Verletzungen.

Defensive Fähigkeiten

Die verteidigenden Fähigkeiten von Lichtwirkern sind grundsätzlich Wälle oder Schilde aus Heiligem Licht. Diese kommen in unterschiedlichen Formen vor, hier die geläufigsten:

Heiliger Schild
Machtwort: Schild
Gottesschild
Lichtkuppel

Heiliger Schild

Hierunter versteht man ein erweitertes Schild zum physischen Schild, das jedoch größer ist und aus Heiligem Licht besteht. Es wird vorrangig gegenüber Schattenangriffe eingesetzt.

Machtwort: Schild

Im Gegensatz zum heiligen Schild handelt es sich hierbei um einen 360° Grad Schutz, der um andere Personen oder sich selbst aus Heiligen Licht gewirkt werden kann, um temporär Schaden abzudämpfen.

Gottesschild

Das Gottesschild ist das stärkste der Schilde. Die Intensität beim Wirken ist wesentlich höher, der Schutz ebenfalls. Jedoch hält es nur wenige Sekunden an und kann nur auf den Wirker selbst gewirkt werden. Es bietet sich an, um spontanen extremen Schaden auszugleichen, beispielsweise bei einer Explosion.

Lichtkuppel

Die Lichtkuppel wird vom Lichtwirker in ein Gebiet bzw. auf eine Fläche gewirkt, in dem sich schützenswerte Personen aufhalten. Sozusagen handelt es sich um ein größeres und stärkeres „Machtwort: Schild“

Dies ist lediglich eine kleine selektive Auswahl an Unterstützungs-, Angriffs- und Verteidigungsfähigkeiten. Es wird keine Vollständigkeit erhoben, soll aber einen ersten Überblick über die gängigen Fähigkeiten bieten, auf denen alle weiteren Fähigkeiten aufbauen.

Übungsaufgaben

Nenne die drei Grundarten von Lichtfähigkeiten!

Benenne drei Unterstützungs-Fähigkeiten!

Benenne vier Offensiv-Fähigkeiten!

Benennen vier Defensiv-Fähigkeiten!

Recherchiere: Welche Ausbildungswege gibt es für einen Paladin? Worauf kann er sich spezialisieren?

Recherchiere: Welche Ausbildungswege gibt es für einen Priester? Worauf kann er sich spezialisieren?

Sprich mit einem Paladin bzw. Priester! Welche Fähigkeiten, die nicht in diesem Werk genannt wurden, werden von ihnen noch beherrscht?

Lies dir das folgenden Beispiel durch und überlege, welche Lichtfähigkeiten in welchem Kontext sinnvoll anzuwenden sind!

Beispiel 1
Ein Patient leidet unter einer entzündeten Wunde.

Beispiel 2
Ein Soldat erleidet im Kampf eine Schnittwunde.

Beispiel 3

Eine Miliztruppe verliert den Mut und droht zu fliehen.

Beispiel 4
Ein Hexenmeister wirkt einen Schattenblitz auf dich.

Beispiel 5
Ein herabfallender Ziegelstein droht eine Frau zu erschlagen.

Schlusswort

Mit dem Abschluss dieses Buches soll der Leser ein Fundament an Wissen bezüglich dem Heiligen Licht, seiner Herkunft und Entstehung, der Wechselkräfte des Universums und über die Wirkungsweise des Heiligen Lichts erhalten haben. Der Exkurs zu den drei Tugenden führt die Werte vor Augen, die der Ausbildung vorangehen und verstanden werden müssen. Differenziert wurde sich mit dem institutionalisierten und persönlichen Glauben und dessen Kritik auseinandergesetzt, wie auch mit den Pfaden des Heiligen Lichts.

Mit den Kapiteln über Moral, Ethik und Rechtschaffenheit wurden die Gesinnungen ebenso wie die inneren Zwiespälte, Ängste und Probleme behandelt, die einem am Weg zum Lichtwirker begegnen können. Das Kernstück bildete das Geheimnis der Glaubens, nämlich der Weg vom Lichtgläubigen zum Lichtwirker. Es wurde klar, dass eine Manifestierung ohne Transzendenz nicht möglich ist und der lange Prozess zur Bindung mit der Urkraft des Lichts ein aufbauender Dreiklang ist.

Ausgehend von emotionaler, kognitiver und physischer Verbindung wurde schließlich auf die Manifestation und Modellierung des Heiligen Lichts eingegangen, um diese göttliche Kraft für den Wirker selbst nutzbar zu machen. Auch auf mögliche Risiken und Hindernisse wurde hingewiesen.

Das letzte Kapitel widmete sich den konkreten Fähigkeiten des Lichts in den drei großen Bereichen des Angriffs, der Verteidigung und Unterstützung. Es wurde erklärt, weshalb wie unterschieden wird und was die unterschiedlichen Fähigkeiten gemeinsam haben.

Abgerundet wird die theoretische Lektüre jedoch von den interaktiven Sequenzen, die zum Nachdenken und Ausprobieren ebenso anregen sollten, wie zum Diskurs mit anderen Mitmenschen. Ich wünsche den jungen Novizen und Knappen alles Gute auf ihrem Pfad des Lichts.


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